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Der Ruf der Finsternis - Algarad 2

Der Ruf der Finsternis - Algarad 2

Titel: Der Ruf der Finsternis - Algarad 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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Stadtmauern – immer wieder auf Bewohner fremder Inseln und Kontinente, die nach Arbeit oder nach einem Schiff in die Heimat suchten, sodass er nicht weiter auffiel. Es war auch nicht ungewöhnlich, dass sich Fremde in Kriegszeiten als Söldner verdingten.
    Nun schloss sich sein Schiff in majestätischer Langsamkeit der übrigen Flotte an, die sich bereits auf hoher See befand. Den Gesprächen der Matrosen konnte er entnehmen, dass das Flaggschiff, die Trasé, in den späten Stunden des Vormittags ausgelaufen war und zwei Seemeilen entfernt gen Osten segelte. Man munkelte hinter vorgehaltener Hand, eine schöne junge Frau mit der Anmut einer Kriegerin befinde sich an Bord des Kriegsschiffs. Dies löste keine große Begeisterung bei den abergläubischen Männern aus, für die eine Frau im Tross des Heeres nur Unglück bedeutete. Thut Thul Kanen aber vernahm die Nachricht mit wilder Befriedigung, erfüllte sie doch seine Hoffnung, dass Eilenna nicht in Meledin zurückgeblieben war. Sein Herz jubelte – noch immer konnte er die Blume des Nordens in seinen Besitz bringen und gegen den magischen Kristall eintauschen!
    Nun saß er auf einer Ruderbank im Rumpf der großen Galeere und stemmte sich im Takt einer großen Trommel in die Ruder. Thut Thul Kanen spannte die Muskeln. Die Riemen bewegten sich knarrend und schwerfällig gegen den Widerstand des Wassers. Er war das Rudern aus seiner Zeit als Soldat gewohnt, als er auf der königlichen Galeere Dienst getan hatte, so wie es jedem Südländer beschieden war, gleichgültig, ob er aus armen Verhältnissen stammte oder der Sohn eines Adligen war.
    Das Innere des Kriegsschiffs war in drei Stockwerke unterteilt,in denen die Rudermannschaften arbeiteten und hausten. Zu beiden Seiten eines breiten Mittelganges befanden sich die Ruderbänke, an denen jeweils drei bis vier Männer saßen und das Schiff vorwärtsbewegten. Die Luft war geschwängert von den Ausdünstungen und den Flüchen der Ruderer. Thut Thul Kanen teilte seine Ruderbank mit zwei Männern, die sich ebenso wortkarg und verbissen in die Riemen legten wie er. Es waren Söldner, die sich gegen Wehrsold im Heer des Hochkönigs verdingten und die beschwerlichsten Arbeiten verrichten mussten. Später, wenn die Flotte Gondun erreicht hätte, würden die Söldner an vorderster Front gegen den Feind kämpfen, während die Ritter der Dan in zweiter Linie nachrückten. Jeder der Männer hatte sein Schicksal frei gewählt und erhielt eine hohe Bezahlung, allerdings erst dann, wenn er lebend aus der Schlacht zurückkehrte. Viele von ihnen würden ihren Sold nie entgegennehmen.
    »Wird Zeit, dass der Kapitän endlich die Segel setzt«, knurrte der vierschrötige Mann neben Thut Thul Kanen. »Draußen weht ein strammer Herbstwind, der uns die Arbeit abnehmen könnte.«
    »Du wirst doch nicht jetzt schon schlappmachen, bevor es richtig angefangen hat«, sagte ein stangendürrer Junge mit blasser Haut, der hinter ihnen saß. »Wahrscheinlich will der Kapitän erst einmal testen, wie viel wir aushalten, bevor er uns in die Schlacht schickt.«
    »Ein ordentlicher Kampf wäre mir lieber«, gab der andere unwirsch zurück.
    Thut Thul Kanen schwieg zu alldem. Ihm war es gleichgültig, welche Art von Arbeit ihm aufgetragen wurde, seine ganze Sorge galt dem Kristall, den er in einen Lumpen gehüllt stets bei sich trug. Er hatte das Bündel in einen alten FetzenSegeltuch gelegt und sorgsam mit einem Strick umwickelt. Er musste aufpassen, dass keiner der anderen das Kleinod entdeckte oder gar berührte, was schwierig genug war, denn immer wieder sickerte das rote Leuchten unter dem Segeltuch hervor. Vorsichtig schob er das Stoffbündel mit dem Fuß unter die Sitzbank.

19
    Die Trasé, das Flaggschiff der Flotte, nahm im schneidenden Herbstwind Fahrt auf und schoss durch die raue See ostwärts. Wenn Tenan am Heck stand, konnte er die anderen Schiffe sehen, die ihnen folgten. Es waren stattliche Kriegsschiffe, bis unters Deck beladen mit Soldaten und Kriegsgerät. Sie lagen tief im Wasser, trotzdem folgten sie dem Flaggschiff mit großer Geschwindigkeit. Überall auf den Decks waren Hunderte von Kriegern zu sehen, die sich im Schwertkampf oder in magischen Techniken übten.
    Je näher er seiner Heimat kam, desto stärker wurde seine Sehnsucht nach den weißen Sandsteinklippen Gonduns, und er konnte den Augenblick kaum erwarten, da sie aus dem Meer auftauchten. Amberon ließ sich nur selten an Deck blicken. Tenan vermutete, der Erzmagier

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