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Der Ruf der Finsternis - Algarad 2

Der Ruf der Finsternis - Algarad 2

Titel: Der Ruf der Finsternis - Algarad 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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ihre Schwerthiebe prasselten auf den Eshgoth nieder, trotzdem gelang es ihm, auf die Knie zu kommen. Mit seiner mächtigen Pranke holte er aus und fegte seine Peiniger mit einem einzigen Streich zur Seite, ihre Körper wirbelten durch die Luft.
    Augenblicklich reagierten die Lianenstränge, die den Eshgoth noch immer umschlungen hielten, auf seine heftigen Bewegungen und wanden sich enger um Arme und Beine. Ein gewaltiger Ruck ging von der Schlingpflanze aus, der Eshgoth verlor den Halt, krachte zu Boden und wurde mit erstaunlicher Geschwindigkeit über das Schlachtfeld gezogen. Er brüllte vor Wut und schlug um sich, versuchte sich in der Erde festzukrallen, doch vergeblich. Die Lianenranken zerrten ihn über getötete Soldaten, Wurzeln und scharfkantige Steine hinweg bis zum Waldrand. Bevor er jedoch in die Krone der Bäume emporgerissen wurde, sprangen plötzlich Krieger der Fairin aus dem Unterholz, angetan mit Speeren und hölzernen Knüppeln, und fielen johlend über ihn her. Da ihn die Ranken vollständig umschlungen hielten, konnte er sich gegen ihre Schläge nicht zur Wehr setzen und war ihnen hilflos ausgeliefert. Wütend schnappte er nach den Fairin und versuchte, die Lianenstränge nahe seiner Schulter zu zerbeißen, doch schon bald erschlafften seine Glieder. War der Kampfgeist der Fairin erst einmal geweckt, kannten sie keine Gnade.

28
    Die Kälte des Wassers bohrte sich mit eisigen Fingern in Tenans Haut. Der Schock nahm ihm fast das Bewusstsein. Prustend kam er an die Oberfläche und schnappte nach Luft, als kurze Zeit später Dualar neben ihm ins Wasser klatschte.
    »Bewege dich und schwimm umher, so viel du kannst, damit du warm bleibst«, rief der Hauptmann ihm zu, »das Boot der Dan wird nach uns suchen und uns bald an Bord nehmen. Ich konnte Amberon auf geistigem Wege mitteilen, wo wir uns befinden.«
    Tenan tat, wie ihm geheißen, doch die Kälte war mörderisch. Sie kroch von allen Seiten in seinen Körper und verwandelte ihn in einen Eisblock, der langsam zu versinken drohte. Er merkte, wie seine Glieder steif und unbeweglich wurden. Mithilfe magischer Techniken versuchte er, ein Gefühl der Wärme zu erzeugen, aber es wollte ihm nicht gelingen. Abermals wurde ihm bewusst, wie viel Übung vonnöten war, bis er die Magie der Dan beherrschte. Zu seinem Glück war er ein guter Schwimmer, und so konnte er sich trotz des zunehmenden Taubheitsgefühls eine Zeitlang neben Dualar über Wasser halten, dessen gleichmäßige Schwimmzüge ihm einen beruhigenden Rhythmus vorgaben.
    Nach einer Ewigkeit, wie es Tenan schien – in Wirklichkeit konnten nur einige Minuten vergangen sein –, vernahm er Stimmen und sah die Lichter von Fackeln, die sich ihnen näherten, dann löste sich der Umriss eines Bootes aus der Dunkelheit. Dualar winkte und rief die Dan-Ritter heran.
    Helfende Arme reckten sich über die Reling, packten sie unter den Achseln und zogen sie ins Boot, was erst nach einigen Versuchen gelang, weil ihre wasserdurchtränkten Robenschwer an ihnen klebten und sie immer wieder zurück ins Meer zogen. Endlich aber hatten sie es geschafft und befanden sich in dem schwankenden Nachen. Zwei der Dan-Ritter hüllten sie in trockene Umhänge, und die Ruderer steuerten eilig das Ufer an.
    »Was hat euch so lange aufgehalten?«, fragte Amberon besorgt. »Wir befürchteten schon, ihr wäret in die Hände der Gredows gefallen. Nur wenig später, und wir hätten die Suche nach euch aufgegeben und wären zurückgefahren.«
    »Die Gredows hätten uns beinahe getötet«, erwiderte Tenan bibbernd und hüllte sich in den frischen Umhang. Er konnte seine blauen Lippen kaum bewegen. »Und leider durften wir auch Bekanntschaft mit einem Eshgoth machen.«
    »Ein Eshgoth!« Amberon zog eine sorgenvolle Miene. »Seit der Schlacht von Tanab wurden diese Kreaturen nicht mehr gesehen! Man glaubte damals, die Eshgoths seien endgültig ausgelöscht worden ...«
    Wie um seine Aussage zu widerlegen, ertönte neben dem Boot plötzlich ein gutturales Röhren und ein gewaltiger, monströser Schädel erhob sich aus dem Wasser. Tenan schrie entsetzt auf – der Unhold hatte den Sturz vom Schiff überlebt! Das kleine Boot wurde hin und her geschüttelt, alle versuchten, sich irgendwo festzuhalten, um nicht ins Wasser geschleudert zu werden. In der Enge des Kahns war keiner der Dan im Stande, die Waffe zu ziehen und sich gegen den Eshgoth zu verteidigen.
    Tenan klammerte sich an einem Ruderpoller fest, aber es war nur eine Frage der

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