Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Ruf der Finsternis - Algarad 2

Der Ruf der Finsternis - Algarad 2

Titel: Der Ruf der Finsternis - Algarad 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
Vom Netzwerk:
scheint mir die Wahl der Mittel gerechtfertigt, Lord Amberon. Wir sollten alles Erdenkliche tun, um diesen Krieg zu gewinnen, wir können es uns nicht leisten, allzu nachgiebig oder rücksichtsvoll zu sein. Die Gredows sind furchtbare Krieger und lassen selbst keine Gnade walten, und wir müssen ihre Kriegspläne und Taktik ...«
    »Das ist noch lange kein Grund, sie mit unerlaubten Ritualen zu beeinflussen!«, unterbrach Amberon ihn schroff. »Der Kodex der Dan verbietet den Einsatz dunkler Künste wie die des al-kaboth, wie Ihr sehr wohl wisst. Ich kann es nicht glauben – Ihr wollt schwarzmagische Methoden anwenden, die sich nicht von denen unterscheiden, die Achest gebraucht!«
    Erschrocken ob der plötzlichen Heftigkeit der Auseinandersetzung, blickte Tenan von einem zum anderen.
    Der Hauptmann verbeugte sich steif vor dem Erzmagier. »Dann werde ich gehen und Euren Befehl befolgen, LordAmberon. Die Bogenschützen werden keinen der Gredows am Leben lassen.« Er machte auf dem Absatz kehrt und schickte sich an, die Kajüte zu verlassen.
    »Wartet!« Amberon trat einen Schritt auf ihn zu. »Damit wir uns nicht missverstehen: Mir geht es nicht darum, die Gredows zu schonen. Aber die Anwendung einer Technik wie des al-kaboth gehört zu den finstersten Methoden der Schwarzen Magie und birgt große Gefahr für denjenigen, der sie ausführt. Ihr kennt die Legende von Agaldir, dem Magier der Sieben Tore? Er versuchte, die Dämonen von Permon seinem Willen zu unterwerfen, aber während er glaubte, sie zu kontrollieren, verdarben sie seinen Geist, und ihr Einfluss nahm überhand. Mit der Zeit wurde er selbst zu einem Meister der Schwarzen Künste, denn er hatte sich vom Versprechen unendlicher Macht verführen lassen. Und wie alle Schwarzmagier blieb er zeitlebens ein Sklave der Dämonen, denen er seither dienen musste.« Amberon schüttelte entschieden den Kopf. »Nur ein sehr mächtiger Dan könnte der Versuchung widerstehen, die durch das al-kaboth entsteht, und selbst dann würde sein Geist womöglich Schaden nehmen. Ich möchte nicht, dass sich einer der unseren dem aussetzt, schon gar nicht Ihr, Hauptmann Dualar.«
    »Ihr wisst, dass ich stark genug für eine solche Aufgabe wäre«, antwortete Dualar knapp. »Ich würde das Risiko auf mich nehmen.«
    »Es bleibt dabei: Ich untersage Euch, diese Methoden anzuwenden!« Amberons Stimme hatte wieder an Schärfe zugenommen. »Geht nun und vertreibt die nahenden Gredows. Sorgt dafür, dass sie niemandem mehr schaden können. Ihr werdet die Verteidigung des Dronths persönlich überwachen, Dualar.«
    Grußlos verließ der Hauptmann den Raum, gefolgt von dem Diener, der hinter ihm her hastete. Dualars Verhalten Amberon gegenüber war ungebührlich und ein Verstoß gegen den Kodex der Dan, aber er schien dermaßen gekränkt, dass er dies billigend in Kauf nahm.
    Amberon winkte Tenan, Dualar zu folgen. »Geh besser mit ihm und bleib bei ihm, bis sich sein verletzter Stolz erholt hat. Ich hoffe, er unternimmt nichts Unüberlegtes.«

31
    Wie ein leuchtendes Juwel lag die Hafenstadt der Südinseln von Shon in der samtschwarzen Nacht, als der Vyron mit Thut Thul Kanen und Eilenna tiefer sank. Hunderte von Häusern schmiegten sich in die Rundung einer ausladenden Bucht am Rand eines steil ansteigenden Berghangs. Soviel Eilenna von oben sehen konnte, waren die meisten der Gebäude wie hoch aufragende, ineinander verschachtelte Bienenkörbe gebaut, aus deren Fenstern bunte Lichter strahlten. Tausende von Laternen und Fackeln erhellten die verwinkelten Gassen und Straßen, auf denen auch zu später Abendstunde reges Treiben herrschte.
    In den luftigen Höhen war es während des tagelang andauernden Flugs unangenehm kalt gewesen, die Mäntel hatten sie nur notdürftig geschützt, und die beiden Reiter waren vollkommen durchfroren. Doch hier war die Luft angenehm warm, und dankbar ließ sich Eilenna den südlichen Wind ins Gesicht wehen, der die verschiedensten Gerüche herantrug: den Duft gebratener Speisen, fremdländischer Früchte und Gewürze,wie Anis, Kardamom, Safran, und das schwere Aroma der Samen einer berauschenden Pflanze, die im Norden Algarads gänzlich unbekannt war. Für einen kurzen Augenblick vergaß Eilenna die Umstände, die sie hierhergeführt hatten, und sie sog die verzaubernden Eindrücke in sich auf.
    Thut Thul Kanen wies auf ein lang gezogenes Plateau, das oberhalb der Grenzen der Stadt lag. Auf ihm erstreckte sich hinter einer hohen Mauer eine Vielzahl von

Weitere Kostenlose Bücher