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Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari

Titel: Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Mennen
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geschafft!«
    Dabei starrte sie mit gemischten Gefühlen in Richtung des weißen Strandes mit seinen kläglichen Häusern und der weiten, unendlichen Wüste dahinter, die sich bis an den Horizont erstreckte.
     
    Am Strand trennten sich fürs Erste die Wege von Jella und Lisbeth. Die Krankenschwester wurde bereits von einem Bediensteten der Missionsstation erwartet, der sie sofort in einem Ochsenwagen in die wenige Kilometer entfernte Missionsstation brachte. »Wir sehen uns«, winkte Lisbeth Jella vom Kutschbock aus zu. Jella hoffte es, denn sie fühlte sich plötzlich ziemlich allein. Zunächst mietete sie sich in dem preiswerteren der beiden ortsansässigen Hotels ein. Von dort aus wollte sie erste Erkundigungen über den Aufenthaltsort ihres Vaters einholen. Die Hotelbesitzerin Fanny, eine rheinländische Frohnatur mit beträchtlichen Körperausmaßen, riet ihr, zur Polizeiwache zu gehen. Gleich am nächsten Morgen machte sich Jella auf den Weg. Oberwachtmeister Schmitz empfing sie freundlich und hörte sich interessiert ihr Anliegen an.
    Er schüttelte den Kopf.
    »Tut mir leid, dass ich Ihnen nicht weiterhelfen kann«, bedauerte er. »Aber wir verfügen hier über keinerlei schriftliche Unterlagen, die etwas über den Aufenthalt Ihres Vaters verraten könnten. Wenn Sie erfahren möchten, wo sich Ihr Vater derzeit aufhält, dann müssten Sie sich schon nach Windhuk, zum Hauptsitz der Kolonialverwaltung, begeben. Dort wird man Ihnen sicherlich eine bessere Auskunft geben können. Meines Wissens werden dort
alle Bewohner Deutsch-Südwests registriert, zumindest, wenn sie Grundbesitz haben.«
    »Und wie komme ich am schnellsten dorthin?« Jella wollte keine unnütze Zeit mehr verschwenden. Oberwachtmeister Schmitz nickte ihr verständnisvoll zu.
    »Wenn Sie wollen, lasse ich Ihnen gleich eine Fahrkarte für den nächsten Zug reservieren. Er fährt am Montag früh um sechs vom Bahnhof ab. Für Ihre Sicherheit wird ebenfalls gesorgt sein, denn eine Abteilung unserer Schutztruppe begibt sich ebenfalls in diese Richtung.«
    »Für meine Sicherheit?« Jella kräuselte fragend die Stirn.
    »Nun«, räusperte sich Schmitz. »Es gibt in letzter Zeit im Süden bei den Namas leichtere Unruhen. Die Schwarzen sind mit diesem und jenem unzufrieden und hetzen sich gegenseitig gegen die deutschen Schutztruppen auf. Eine Kleinigkeit, aber es ist auch schon zu Gewalttaten gekommen.«
    »Windhuk liegt aber im Nordosten«, wandte Jella ein.
    »Sicher«, beruhigte er sie. »Von den Hereros ist im Moment nichts zu befürchten. Sie stehen zu ihren Abmachungen. Samuel Maharero ist ein ehrenwerter Kapitän, der den Schutztruppenvertrag unterzeichnet hat und ihn auch einhalten wird. Trotzdem gibt es hier und da im Land Banden von herumstreunenden Gaunern, die vor nichts und niemandem Respekt haben. Deshalb ist es für eine junge Frau sicherer, in Begleitung zu reisen.«
     
    Gleich nach ihrem Besuch auf der Polizei machte sich Jella auf zum Büro von Igor Landwein, dem Detektiv, den ihr Großvater auf ihren Vater angesetzt hatte. Sie hoffte sehr, mehr von ihrem Vater und seinem Leben hier in Afrika zu erfahren. Zu ihrer Enttäuschung existierte das Büro aber nicht mehr. Fanny, die Wirtin, wusste, dass Igor Landwein schon vor langer Zeit Svakopmund verlassen hatte und nach Windhuk gezogen war.

    »Hier leben anständige Menschen. Da gibt es für Schnüffler wie diesen Landwein nichts zu tun«, meinte sie verächtlich. »Und ich verstehe, ehrlich gesagt, auch nicht, was eine junge Frau wie Sie mit so einem Typen zu tun haben will.«
    Jella, die keine Lust hatte, ihrer neugierigen Wirtin die Hintergründe zu erklären, zuckte nur mit den Schultern und gab vor, andere Dinge vor ihrer Abreise noch erledigen zu müssen.
    Die drei folgenden Tage nutzte Jella, um Svakopmund näher kennenzulernen. Außer dem Leuchtturm und dem dahinter angrenzenden Bahnhof mit seinem steinernen Turm gab es noch ein Postamt und eine kleine Hauptstraße mit Geschäften, Büros und einigen Wohnhäusern. Obwohl Svakopmund auf den ersten Blick einen recht einfachen und unfertigen Eindruck machte, spürte Jella doch, dass die kleine deutsche Ansiedlung bestrebt war, sich zu vergrößern, und versuchte, eine richtige Stadt zu werden. Es gab ein reges Gemeindeleben, an dem teilzuhaben auch die neu Hinzugezogenen und Besucher herzlich eingeladen waren. Am Sonntag trafen sich in der Kirche sämtliche Bewohner der Stadt. Darunter waren die deutschen Auswanderer genauso wie

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