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Der Ruf der Finsternis - Algarad 2

Der Ruf der Finsternis - Algarad 2

Titel: Der Ruf der Finsternis - Algarad 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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er sich an den Steinwänden entlang auf die Tür der Kammer zu. Seit er auf Gondun von einer Horde Gredows verfolgt worden und in die Muren-Schlucht gestürzt war, hatte er diese Tarnung beibehalten. Wie gut, dass er sich an den alten Zauber des Gestaltwandelns erinnert hatte, der es ihm ermöglicht hatte, sich als Habicht in Sicherheit zu bringen! Während seines langen und beschaulichen Lebens als Comori hatte er den Zauberspruch fast vergessen.
    Kurz wanderten seine Gedanken zu den Geschehnissen zurück, die ihn nach Nagatha geführt hatten. Was mochte aus den Bewohnern Esgalins geworden sein? Waren sie den Gredows entkommen und hatten sie sich in ihr Versteck zurückziehen können? Und wie war es seinem jungen Lehrling Tenan ergangen, seit er ihn mit dem Meledos-Kristall nach Meledin geschickt hatte? War es ihm gelungen, den Stein in die Hände des Ordens von Dan zu übergeben? Es gab so viele unvorhersehbare Gefahren, die ihn auf seiner Mission erwarteten, und sein Student der Kleinen Magie mochte zwar mutig und draufgängerisch sein, aber er war auch unerfahren und leichtsinnig. Wenn die Häscher Achests ihn gefunden und den Stein an sich gebracht hatten, so war alles verloren, wofür Osyn gekämpft hatte.
    Fragen über Fragen. Er durfte sich von ihnen aber nun nicht ablenken lassen, schließlich hatte er selbst noch eine gefahrvolle Aufgabe zu vollbringen: Er musste den Dan-Lord finden,der den Meledos-Kristall in einer tollkühnen Aktion aus Nagatha entführt hatte. Durch ein geheimnisvolles magisches Ritual hatte er damals dessen Namen in Erfahrung bringen können: Es handelte sich um Lord Iru, den Fürsten von Dan, einen der mächtigsten Dan-Ritter und Vertrauten des Hochkönigs Andorin. Zu allem Unglück war Iru auf seiner Flucht von den Schergen des Todesfürsten gefangen genommen worden, aber er hatte dafür Sorge getragen, dass der magische Kristall nicht in die Hände der Verfolger gefallen war. Osyns Schüler Tenan hatte den Stein am Strand von Gondun gefunden, und sein Meister hatte ihn auf eine gefahrvolle Mission ausgeschickt, um den Kristall nach Meledin zu bringen und der Obhut des Ordens von Dan anzuvertrauen.
    Wie immer beschlich Osyn ein ungutes Gefühl, wenn er an Tenan und seinen Auftrag dachte, irgendetwas sagte ihm, dass es auf dem Weg in die Hauptstadt Algarads Probleme gegeben hatte. Doch diesmal konnte er ihm nicht beistehen; vielmehr musste er sich nun vordringlich Gewissheit über das Schicksal Lord Irus verschaffen und ihn befreien. Der Fürst hütete ein großes magisches Wissen, dessen sich Achest keinesfalls bemächtigen durfte.
    Mittlerweile stand der alte Comori vor der Tür der Kammer. Wie nicht anders zu erwarten, war sie verschlossen. Er tastete seine Kleidung ab, bis er in einer schmalen Tasche den Com fand, seinen alten Zauberstab, an dessen Spitze der Stein eines Meisters blitzte. Osyn schloss die Augen, beschrieb mit dem Stab eine Folge von Zeichen in der Luft und murmelte einige Zaubersprüche. Der Kristall an der Spitze des Com leuchtete auf. Das schwere Eisenschloss knackte und rasselte, schob sich schließlich wie von Geisterhand zur Seite.
    Osyn schüttelte den Kopf: Dafür, dass die Kammer mittenin der Festung des Todesfürsten lag, war sie erstaunlich schlecht gesichert.
    Vorsichtig öffnete er die Tür und lugte nach draußen. Kalte Luft wehte ihm entgegen, es roch weit angenehmer als in der Kammer, wo noch immer der Gestank des Xaxis hing. Vor Osyns Augen öffnete sich die Flucht eines langen Ganges, der sich irgendwo in der Dunkelheit verlor. Nirgendwo schien es eine Tür oder eine Abzweigung zu geben, nur der Wind pfiff unheimlich klagend hindurch.
    Der alte Comori ließ den Kristall an seinem Stab aufglimmen, um in der Dunkelheit etwas sehen zu können, und trat auf den Gang hinaus. Er durfte keine Zeit verlieren. Nach allem, was er gehört hatte, lagen die berüchtigten Verliese der Gefangenen tief unten in dem Berg, auf dem Nagatha erbaut worden war.
    Osyn folgte dem langen Gang, der irgendwann an einer steinernen Wendeltreppe endete. Sie führte nach unten in eine noch schwärzere Dunkelheit. Er lauschte einen Augenblick. Totenstille. Nur das Geräusch seines Atems hing in der Luft. Obwohl ihm eine innere Stimme sagte, dass es klüger wäre, nicht hinabzusteigen, folgte er den Stufen nach unten.
    Seine Schritte verursachten ein leichtes Kratzen auf dem Stein. Der Schimmer seines Com-Kristalls tanzte wie ein Irrlicht vor ihm. Die Treppe wand sich in endlosen

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