Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Ruf der Finsternis - Algarad 2

Der Ruf der Finsternis - Algarad 2

Titel: Der Ruf der Finsternis - Algarad 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
Vom Netzwerk:
fallen. Man merkt, dass Meister Osyn dich gut vorbereitet hat, seine Lehrstunden sind wohl doch nicht ganz spurlos an dir vorübergegangen.«
    Tenan fühlte sich geschmeichelt. »Bei Meister Osyn habe ich kaum einen Wasserzauber fehlerfrei zustande gebracht. Einmal hätte ich sogar fast die Hütte abgebrannt, als ich einen Feuerzauber ausprobieren wollte. Osyn hielt nicht viel von meinen magischen Fähigkeiten.«
    »Die Zauberei der Comori beruht hauptsächlich auf Kräften, die in den Com-Steinen oder in der alten Cestril-Sprache gebunden sind, die dir dein Meister beizubringen versuchte. Wer diese Zaubersprüche nicht vollkommen beherrscht, kann keinen Erfolg haben – das mag der Grund für dein andauerndes Scheitern sein. Aber es gibt auch andere Formen der Magie. Diejenige der Dan-Ritter fußt nicht auf dem Rezitieren magischer Formeln, sondern auf Geisteskräften, die sich jeder Schüler mühsam erarbeiten muss. Diese magischen Kräfte strömen aus dem Schüler selbst und können ihm nie mehr genommen werden, wenn er sie einmal erlangt hat, da sie Teil seines Geistes sind. Ein Novize muss sich also ständig geistig weiterentwickeln und selbst zur Quelle seiner Kraft werden.«
    Amberon musterte ihn eine Weile, und Tenan wurde es unter dem wachen, forschenden Blick unbehaglich. Er hatte den Eindruck, als blicke der Erzmagier tief in seine Seele.
    »Es gibt aber noch eine dritte Art der Magie«, beendete Amberon seine Unterweisungen. »Sie beruht auf Kräften, die einem angeboren sind und sofort zur Verfügung stehen. Auch dich, Tenan, umgibt eine solche starke magische Aura, aber ich kann nicht sagen, woher sie stammt. Noch wissen weder du noch ich, welche Kräfte in dir verborgen liegen, umso wichtiger ist es, dass du lernst, dein Innerstes zu meistern.«

20
    Osyn folgte den Gredows mit ihrem Lasttier leise und in sicherem Abstand durch das Labyrinth der unterirdischen Gänge. Von überall drangen Schreie des Schmerzes und der Verzweiflung aus den Zellen. Die Gredows machten sich einen Spaß daraus, mit dem Knauf ihrer Schwerter gegen die vergitterten Fenster zu schlagen, was einen schauerlichen Lärm erzeugte. Schließlich machten sie vor einer Zellentür halt und banden die Zügel des Orn-Tiers an einen eisernen Ring.
    Der größere der beiden Gredows löste einen Schlüssel von seinem Gurt, steckte ihn ins Schloss und öffnete die Tür, die sich quietschend in den Angeln bewegte. Dann gingen sie hinein. Osyn drückte sich an der Tunnelwand entlang und spähte in die Zelle, sobald die Gredows darin verschwunden waren. Ein einzelner Gefangener hing an Ketten aufgehängt im hinteren Teil des stickigen Raumes. Sie gingen zu ihm und ließen ihn zu Boden. Osyn konnte ihn im schwachen Licht nicht genausehen, aber an dem verfilzten Bart erkannte er, dass es ein Mann war. Jener war dermaßen entkräftet, dass er sofort in sich zusammensank, als er den Boden berührte.
    Der größere der beiden Gredows versetzte ihm einen Tritt. »Wer wird denn gleich schlappmachen?«, höhnte er. »Na los, komm auf die Füße! Ich möchte, dass du aufrecht vor uns stehst, wenn wir uns mit dir unterhalten.«
    »Ja, wir werden dir schon noch Manieren beibringen«, lachte der andere.
    Osyn überlegte fieberhaft, wie er an den Zellenschlüssel herankommen konnte. Sollte er Magie einsetzen? Auf seinen Feuerzauber hatte er sich bisher immer verlassen können. Er fasste seinen Com, richtete die Spitze des Stabes gegen den kleineren der beiden Gredows und sprach das Wort der Macht. »Frd!«
    Ein gleißender Feuerblitz schoss aus der Spitze des Com hervor. Er traf den Gredow-Krieger am Rücken, zischte an den Eisenteilen der Rüstung entlang und drang durch sein Kettenhemd. Gleich darauf schlugen Flammen empor und erfassten den ganzen Körper. Der Gredow schrie vor Schmerz auf, doch das Feuer fraß sich so schnell durch Fleisch und Knochen, dass sein Leiden nicht lange währte. Ein entsetztes Kreischen noch, dann verstummte er. Die Teile seiner Rüstung klirrten auf den Boden, als die Flammen seinen Körper in Asche verwandelten. Der Gestank des verbrannten Fleisches war ekelerregend.
    Der andere Gredow wirbelte herum und riss sein Schwert aus der Scheide. »Bei Agoths Zorn, was ...?«
    Doch weiter kam er nicht – ein roter Blitz traf ihn mitten in die Brustplatte seiner Panzerung, das Eisen zersprang wie unter einem gewaltigen Hammerschlag in mehrere Teile. An seinemOberkörper entstand eine feurige Kugel, die sich ausdehnte und seine

Weitere Kostenlose Bücher