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Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari

Titel: Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Mennen
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vom Auge. »Ziemlich ungemütliche Tiere, wenn man ihnen zu nahe kommt. Den hier haben wir wohl gerade aufgeschreckt oder gar von seinem Nest vertrieben. Nur gut, dass Sie auf dem Wagen saßen. Die Biester sind äußerst wehrhaft und aggressiv, wenn sie sich bedroht fühlen. Die scharfen Krallen und ein Tritt mit ihren kräftigen Füßen sind selbst Löwen gefährlich.« Amüsiert beobachtete er, wie Jella sich schüttelte. »Aber das Fleisch und ihre Federn, die sind wirklich nicht zu verachten«,
fügte er hinzu. Jella wollte gerade etwas nachfragen, als ihr Wagen durch einen heftigen Schlag erschüttert wurde und vorn etwas absackte. Sie waren mit dem Vorderrad in ein Schlagloch geraten. Marktler fluchte und sprang von seinem Kutschbock. Wütend schimpfte er auf Herero mit seinen Treckhelfern, weil sie nicht aufgepasst hatten. Zum Glück war die Wagenachse nicht gebrochen. Mit einer unwirschen Bewegung bedeutete er Jella, ebenfalls vom Kutschbock zu steigen. Dann rief er seine Leute zusammen, um den Wagen aus dem Loch zu ziehen. Er selbst zog mit einem der Männer am Zaumzeug der führenden Ochsen. Die anderen schoben von hinten. Mit vereinten Kräften und nach langen, kräftezehrenden Versuchen bekamen sie den Wagen endlich wieder frei.
    Es sollte nicht das einzige Mal während ihrer Reise sein, dass sie absteigen und die Ochsenkarren aus missliebigen Situationen befreien mussten.
    Am frühen Abend, noch bevor die Sonne untergegangen war, suchten sie sich eine geschützte Stelle für die Übernachtung. Die Hereros begannen Feuerholz zu sammeln, mit dem sie dann mehrere Lagerfeuer entfachten. Die äußeren Feuer sollten wilde Tiere von den Ochsen abhalten, das zentrale war als Kochstelle gedacht. Marktler stellte ein eisernes Dreibein auf die Glut und darauf einen gusseisernen Topf, in dem er mit etwas Speck Bohnen und Maniok kochte. Schweigend nahmen sie ihre Mahlzeit ein. Nach dem Essen säuberte Jella den Topf mit Sand, und Marktler und Bittel teilten Nachtwachen ein. Sie befanden sich mittlerweile inmitten des Hererogebiets, in dem man durchaus mit marodierenden Banden rechnen musste. Aber auch die herumstreunenden wilden Tiere waren eine nicht zu unterschätzende Gefahr. Die kräftigen Ochsen und das Biltong stellten für die feinen Nasen der Raubkatzen und Hyänen eine große Versuchung dar. Das Trockenfleisch war äußerst nahrhaft und stammte von erjagtem Wild oder aus
erstklassigem Rindfleisch. Bittel stellte jeden Abend ein Schnappeisen auf, in das er als Köder ein Stück Biltong legte. Er hoffte darauf, dass sich ein Leopard oder ein Gepard darin verfing. Ihre Felle waren ein kleines Vermögen wert. Die Falle war so konstruiert, dass eine eiserne, gezackte Klammer über der Schnauze des Tieres zusammenschnappte und ihm den Schädel zerquetschte. Jella war jeden Morgen froh, dass sich keines der prächtigen Tiere in dieser grausamen Falle verfangen hatte.
    Die Nächte verbrachte sie allein in einem der Planwagen. Marktler hatte ihr zwischen den Waren Platz für ein Lager gelassen, wo sie sich in ihre Decken hüllen konnte. Die beiden Händler schliefen abwechselnd in dem anderen Wagen, während sich die schwarzen Treckbegleiter um das zentrale Lagerfeuer niederließen. In der ersten Nacht hatte Jella kaum geschlafen. Zu unheimlich waren die Geräusche um sie herum gewesen. Überall knackte und raschelte es. Ein markerschütterndes Fiepen übertönt von einem gewaltigen Brüllen deutete darauf hin, dass ganz in ihrer Nähe jemand Opfer eines Raubtiers geworden war. Danach herrschte für einen kurzen Augenblick Stille, bevor Jella ganz deutlich das Knacken von brechenden Knochen zu hören glaubte. Der durchdringende Schrei eines Kauzes erinnerte sie an ein schreiendes Kind. Der ganze Busch um sie herum war voller Leben und Sterben. Niemals zuvor hatte sich Jella so unmittelbar in den Kreislauf des Werdens und Vergehens eingebunden gefühlt. Sie war erregt und auch ein bisschen ängstlich, aber überwiegend beherrschte sie doch das Gefühl freudiger Spannung.
    Noch vor Sonnenaufgang wurde die Lagerstelle geräumt, und mit den ersten Sonnenstrahlen, die sich in dunklen Rottönen über dem Horizont andeuteten, brachen sie auf. Als Marktler ihr am ersten Morgen einen Blechbecher voller Kaffee, einen Kanten Brot und einen weiteren Becher mit Wasser anbot, sah Jella ihn bezüglich des Wasserbechers fragend an.

    »Na, so feine Fräuleins wie Sie brauchen das doch sicherlich für ihre Morgentoilette«, meinte er

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