Der Ruf der Finsternis - Algarad 2
Gestalt rasch vollkommen einhüllte. Der Gredow verwandelte sich in eine Flammenlohe. Da er gesehen hatte, was mit seinem Kumpan passiert war, versuchte er erst gar nicht, das Feuer zu löschen, stattdessen verlieh ihm der unbändige Hass auf den Eindringling letzte Kraft. Wie eine brennende Fackel wankte er auf Osyn zu, der mit erhobenem Zauberstab in der Zellentür stand. »Ich werde dich mit in den Tod reißen, du Bastard!«, brüllte er, während aus seinem Mund bei jedem Wort Funken stoben.
Der Comori blickte ihm gelassen entgegen. Der Gredow zersetzte sich zunehmend, je näher er kam. Bei jedem Schritt löste sich ein Stück aus seinem Körper und fiel brennend zu Boden. Kurz bevor er Osyn erreichte, stürzte er wie ein gefällter Baum. Seine Augen waren bis zum letzten Atemzug hasserfüllt auf den Comori gerichtet, bevor auch sie in den Flammen verglühten.
Osyn stieg über die verkohlte Leiche des Gredows hinweg und eilte zu dem Gefangenen, der ohnmächtig im hinteren Teil des Verlieses lag und nichts von dem schrecklichen Kampf mitbekommen hatte. Noch spendeten ein paar Flammen, die die letzten Überreste der Krieger verzehrten, ein wenig Licht.
Osyn kniete nieder, nahm den Kopf des Mannes in beide Hände und betrachtete ihn. Die fahle Haut spannte sich straff über die Wangenknochen, die Augen lagen tief in den Höhlen. Obwohl er eher einem Totenschädel glich, erkannte Osyn Lord Iru sofort wieder. Er hatte ihn das letzte Mal vor zwanzig Jahren auf einer seiner gefahrvollen Reisen durch Algarad gesehen, gleichwohl nahm er sofort die vertraute Präsenz des Dan-Fürsten wahr. »Belgon sein Dank, er lebt«, flüsterte er erleichtert.
Iru fühlte sich kalt und leblos an, und nur seine schwachen Atemzüge gaben dem Comori die Gewissheit, dass er noch am Leben war. Mit Entsetzen sah Osyn, wie dünn und ausgemergelt er war. Seine Kleider hingen in blutigen Fetzen an seinem geschundenen Leib, der kaum mehr als Haut und Knochen war.
Der alte Comori wischte sich mit dem Ärmel über die Augen. Mitleid, aber auch Wut brannten in ihm. Seit ihrem letzten Zusammentreffen verband sie so etwas wie Freundschaft, und es schmerzte ihn, den Fürst von Dan in solch schlechter Verfassung zu sehen. Vorsichtig fasste er ihn unter den Armen und zog ihn zur Tür. Er war überrascht, wie leicht der Dan war.
Iru stöhnte kurz auf; er schien bemerkt zu haben, dass jemand bei ihm war und ihn aus dem Kerker schleifte, in dem man ihn seit vielen Wochen gefangen hielt.
»Nur ruhig, mein Fürst«, flüsterte Osyn. »Ich werde Euch in Sicherheit bringen.«
Ein heiseres Krächzen drang zwischen Irus ausgetrockneten Lippen hervor, ein kaum bemerkbares Blitzen in seinen Augen verriet Osyn, dass er ihn verstanden hatte. Er versuchte sich zu bewegen, doch der alte Comori legte ihm die Hand auf die Stirn. »Ihr seid geschwächt, mein Fürst, bewegt Euch nicht. Ich muss nach einem Weg suchen, auf dem wir aus diesen Verliesen verschwinden können.«
Er zog Iru aus der Zelle in den Gang hinaus und legte ihn in eine Nische an der Wand. Was für ein Glück, dass die Gredows ein Lasttier mit sich geführt hatten! Er konnte es verwenden, um Iru durch die Tunnelgänge zu transportieren.
Das Orn-Tier nahm kaum Notiz von ihm, als er herantrat und beruhigende Worte sprach. Er lauschte in die Tunnel, ob sich weitere Gredows in der Nähe befanden, doch er vernahmkeinen Laut außer dem Scharren der Hufe des Orn. Nachdem es auf den Hinterfüßen in die Hocke gegangen war, hievte er den Körper des bewusstlosen Fürsten von Dan in den Sattel. Glücklicherweise war das Tier nicht sehr groß, sodass es ihn keine allzu große Mühe kostete. Dann zog er die Zellentür zu, damit niemand sofort Verdacht schöpfte.
Das Orn-Tier schnaubte und bockte, als Osyn es am Zügel fasste. Sanft legte er eine Hand auf seinen Kopf und murmelte einen Zauber, der es beruhigte und gefügiger machte. Er spürte keine Bosheit in dem Tier, nur Müdigkeit und Erschöpfung. Widerwillig knurrend setzte es sich schließlich in Bewegung und trabte vorwärts, während Iru auf seinem breiten Rücken hin und her schaukelte.
21
Ein starker Westwind ließ die die Flotte der Dan-Ritter auf ihrem Weg nach Gondun schnell vorankommen. Die Stimmung an Bord war angespannt und nervös, denn keiner der Soldaten wusste, was genau ihn auf dem Feldzug erwarten mochte. Sorgfältig bereiteten sie sich durch Übungskämpfe an Deck auf die kommenden Schlachten und Scharmützel vor, an denen auch
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