Der Rucksackmörder
augenblicklich in Falten. Doch ein Blick zu der Staatsanwaltschaft beruhigt ihn.
Einer der beiden Staatsanwälte springt förmlich auf und spricht zu der Zeugin: »Frau Zeugin, es ist richtig, dass dieses Datum auf der Vorderseite des Bildes steht und Ivan Milat dadurch nicht der Mörder eines der Opfer sein kann. Doch wir waren nicht untätig und haben das Bild durch unsere Experten untersuchen lassen. Frau Milat, Sie haben die Jahreszahl auf der Vorderseite des Bildes abgekratzt und nachträglich mit der Zahl 92 versehen.«
Wutschnaubend wirft Caroline Milat dem Staatsanwalt eine Unterstellung vor. »Das ist nicht richtig. Ich habe das Bild nicht manipuliert. Das angegebene Datum ist der Tag, an dem das Foto gemacht wurde.«
»Frau Zeugin, nehmen Sie das Foto doch einmal aus dem Album.«
Umständlich nestelt sie das Bild heraus. Da ergreift der Staatsanwalt das Wort: »Frau Zeugin, sind Sie sicher, dass das angegebene Datum nicht von Ihnen geändert wurde?«
»Ganz sicher!«, ist ihre feste Antwort. »Dann drehen Sie das Bild doch einmal um.« Sie folgt der Aufforderung des Staatsanwalts und dreht das Bild um. Erschrocken fährt die Frau zusammen.
»Wollen Sie noch immer behaupten, das Datum wurde von Ihnen nicht nachträglich geändert Frau Zeugin?« Doch er erhält keine Antwort. Verlegen schaut die Zeugin zu Boden, als der Staatsanwalt versucht, dem Gericht zu erklären: »Hohes Gericht, es ist richtig, dass dieses Datum auf der Vorderseite des Bildes steht. Auch wir haben uns darüber sehr gewundert.
Doch als wir die Rückseite betrachteten, mussten wir lachen.
Ivan Milat selbst hat auf die Rückseite des Bildes das richtige Datum geschrieben, nämlich 1991. So waren die Untersuchungen der Experten nur noch eine Formsache.«
Als man die Zeugin befragt, ob das, was der Staatsanwalt ausführte, richtig sei, bestätigt sie, die Jahreszahl verändert zu haben. Wieder einmal platzt ein Alibi Ivan Milats.
Caroline, die Frau von Ivans Bruder William Milat Auch in den nächsten Prozesstagen wird nichts bekannt, was Milat entscheidend entlasten könnte. Eine Woche vor Prozessende steht Milat plötzlich auf und fragt das Gericht:
»Was soll das hier überhaupt? Ich habe mit all den Anschuldigungen nichts zu tun. Ich bin unschuldig. Alle Beweise, die die Polizei in meinem Hause gefunden hat, gehören mir nicht. Sie sind mir untergeschoben worden, wahrscheinlich durch die Polizei.«
An dem Prozesstag darauf bekommt ein Geschworener während der Verhandlung einen anonymen Anruf, den er dem Richter bekanntgibt: »Wenn sie Milat für schuldig befinden, dann geben Sie gut Acht auf sich.«
Das Gericht bewertet diesen Anruf als ernst zu nehmende Drohung. Daraufhin wird der Geschworene von der Anwesenheit bei Gericht befreit. Für das Gericht stellt sich nun die Frage, ob der Prozess mit einem neuen Geschworenen neu verhandelt werden muss. Der Anwalt Milats besteht darauf, einen neuen Geschworenen zu berufen und die Verhandlungen noch einmal neu zu terminieren. Das Gericht lehnt diesen Antrag jedoch mit der Begründung ab, dass dies zu kostenintensiv sei und dass der Prozess auch mit nur elf Geschworenen fortgesetzt werden könne.
Das Gericht setzt die Verhandlung nach kurzer Pause mit der Vernehmung der Gutachter fort.
Als der Pathologe der Gerichtsmedizin gehört werden soll, ordnet der Richter an: »Nicht alle Verletzungen der Opfer dürfen genannt werden, um die Angehörigen nicht zu sehr zu schockieren. Das Benehmen des Tatverdächtigen ist schon schlimm genug. Der Verdächtige legt eine kaum zu ertragende Gleichgültigkeit gegenüber den Leiden der Angehörigen an den Tag. Das ist fast schon eine Missachtung der Menschlichkeit«
»Eine sehr weise Entscheidung«, wie der Gerichtsmediziner später feststellte.
Nachdem auch das Gutachten des Gerichtsmediziners gehört worden ist, sagt der Vorsitzende Richter zu Ivan Milat: »Herr Milat, Sie haben nun die Möglichkeit, sich noch einmal zu verteidigen. Sie haben das letzte Wort«
Ivan Milat steht langsam auf und antwortet dem Richter:
»Es gibt nichts zu verteidigen. Ich bin unschuldig und habe mit dieser ganzen Geschichte nichts zu tun.« Trotzig wie ein ungezogener Junge nimmt er wieder auf seiner Bank Platz.
Noch einmal fragt ihn der Richter: »Haben Sie sonst nichts mehr zu sagen?«
Milat fast trotzig: »Nein, es gibt nichts mehr zu sagen.«
Das hohe Gericht schließt die Hauptverhandlung, und die Geschworenen ziehen sich zur Beratung zurück.
Das
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