Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Ruf der Finsternis - Algarad 2

Der Ruf der Finsternis - Algarad 2

Titel: Der Ruf der Finsternis - Algarad 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
Vom Netzwerk:
gepresst. »Noch haben sie mich nicht entdeckt, aber sie streifen durch den Wald. Ich war auf dem Rückweg in die Schlucht ...«
    »Wir haben keine Zeit für Erklärungen«, mischte sich Dualar ein. »Legt eure Tarnumhänge wieder an!«
    Die Dan-Ritter gehorchten, und mit großen Augen sah Fenn einen nach dem anderen verschwinden. Nur Tenan stand noch sichtbar vor ihm. »Fenn, kannst du uns zu eurem Versteck führen? Wir sind nicht viele, aber die Dan-Ritter können euch schützen.«
    »Ich bringe euch hin«, sagte Fenn eifrig. »Kommt mit mir, es liegt an der anderen Seite des Murenbergs.«
    Die Schlucht, in die sich die Bewohner von Esgalin zurückgezogen hatten, war schwer zugänglich. Ihre Felswände standen bedrückend nah beieinander und öffneten sich nur einen schmalen Spalt, durch den spärliches Licht nach unten fiel. Kaum sichtbare Serpentinenwege und rutschige, in Stein gehauene Treppenstufen wanden sich steil hinab in eine kühle Dämmerung. Ein Nebenfluss des Muren, Kym genannt, rauschte am Grunde der Klamm über die Steine, Wasserdunst stieg nach oben und überzog alles mit Feuchtigkeit.
    Tenan kam es vor, als stiegen sie hinab in die Unterwelt. Der Abstieg war gefährlich, weswegen Dualar befohlen hatte, die Tarnumhänge abzulegen, damit sie besser laufen konntenund nicht versehentlich mit dem Vordermann zusammenstießen.
    Fenn geleitete sie hinab zu einem Plateau, das unter überhängenden Felsen verborgen lag und vor unliebsamen Blicken geschützt war. Die Bewohner Esgalins hatten notdürftige Behausungen errichtet, indem sie Tierfelle, Decken und Umhänge auf Zweige und Äste gespannt hatten. Ein paar Feuerstellen qualmten trotz der Gefahr, entdeckt zu werden, allerdings erzeugten sie mehr Rauch als Wärme.
    Vorsichtig und scheu traten die Menschen aus ihrem Unterschlupf, als die Gruppe der Fremden unten ankam. Sie trugen schmutzige, zerrissene Kleider und sahen bleich und abgezehrt aus. Misstrauisch blickten sie den Dan-Kriegern entgegen, doch als sie Tenan erkannten, weiteten sich ihre Augen. Sie tuschelten aufgeregt miteinander, manch einer nickte ihm freundlich zu. Unter ihnen war Hergan, die Tochter des Schankwirts, die ihm zulächelte. Soweit Tenan es überblicken konnte, waren alle Dorfbewohner anwesend – alle außer einem.
    Er reckte den Kopf und suchte die Reihen nach Osyn ab, doch sein alter Meister war nirgends zu sehen.
    Ein hagerer Mann löste sich aus der Menge und trat auf sie zu. Es war Chem, der Vorsteher des Dorfs. Seine grauen Haare und sein Bart waren zerzaust, seine Augen lagen tief in den Höhlen. »Belgon sei Dank!«, rief er und ergriff Tenans Hände. »Endlich trifft Hilfe ein!« Er wischte sich Tränen der Erleichterung aus den Augen. »Ich habe schon aufgehört, die Wochen zu zählen, die wir uns hier aufhalten. Kommt, setzt euch ans Feuer; es spendet zwar nur wenig Wärme, aber es ist besser als nichts.«
    Tenan und seine Begleiter setzten sich im Kreis um dierußende Feuerstelle, und Chem ließ eine Schale mit Beeren und gekochten Wurzeln bringen. »Mehr können wir euch leider nicht anbieten, das letzte Wild haben wir schon vor einer Woche erlegt. Immer wieder streifen Gredows im Wald umher, es wäre zu gefährlich, auf die Jagd zu gehen. Wir sind verzweifelt, der Winter naht und wir haben nichts zu essen ...«
    »Wir werden euch beschützen und in Sicherheit bringen«, sagte Dualar beruhigend. »Unsere Truppen haben ihr Lager in Eisgarth aufgeschlagen, von wo aus wir den Stützpunkt des Feindes angreifen werden. Wenn alles gut geht, wird Gondun noch vor Beginn des Winters befreit sein.«
    Tenan war von Herzen froh und dankbar, die Dorfbewohner wohlauf zu sehen, und blickte in ihre ausgezehrten Gesichter, die nun wieder von Hoffnung erfüllt waren. Sie erzählten von der entbehrungsreichen Zeit, die sie in der Schlucht verbrachten, und wie sie sich mehr schlecht als recht durchschlugen. Die Dan-Ritter befragten sie nach dem Versteck der Krieger Achests und versuchten möglichst viel über ihr Vorgehen in Erfahrung zu bringen.
    Hergan und Fenn befragten Tenan nach Amris und wie es ihm in Meledin ergangen war, und Tenan berichtete das wenige, das er wusste. Seine Gedanken aber waren ganz woanders, und er konnte seine Ungeduld nicht länger im Zaum halten. »Sagt mir, was ist mit Osyn geschehen?«, unterbrach er sie unvermittelt. »Ich sehe ihn nirgendwo unter euch!«
    Sämtliche Gespräche verstummten, als hätte Osyns Name eine zauberkräftige Wirkung, und eine

Weitere Kostenlose Bücher