Der Ruf der Finsternis - Algarad 2
Achests trauen?«
»Bei Helis, der Göttin der Nacht, ich schwöre ...«
»Verschon uns mit deinen Schwüren auf die Götter der Finsternis«, fiel ihm Dualar ins Wort. »Ich habe Weisung von Erzmagier Amberon, keine Gefangenen zu machen!«
»Dann werden wir euch vorher einen letzten harten Kampf liefern«, knurrte Mavrok und zog sein Schwert, das im Licht der Fackeln rot leuchtete. Seine Krieger taten es ihm gleich. »Aber wir sind nicht hier, um mit einem Diener des Erzmagiers zu feilschen. Ich will aus seinem Munde hören, was er zu sagen hat!«
»Dann sprecht direkt mit mir!«
Erstaunt wandten alle den Kopf. Amberon war unbemerkt an Deck getreten. Er hatte die weiße Robe der Dan abgelegt und trug stattdessen die violetten Gewänder, die ihn als Erzmagier von Algarad auswiesen. Würdevoll, von fast königlicher Erhabenheit, trat er an die Reling und blickte hinunter zu den Gredows. Tenan konnte das bläuliche Schimmern des cor nephal sehen, den er zu seinem Schutz errichtet hatte.
Mavrok deutete eine Verneigung an. »Ihr habt gehört, was unser Begehr ist. Seid Ihr bereit, uns aufs Schiff zu nehmen? Wir werden unsere Waffen ablegen, bevor wir die Urthuk betreten.«
Amberon antwortete nicht gleich, sondern überdachte die Lage. »Der Kodex der Dan verbietet es, Krieger zu töten, die sich ergeben«, sagte er schließlich langsam. »Aber ich spüre List und Trug in euch! Warum sollten wir euch Glauben schenken?«
»Die Schlacht am Ufer ist verloren und unser Leben ist uns wichtiger, als Achest zu gehorchen.«
»Ihr seid bereit, euren Herrn und Meister zu verraten?« Zweifel lagen in Amberons Stimme.
Mavrok machte eine Bewegung, die ein verächtliches Schulterzucken sein mochte. »Glaubt, was Ihr wollt, Erzmagier, unser Schicksal liegt in Eurer Hand. Wenn Ihr uns nicht aufnehmt, werden wir angreifen und unser Leben in einem letzten ruhmreichen Kampf beenden.«
Amberon verschränkte die Arme vor der Brust und warf Dualar einen kurzen Blick zu.
Der Hauptmann entgegnete nichts, aber Tenan ahnte, dass er die unerwartete Wendung der Ereignisse begrüßte. Amberon hatte keine andere Wahl, als die Gredows an Bord zu nehmen,er konnte sie unmöglich töten, ohne die Lehren des Ordens mit Füßen zu treten.
Mit grimmigen Zügen verkündete der Erzmagier seine Entscheidung. »Ich habe tatsächlich keine andere Wahl, als euch am Leben zu lassen ...« Der grölende Jubel der Gredows unterbrach ihn, und er hob gebieterisch die Hand, um weiterzusprechen. »... aber ich werde euch nicht bis zum Ziel unserer Reise mitnehmen!«
Augenblicklich verstummten die Gredows.
»Wir werden euch auf einer der kleinen Inseln vor der Küste Caithas Duns aussetzen. Dort könnt ihr keinen Schaden anrichten, habt aber eine Chance zu überleben, wenn ihr es klug anstellt. Im Gegenzug sollt ihr uns beibringen, wie man den Dronth-Brecher segelt.«
Mavrok knurrte, es war ihm deutlich anzusehen, dass dies nicht das war, was er sich erhofft hatte.
»In Ordnung«, sagte er schließlich und warf Amberon einen zornerfüllten Blick zu. »Es sei, wie Ihr wünscht. Wir werden unsere Waffen und Rüstungen in den Booten zurücklassen, dann lasst uns aufs Schiff!«
»Hauptmann Dualar und seine Männer werden euch in Empfang nehmen und gründlich nach versteckten Waffen durchsuchen«, bestimmte Amberon. »Ich warne euch: Sobald ich merke, dass ihr uns täuschen wollt und ein doppeltes Spiel treibt, werde ich euch hinrichten lassen!«
33
Am Morgen nach der Schlacht von Leremonth erhob sich eine fahle Sonne aus dem östlichen Meer, die kaum die Kraft hatte, die Schleier aus Dunst und Rauch zu durchdringen, die über der Bucht lagen.
Die Gredows, die sich ergeben hatten, waren ohne Widerstand entwaffnet und unter Deck gebracht worden. Um zu verhindern, dass sie sich zusammenrotteten und einen Ausbruchsversuch unternahmen, hatte man sie in Gruppen von je drei Kriegern auf die zahlreichen Gefängniszellen im Schiff verteilt, vor denen Dan-Soldaten Tag und Nacht Wache hielten.
Unterdessen begann man in der Bucht mit den Aufräumarbeiten. Der hohe Berg aus getöteten Gredows wurde mit Öl übergossen und angezündet, und der Wind trug den ekelhaften Gestank ihres verbrannten Fleischs weit ins Land hinein. Trotz des Sieges herrschte eine bedrückte Stimmung, denn die Schlacht hatte auch vielen tapferen Soldaten aus den Reihen der Dan das Leben gekostet.
Weit abseits des grausigen Leichenberges, nahe am Waldrand, bahrten die Ritter ihre gefallenen
Weitere Kostenlose Bücher