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Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari

Titel: Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Mennen
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gerupft hat. Meine gesamte Ernte hat das Tier ruiniert.«
    Fritz kümmerte sich nicht um die Proteste seiner Mutter. Er kannte ihr weiches Herz und drückte ihr Pascha einfach in den Arm.
    »Der Kleine hat Hunger. Kannst du ihm vielleicht etwas Ziegenmilch geben?«
    Der kleine Leopard blickte sie treuherzig an.
    »Du willst ihn doch nicht etwa behalten?« Imeldas Widerstand begann bereits zu schmelzen, während Pascha anfing, ihre Hand zu lecken. Fritz zuckte mit den Schultern.
    »Was soll ich denn sonst tun? Seine Mutter lebt nicht mehr, und allein würde der kleine Kerl elendiglich zugrunde gehen. Ich dachte, du könntest ihn ein wenig aufpäppeln. Sobald er groß genug ist, werden wir ihn wieder zurück in den Busch bringen.«
    Das kleine Fellknäuel begann herzerweichend zu schreien. Imelda streichelte ihn behutsam und redete mit leiser Stimme auf ihn ein. Schließlich beruhigte sich Pascha wieder, und ohne ein Wort zu sagen, marschierte sie mit ihm in Richtung des Hauses. Fritz atmete auf. Das war das sichere Zeichen, dass seine Mutter den kleinen Kerl akzeptiert hatte. Jakob hatte sich in der Zwischenzeit grinsend an das Abspannen der Ochsen gemacht.
    Fritz half ihm dabei, bevor er seiner Mutter ins Haus folgte.

     
    Mutter und Sohn van Houten wohnten oberhalb des Stores in einer kleinen Wohnung. Sie hatten das zweistöckige Haus und ein angrenzendes kleines Grundstück mit Garten vor etwa einem Jahr erworben. »Imeldas Store« war das Zentrum des kleinen Ortes, der sich entlang einer staubigen Straße zog. Rechts und links standen kleine, weiß getünchte Häuser, in denen deutschstämmige Siedler wohnten. Sie waren in der Regel Handwerker - Schmied, Küfer, Schlosser und Tischler. Ganz in der Nähe des Stores befand sich eine kleine Kirche, die sich nur durch die Glocke an ihrem Giebel von den anderen Häusern unterschied. Direkt daran angrenzend stand ein winziges Pfarrhaus, in dem ein Pastor von der Rheinischen Missionsgesellschaft wohnte. Dem Store gegenüber befanden sich die Polizeistation, die von einer Handvoll Schutztruppensoldaten besetzt war, sowie eine heruntergekommene Bar am Ende der Straße. Okakarara lag mitten im Stammesgebiet der Hereros, deren ganzer Stolz ihre Rinderherden waren. »Imeldas Store« war ein einfaches, weiß getünchtes Steinhaus. Das Erdgeschoss bestand aus zwei größeren Räumen, dem Verkaufs- und dem Lagerraum. Eine kleine Treppe führte zu einer Wohnküche und drei kleinen Kammern, die Mutter und Sohn bewohnten.
    Als Fritz in die Küche kam, stieg ihm der Duft von frischem Kaffee und frisch gebackenem Nusskuchen in die Nase. Der kleine Tisch war einladend mit dem einfachen, weißen Service gedeckt. Erst jetzt wurde ihm bewusst, wie sehr er in den letzten Monaten diese Gemütlichkeit vermisst hatte. Doch kaum hatte er sich der Idylle hingegeben, wurde ihm auch wieder der Verlust seines Vaters bewusst. Und mit dem Schmerz tauchten auch wieder die Erinnerungen an den Burenkrieg und die schrecklichen Ereignisse auf. Ein Phantomschmerz durchzuckte seinen Armstumpf, sodass er die Narbe mit seiner gesunden Hand reiben musste. Seine Mutter beobachtete ihn besorgt, schwieg aber.
Fritz versuchte ein krampfhaftes Lächeln. Nur mit Mühe gelang es ihm, seine Gefühle wieder unter Kontrolle zu bringen. Imelda hatte den kleinen Pascha auf ihrem Schoß. Sie fütterte ihn gerade mit einer Milchflasche, in deren Öffnung sie einen Stofflappen gestopft hatte. Der Lappen hatte sich mit Milch vollgesogen, und Pascha nuckelte nun zufrieden daran.
    »Wenn der Kleine so weitertrinkt, dann wird die Milch einer Ziege bald nicht mehr für ihn ausreichen«, meinte Imelda zufrieden. Tatsächlich begann sich Paschas Bäuchlein mittlerweile beträchtlich zu runden. Zufrieden schleckte er mit seiner Zunge rund um sein Maul, wobei er die beiden Menschen aufmerksam beobachtete. Fritz streichelte den kleinen Kerl und fühlte sich gleich besser. Irgendwann würden ihn die Schatten der Vergangenheit hoffentlich in Ruhe lassen.
    Während sie Kaffee tranken und Kuchen aßen, erzählte Fritz von seiner Reise. Stolz berichtete er seiner Mutter, dass mit der zweiten Fuhre nun endlich die Singer-Nähmaschine mitgekommen sei. Man konnte sie mit einer Handkurbel betreiben. Außerdem hatte er andere ausgefallene Waren mitgebracht, die in Afrika nur schwer oder überhaupt nicht zu bekommen waren. Seiden-, Woll- und Anzugstoffe. Hüte, Bänder und Accessoires. Korsetts für die Damen, Leder für den Schuhmacher,

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