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Der Ruf der Pferde

Der Ruf der Pferde

Titel: Der Ruf der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Beyrichen
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erstarrte. »Sie machen Ausritte mit den Touristen«, erzählte Mrs Dench weiter. »Es ist ein wirklich ordentlicher Hof, alles ganz sauber, und die vielen schönen Pferde in allen Farben! Mr McNair ist ein sehr freundlicher Mann, und soweit ich weiß, nimmt er auch keine überteuerten Preise. Ihr müsst wirklich mal vorbeischauen, du und dein kleiner Bruder. Obwohl Jungen sich ja meistens mehr für Autos interessieren, nicht wahr?« Sie lachte fröhlich. »Aber Mädchen lieben ja Pferde, da ist das bestimmt ein schöner Ausflug für dich.«
    Patricia gab immer noch keine Antwort und jetzt fiel selbst Mrs Dench ihre Schweigsamkeit auf. Allerdings zog sie die falschen Schlüsse daraus.
    »Es ist gar nicht weit«, sagte sie tröstend. »Es gibt einen Weg dorthin, über den Hügel dort, der gut zu laufen ist, wenn es nicht gerade tagelang geregnet hat. Dann ist er nämlich ein bisschen schlammig. Aber das macht dir doch sicher nichts aus, oder?« Sie zwinkerte verschmitzt. »Man läuft nur etwa eine Viertelstunde, aber wenn du möchtest, kann ich dir auch mein Rad leihen, dann bist du im Nu drüben. Wäre das nicht eine gute Idee?« Sie blickte Patrica so glücklich an, als hielte sie persönlich die Pferde für Patricias Vergnügen.
    Patricia holte tief Luft. Nein, sie durfte der Frau nicht böse sein. Sie meinte es gut. Ihr nicht endender Redeschwall war eben ihre Art und unter normalen Umständen wäre Patricia tatsächlich begeistert gewesen, in direkter Nachbarschaft ihres Ferienortes ein Gestüt vorzufinden. Woher sollte Mrs Dench denn wissen, dass bei ihr plötzlich alles anders geworden war?
    »Ja, danke, ich überlege es mir.« Ihre Stimme klang blechern.
    »Das Rad steht hinter dem Haus im Schuppen«, rief ihr Mrs Dench hinterher, als sie sich umdrehte und ins Haus zurückging. »Du kannst es dir jederzeit nehmen, sag nur kurz vorher Bescheid . . .«
    Patricia hörte sie noch weiterreden, während sie langsam die Treppe hinaufstieg.

7.
    »Verdammter Mist!« Ethan beherrschte sich mit Mühe, nicht noch eine ausgiebigere Fluchfolge vom Stapel zu lassen. Die Übertragungsrate des Modems war heute wieder mal quälend langsam. Er brauchte für seine Arbeit an den Linux-Modulen dringend eine Breitband-Internetverbindung, alles andere war lächerlich. Aber von so etwas konnte man hier nur träumen. Das väterliche Anwesen lag einfach zu abgelegen, die nächste Vermittlungsstelle war viele Kilometer entfernt, eine Anbindung ans DSL-Netz der British Telecom deshalb illusorisch. Selbst wenn sein Vater zustimmen würde, was er natürlich nicht tat.
    »Ich brauche keinen technischen Schnickschnack in meinem Haus, und basta«, waren die Worte von Alastair Longmuir gewesen, als Ethan ihn zum wiederholten Mal darum gebeten hatte. »Kümmere dich um deine Bücher, dafür brauchst du kein Internet«, hatte er noch hinzugefügt. »Und wenn du sonst noch was Sinnvolles machen willst, dann bewege die Pferde, sie haben Training nötig.«
    Aus diesem Grund hatte sich Ethan damit abgefunden, seinen Computer an die normale Telefonleitung anzuschließen. Das bedeutete natürlich, dass er für seine Arbeit im Internet endlos Zeit brauchte, und er durfte nie sicher sein, dass die Einwahlverbindung nicht mitten im Download plötzlich zusammenbrach und er wieder von vorne beginnen musste. Erschwert wurde das Ganze noch dadurch, dass sein Vater nichts mitbekommen durfte – die Gefahr, dass er es ihm verbot, war zu groß. Er sah auf die Uhr. Vor zwanzig Minuten hatte er den Download gestartet, der jedoch quälend langsam voranging, und der Balken, der den Fortschritt der Übertragung anzeigte, stand immer noch ziemlich am Anfang. Das konnte noch Stunden dauern! Ethan seufzte.
    Am besten, er hockte nicht daneben und wartete, sondern nutzte die Zeit für einen Ausritt, es war immerhin schon einige Tage her, dass er im Sattel gesessen hatte.
    Mit einem letzten genervten Blick auf den Bildschirm des Notebooks zog er seine Reithose aus dem Schrank. Dabei bemerkte er einen Riss – der Lederbesatz der Sitzfläche löste sich an einer Stelle ab. Flicken würde man es wohl nicht können und zu klein wurde die Hose sowieso schon seit Längerem. Ethan unterdrück te einen neuen Fluch. Himmel noch mal, hatte sich denn alles gegen ihn verschworen? Jetzt musste er sich auch noch eine neue Reithose anschaffen – nicht dass sein Vater ihm dafür das Geld nicht geben würde, aber Ethan hasste es abgrundtief, ihn um etwas zu bitten.
    Was soll’s, dachte

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