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Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari

Titel: Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Mennen
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entspannte den Hahn und drückte ab. Ein heller Blitz leuchtete auf und schnellte durch die Dunkelheit. Ein grässlicher gurgelnder Schrei folgte, bevor der Hüne in sich zusammensackte. Entsetzt über ihr Tun ergriff sie die Flucht. Mit weit ausholenden Schritten rannte sie in die Dunkelheit.
    Wie vorauszusehen erzeugte der Schuss Aufruhr. Die Banditen griffen eilends zu ihren Waffen und begannen ihrerseits wild loszuballern. Jella duckte sich, während sie weiter in die Dunkelheit rannte. Eine Zeit lang hatte sie das Gefühl, verfolgt zu werden. Sie hörte Schritte hinter sich, was sie noch schneller werden ließ. Nur weg von diesen Unholden! Lieber würde sie sterben, als noch einmal das Grauen von männlicher Gewalt erleben zu müssen.
     
    Sie hörte erst auf zu laufen, als ihre Beine einfach unter ihr zusammenknickten. Atemlos, mit wundem Hals, kauerte sie erschöpft
auf dem Boden. Sie konnte nicht mehr. Ihre rechte Hand hielt den Revolver immer noch fest umklammert. Voller Abscheu ließ sie ihn fallen, um ihn sofort wieder aufzunehmen. Grimmig und entschlossen zielte sie in die diffuse Dunkelheit. Nein! So billig würden diese Männer nicht davonkommen. Sie würde ihr Leben bis zum letzten Atemzug verteidigen. Doch nichts regte sich. Die Banditen hatten ihre Verfolgung aufgegeben. Sie war erst einmal in Sicherheit. Langsam löste sich ihre Verkrampfung, und sie begann zu zittern. Ein Beben durchfuhr ihren Körper, als hätte sie jemand unter Strom gesetzt.
    Was soll ich jetzt tun?, fragte eine panische Stimme in ihr. Wohin soll ich mich wenden?
    »Ruhig Blut, Jella!«, sprach sie sich laut Mut zu. Es tat gut, die eigene Stimme zu hören. Sie nahm ihr etwas vom Gefühl ihrer Einsamkeit. Sie spürte, wie ihr Selbstvertrauen langsam zurückkehrte. »Du hast schon so viel durchgemacht, da wirst du diesen Überfall auch noch wegstecken«, redete sie sich laut ein. Ein Fiepen und das laute Rascheln eines fliehenden Tieres ließen sie allerdings gleich wieder zusammenzucken. Plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie trotz ihrer Einsamkeit keineswegs allein war. Sie war in der Wildnis, und noch dazu völlig orientierungslos und ohne Wasser. Es hatte keinen Sinn, jetzt planlos irgendwohin zu laufen. Sie musste bis Sonnenaufgang warten und dann entscheiden, wohin sie sich wenden sollte. Das Beste würde sein, wenn sie zurück zum Pad ging und ihm folgte. Marktler hatte doch etwas von einer Farm erzählt, die etwas abseits des Pads liegen sollte. Sie musste nur die Abzweigung finden. Dort würde sie sicherlich auf Hilfe stoßen. Vielleicht traf sie ja auch auf die geflohenen Treckhelfer. Zum ersten Mal seit dem Überfall kamen ihr Marktler und Bittel in den Sinn. Wie mochte es ihnen ergangen sein? Jella schob den Gedanken schnell beiseite. Sie musste erst einmal selbst einen Weg aus ihrer misslichen Situation finden. Energisch schob sie eine ins
Gesicht fallende Locke beiseite und sah sich um. Ganz in ihrer Nähe schimmerte ein großer, runder Fels im Licht des Mondes. Dort suchte sie Schutz.
    Den Rest der Nacht verbrachte sie kauernd im Schutz des Felsens. Bei jedem unbekannten Geräusch schreckte sie auf. Gegen Morgen kühlte es empfindlich ab, und sie schlang frierend ihre Arme um die angewinkelten Beine. Kurz vor der Dämmerung fiel sie in einen kurzen, unruhigen Schlaf, aus dem sie abrupt erwachte, als die ersten Strahlen der Sonne ihr Gesicht kitzelten. Zerschlagen und gerädert rieb sie sich die Augen. Ihre Glieder fühlten sich elend steif und unbeweglich an. Dankbar reckte sie sich der wärmenden Sonne entgegen und stand auf. Ein trügerischer Zauber lag über der weiten Ebene der Kalahari. Der Himmel glühte in vielfältigen Rot- und Orangetönen, wurde zum Horizont hin violett, bis er im Nachtblau der Landschaft verschwand. So weit das Auge reichte, zog sich diese in leichten Wellen dahin. Kugelrunde Felsformationen setzten wie die Murmeln eines Riesen hin und wieder Akzente. Mal lagen sie allein, mal waren sie zu Haufen aufgetürmt, in deren Ritzen manchmal bizarre Bäume wuchsen. »Upside-down« hatte Marktler die unförmigen Baobabbäume genannt, die aussahen, als hätte ein Riese sie ausgerissen und mit der Wurzel nach oben wieder in die Erde gesteckt. Ihre Stämme waren prall oval und von einer festen, lederähnlichen, grauen Rinde umhüllt. Weit ausladende Akazienbäume, dornige Kameldornbüsche und Mankettibäume standen locker verstreut über die fast parkähnlich anmutende Wüste. Doch dazwischen lagen

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