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Der Ruf der Kiwis

Der Ruf der Kiwis

Titel: Der Ruf der Kiwis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Leute ganz von deinem Land zu vertreiben. Sag ihm, du würdest das Dorf am See abreißen.«
    Gwyneira sah ihn entsetzt an. »Die Menschen leben seit Jahrhunderten dort!«
    Tim zuckte die Schultern. »Und in Greymouth liegt seit Jahrtausenden Kohle unter der Erde. Ich hole sie jetzt heraus. Bislang hat sich kein Geist darüber aufgeregt.«
    »Nun übertreib es nicht gleich!«, mahnte Elaine. »Außerdem sind die Schafe frisch geschoren, und draußen stürmt und regnet es. Wenn wir sie austreiben, hätte man sie auch gleich im Hochland lassen können. Habt ihr denn gar kein Heu mehr, Grandma Gwyn?«
    »Nur die Reste für die Pferde. Jack meinte, ich soll Kraftfutter bestellen. Aber der Händler sitzt in Christchurch und will keinen Transport losschicken ...«
    »Was? Wo ist das Telefon?« Endlich hatte Tim ein geeignetes Opfer für seine schlechte Laune.
    Nach ein paar Minuten kam er wutschnaubend zurück. »Der Kerl erklärt allen Ernstes, er könnte vor nächster Woche nicht liefern. Das Wetter! Als ob es hier sonst nie regnet. Ich habe ihm gesagt, wir schicken einen Wagen und holen das Futter selbst. Können wir einen Mann dafür abstellen?«
    Gwyneira schüttelte den Kopf. »Wir haben zurzeit niemanden außer Tane. Und den können wir unmöglich allein nach Christchurch schicken.«
    »Dann fahre ich!«, meldete sich Lilian. »Habt ihr so was wie einen Planwagen, Grandma Gwyn? Wir müssen das Futter ja abdecken. Und wen soll ich anspannen? Ein Automobil wäre natürlich besser ...«
    Elaine verdrehte die Augen. »Ich seh dich lieber am Zügel«, bemerkte sie. »Da vertraue ich dem Verstand der Pferde.«
    »Und nimm deinen Ben mit«, befahl Tim. »Auch wenn das Aufladen von Säcken nicht so ganz in seinen Tätigkeitsbereich gehören dürfte.«
    »Da irren Sie sich aber, Sir!« Ben grinste ihn an, schob seine Hemdsärmel hoch und zeigte seinen beträchtlichen Bizeps. »Bevor Lilian anfing, diese ... äh ... Bücher zu schreiben, habe ich nachts im Hafen gearbeitet.«
    Tim empfand zum ersten Mal Respekt vor seinem Schwiegersohn. Bislang hätte er ihm nicht zugetraut, den Unterhalt seiner Familie mit seiner Hände Arbeit zu verdienen. Andererseits hatte Lilian früher auch mal von seiner sportlichen Karriere geschwärmt. Wenn er sich richtig erinnerte, hatte der Junge nicht nur irgendwie gerudert, sondern seine Rennen auch noch gewonnen. Tim fühlte sich allmählich besser. Trotz aller äußerlichen Ähnlichkeit und den gleichen, enervierenden Interessengebieten: Ben war nicht Caleb. Sein Schwiegersohn war ein Mann.
    »Wenn er möchte und Grandma nichts dagegen hat, können Sie hinterher Ihren Vater holen«, brummte Tim versöhnlich. »Den haben wir bei dem überstürzten Aufbruch ganz vergessen. Wenn er allein in Christchurch sitzt, hat er nichts von seinem Enkel ...«
    Gwyneira fand endlich ihre Lebensgeister wieder, indem sie Lilian und Ben in die Ställe begleitete und ihnen ein Cobgespann und einen Kastenwagen anwies. Elaine ging mit und übernahm sofort die Organisation im Pferdestall.
    »Hier muss mal gemistet werden. Das kann Tane machen. Oder brauchst du den bei der Zaunreparatur, Roly? Ach, weißt du was? Vergiss den Zaun. Wir treiben die Schafe in einen Scherschuppen. Und die anderen sollten auch vorbereitet werden, Jack und Gloria bringen schließlich noch mehr Schafe mit.«
    Jack und Gloria. Über das Futter für die Tiere hatten sie die Menschen in den Bergen fast vergessen. Dabei war das Wetter beängstigend genug. Elaine lieh sich ein altmodisches Reitkleid und einen Wachsmantel von Gwyneira, doch als sie mit Tanes Hilfe die Widder im ersten Scherschuppen eingesperrt hatte, war sie bis auf die Haut durchnässt. In den Bergen kam dieser Regen als Schnee herunter. Und das waren erst die Vorboten des Orkans, wollte man den Meteorologen in Christchurch glauben.
    »Bringt es etwas, hinterherzureiten? Was meinst du?«, fragte sie Tim, während sie sich zitternd vor den Kamin kauerte, um sich aufzuwärmen. Tim hatte schließlich aufgegeben und lag zugedeckt auf dem Sofa. Vorher hatte er allerdings mehrmals mit George Greenwood telefoniert. Greenwood Enterprises würde mit einem weiteren Lieferwagen aushelfen, der noch in der Nacht mit Futter eintreffen sollte. Die Besatzung würde vorerst auf der Farm bleiben und bei der Versorgung der Tiere und sonstigen Arbeiten aushelfen.
    »Die haben zwar noch nie ein Schaf gesehen, aber eine Mistgabel werden sie schon schwingen können. Und wie man einen Zaun repariert,

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