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Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari

Titel: Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Mennen
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jedoch Jellas Blick begegneten, wandten sie sich wieder scheu ab, so als wollten sie sie nicht durch ihre Neugier beleidigen. Jella rührte das tief.
    Plötzlich wurde ihr Blick von etwas anderem abgelenkt. In einer der nahe gelegenen Laubhütten bewegte sich etwas. Jella hielt die runden, kleinen Hütten für Schlafplätze. Vielleicht hatte ein Mitglied der Gruppe ihre Ankunft verschlafen. Aus der ihr abgewandten Öffnung richtete sich ein Mann auf. Er schien schwach zu sein und etwas zu wanken. Jede Bewegung kostete ihn Mühe. Verwundert erkannte sie, dass der Mann kein Buschmann war. Er
war viel zu groß und kräftig gebaut. Seine Haut war weiß wie ihre und nur von fetzenartigen Stoffresten umhüllt. Sein hageres Gesicht, das von einem roten Vollbart umrankt war, war direkt auf sie gerichtet. Seine Augen weiteten sich, als er Jella erblickte. Er starrte sie an, als erblickte er einen Geist. Dann ließ er einen Schrei los und schlug der Länge nach auf den Boden.
    Nakeshi unterbrach ihre Erzählung und blickte erschrocken in die Richtung der Hütte. Ihr Blick fiel kurz auf Jella und dann wieder zurück zu dem anderen Fremden, dann sprang sie auf, um sich um den Kranken zu kümmern.
    Jella saß immer noch wie versteinert da. Sie war verwirrt und aufgeregt und brauchte eine Weile, um ihre Gedanken zu ordnen. Ihr Puls war beschleunigt und raste wie wild gegen ihre Schläfen. Es war absurd, und doch fühlte ihr Herz, dass es die Wahrheit sein musste.
    Der weiße Mann, dieser Fremde, der gerade vor ihren Augen umgestürzt war, war ihr mehr als vertraut. Wie oft hatte sie in der letzten Zeit seine Fotografie in den Händen gehalten. Wie oft hatte sie sich nach ihm gesehnt und gehofft, dass er sie akzeptieren würde. Wie viele Tränen hatte sie geweint, als sie von seinem Tod gehört hatte. Und jetzt war er hier! Lebendig! Unfassbar.
    Ein lauter Schluchzer drang aus ihrer Kehle, bevor sie ihren Tränen freien Lauf ließ.
     
    Als Johannes von Sonthofen wieder zu sich kam, war er immer noch der festen Überzeugung, dass seine Sinne ihm einen Streich gespielt hatten. Was er sah, musste die Folge seiner schweren Kopfverletzung sein. Über ihn beugte sich eine junge Frau, die ihn an jemanden erinnerte, an eine Person, an die er immer noch so oft mit Wehmut dachte. An Rachel!
    Er schloss vor Schmerz über ihren Verlust die Augen. Wie sehr er sie immer noch vermisste! Es hatte Jahre gegeben, da hatte er
geglaubt, sie aus seinem Herzen verbannt zu haben. Die Trauer und der abgrundtiefe Schmerz darüber, dass sie ihn so kurz nach seiner Abreise mit einem anderen betrogen hatte, hatten ihn dazu getrieben. Aber je mehr Zeit verstrichen war, desto abgeklärter konnte er ihren Verrat an ihm betrachten. Genau genommen hatte er sogar sich die Schuld gegeben. Wenn er nicht allein nach Afrika gegangen wäre, wäre alles ganz anders gekommen. Rachel hatte immer mit ihm gehen wollen, doch sein Stolz hatte das nicht zugelassen. Er wollte ihr ein anständiges Leben bieten, keines in Armut. Viel zu lange hatte er sie warten lassen, bis sie sich in die Arme eines anderen gestürzt hatte. Nur er trug die Verantwortung dafür, dass er diese wundervolle Frau für immer verloren hatte. Diese quälende Gewissheit hatte sich wie ein Dorn in seine Seele gebohrt. Immer wieder tauchte sie schmerzhaft in seinen Gedanken auf und wurde Teil seines Lebens. Viele Jahre hatte er geglaubt, nie wieder eine neue Liebe finden zu können, bis ihm Sarah begegnet war. Diese wunderbare afrikanische Frau hatte seinen Schmerz akzeptiert und nie von ihm verlangt, dass er ihr sein ganzes Herz schenkte. Obwohl sie nie darüber gesprochen hatten, war ihr bewusst, dass er ihr niemals ganz gehören würde. Immerhin war sie zufrieden mit dem, was er ihr gab. Sie hatte Rachel akzeptiert und seine seelischen Verletzungen gelindert, wenn auch nicht völlig geheilt.
    »Herr von Sonthofen... Vater?«
    Die Worte rissen ihn jäh aus seinem Gedankenfluss und warfen ihn zurück in die Wirklichkeit. Als ihm ihre Bedeutung klar wurde, versteifte sich alles in ihm, und er riss überrascht die Augen auf. Die junge Frau war immer noch da. Dieses Mal zwang er sich, seinen Blick nicht abzuwenden. Sorgfältig musterte er die fremde und doch so vertraute Erscheinung. Die Frau neben ihm sah aus wie Rachel, und doch war sie es nicht. Rachels Haare waren dunkel gewesen, diese Frau hatte rotes Haar. Außerdem war
sie viel zu jung. Und dennoch kam ihm ihr Gesicht so bedrückend vertraut

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