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Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari

Titel: Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Mennen
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Sie und ihre Mutter hatten sich jahrelang etwas vorgemacht. Es war gut, was sie vorhatte. Nach dem Abschied an seinem Grab würde sie Owitambe für immer den Rücken kehren.
     
    Um den Tag sinnvoll zu verbringen, entschloss sie sich, noch einmal zu dem kleinen See zu gehen, der am Fuß des Waterbergs
von einer Quelle gespeist wurde. Für Jella war es der idyllischste Ort auf dem Farmgelände - gerade richtig, um von dieser wundervollen Umgebung Abschied zu nehmen. Hinter der Farm gab es einen ausgetretenen Pfad, der sich durch eine kupferrote, bewaldete Felslandschaft schlängelte. Jella folgte ihm etwa einen Kilometer lang talabwärts, bevor sie in einen noch schmaleren Pfad abbog, der in eine zerklüftete Felsformation führte, die bereits zum Waterbergmassiv gehörte. Direkt am Fuß des Abbruchs befand sich ein kleiner, klarer See, dessen tiefblaue Farbe Jella auf die Idee brachte, ein Bad zu nehmen. Sie wollte sich gerade ihrer Kleider entledigen, als sie ein Plätschern hörte und kurz darauf ein kehliges Lachen und das vergnügte Quietschen eines Kindes. Peinlich berührt knöpfte sie sich wieder ihre Bluse zu. Sie war der festen Überzeugung gewesen, hier allein zu sein. Einen Augenblick lang überlegte sie, sich gleich wieder zurückzuziehen, doch dann siegte ihre Neugier, vor allem als die Frau mit der kehligen Stimme ein Lied anstimmte. Jella verstand kein Wort, aber die auf- und abschwellende Melodie, die so anders war als alles, was sie aus Deutschland kannte, rührte sie an. Leise näherte sie sich, blieb aber in gebührendem Abstand stehen, um die traute Zweisamkeit zwischen Mutter und Kind nicht zu zerstören. Zu ihrer Überraschung handelte es sich um die Himbafrau mit ihrem hellhäutigen Sohn. Der Kleine, ein Junge von etwa vier oder fünf Jahren, zeigte seiner Mutter, wie gut er schon schwimmen konnte. Immer wieder tauchte er dabei unter. Seine Mutter beobachtete ihn, während sie singend einige Kleidungsstücke auswusch. Sie trug dieses Mal ein rotes Stoffkleid nach deutscher Sitte und ein dunkelblaues Baumwolltuch als Kopfbedeckung. Jella wollte die Idylle der beiden nicht stören und entschloss sich zur Rückkehr. Gerade in dem Augenblick, als sie sich zurückziehen wollte, drehte sich die Himbafrau um. Auf ihrem Gesicht war immer noch das Glück, aber auch Sehnsucht zu sehen, die sie gerade empfunden haben
mochte. Doch als sie Jella erblickte, erstarrte ihr Gesicht zu einer erschrockenen Maske. Eilig raffte sie die Wäsche zusammen, rief ihren protestierenden Sohn zu sich und machte Anstalten zu gehen. Doch Jella verstellte ihr den Weg.
    »Bleib doch«, bat sie entschieden. »Ich tu dir nichts. Du warst zuerst an dem See. Wenn jemand gehen muss, dann werde ich gehen.«
    Die Himba blieb stehen und sah Jella merkwürdig an. Schließlich nickte sie langsam.
    »Gut«, meinte sie mit ihrer samtigen Stimme. »Geh du. Ich bleibe.« Es lag ein gewisser Stolz darin, der Jella beeindruckte.
    »Wie heißt du?«, wollte sie nun wissen.
    »Sie nennen mich hier Sarah.«
    »Warum rennst du immer vor mir weg?«
    Jella konnte nicht umhin, das zu fragen. Die Zurückweisung der Schwarzen auf der Farm schmerzte sie. Es war ihr Recht zu erfahren, weshalb. Die Himba schüttelte zögernd den Kopf, bevor sie antwortete.
    »Keiner von Schwarzen auf der Farm darf mit dir reden.«
    »Aber warum nicht?«
    »Neue Herrin und Herr haben es verboten.«
    »Mit welchem Recht?« Jella spürte erneut, wie Groll in ihr aufstieg. Was bildete sich ihre Stiefmutter nur ein? Nur weil sie die Erbin von Owitambe war, musste sie nicht jede Gelegenheit wahrnehmen, um ihr zu zeigen, wie unerwünscht sie hier war.
    »Weißt du, wer ich bin?«, fragte sie trotzig. Sarahs Augen füllten sich mit Tränen, während sie zögernd den Kopf schüttelte.
    »Nein, Madame.«
    Es war offensichtlich, dass sie log. Der kleine Junge neben ihr quengelte. Er wollte wieder zurück zum Wasser. Jella fiel auf, dass sein Kraushaar viel heller war als das anderer schwarzer Kinder. Gegen die Sonne betrachtet wies es sogar einen leichten Rotschimmer
auf. Die Himba bedeutete ihrem Sohn, zum Wasser zu gehen, und sah Jella abwartend an.
    »Ich gehe jetzt«, sagte sie in holprigem Deutsch.
    Jella stemmte ihre Hände in die Seiten und baute sich vor der schwarzen Frau auf.
    »Nicht, bevor du mir gesagt hast, warum du mich angelogen hast. Du weißt genau, wer ich bin, stimmt’s?«
    Ein anerkennendes Lächeln überzog plötzlich Sarahs stolzes Gesicht.
    »Du hast sehr

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