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Der Ruf der Pferde

Der Ruf der Pferde

Titel: Der Ruf der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Beyrichen
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Ethan. Für heute musste es noch einmal mit der Hose gehen.
    Er streifte die Hose über, sammelte seine Reitstiefel ein und verließ das Zimmer.
    Sonny begrüßte ihn mit einem freudigen Wiehern.
    »Komm, Junge, wir gehen uns mal ein bisschen auslüften«, sagte Ethan und klopfte dem Wallach liebevoll den glatten braunen Hals.
    Sonny prustete, als ob er zustimmte, und ließ sich willig satteln und aufzäumen. Dann tänzelte er ungeduldig – auch er brannte darauf, wieder laufen zu dürfen. Als Ethan vor dem Stall noch den Sattelgurt festzog, sah er Laird um die Ecke biegen. Der große Hirschhund bemerkte Ethan, hob den Kopf und trabte gemächlich auf ihn zu.
    »Hallo Laird!« Ethan streichelte den schlanken, haarigen Kopf.
    Laird wedelte freundlich und japste kurz auf.
    »Nichts zu tun heute?«, fragte Ethan. »Wir machen einen Ritt, möchtest du vielleicht mitkommen?«
    Laird wollte. Er begleitete Ethan öfter auf seinen Ausflügen und erwies sich, ruhig und gut erzogen, wie er war, stets als eine angenehme Gesellschaft. Als Windhund lief er für sein Leben gern und unermüdlich und im Gegensatz zu der Meute Fuchshunde, die nur für die Jagd aus dem Zwinger geholt wurden, ging es ihm dabei weniger um die Beute als um das Rennen selbst.
    Ethan lachte auf, als das Pferd einige mutwillige Hopser versuchte, sobald er im Sattel saß.
    »Du kriegst mich sowieso nicht runter«, informierte er Sonny, nahm ihn energisch am Zügel und lenkte ihn zum Hoftor, wo der Hund bereits wartete.
    »Also, dann los!«
    Sonny trabte an, seine Kapriolen hatte er vergessen, jetzt wollte er nur noch rennen. An der Einmündung zur Straße bog Ethan auf die Wiese ab und gab Sonny den Kopf frei. Freudig galoppierte der Braune an, Laird blieb leichtfüßig an seiner Seite, die Ohren im Wind zurückgelegt, die Zunge heraushängend vor Begeisterung. Er hätte Pferd und Reiter mit Leichtigkeit hinter sich lassen können, doch passte er seine Geschwindigkeit an die des Pferdes an und sah sich regelmäßig um, ob es auch folgen konnte. Ethan schmiegte sich an Sonnys Hals und ließ sich die dunkle Mähne ins Gesicht wehen, während sie in schnellem Lauf den lang gestreckten Hang des Sgurr na Lapaich hinaufstrebten. Wie immer besserte sich seine Laune augenblicklich, sobald er das väterliche Anwesen verlassen hatte. Das Wetter war sonnig und für das raue Hochland sommerlich warm, seit längerer Zeit hatte es nicht mehr geregnet, und selbst der immerwährende kühle Wind fühlte sich angenehm an. Ethan spürte, wie er sich entspannte, das galoppierende Pferd unter sich, den strahlend blauen Himmel mit den wenigen, schnell ziehenden weißen Wolken über sich. Das war die Insel Freiheit, die er sich so sehr wünschte und überall sonst in seinem Leben kaum empfand.
    Auch Sonny war sichtlich zufrieden. Er schnaubte vor Vergnügen und schlug lebhaft mit dem Schweif, als sie den Hügelkamm erreichten.
    »Ja, du darfst ja«, sagte Ethan, der genau wusste, was das Pferd wollte, und mit einem leisen Schnalzen trieb er Sonny wieder an. Laird hatte gewartet, wie sich sein Herr entscheiden würde, und schoss nun wieder voran.
    Erst als sie sich richtig ausgetobt hatten und der Braune merklich ruhiger wurde, parierte Ethan zum Schritt durch und blickte auf seine Uhr. Der Download war mit Sicherheit noch nicht fertig, sie brauchten sich also mit dem Heimweg nicht zu beeilen. Eine kleine Verschnaufpause durften sie ruhig einlegen. Nicht weit von hier entfernt, lag die kleine Hangmulde, wo Ethan bei schönem Wetter gerne saß und die Vögel beobachtete. Er lenkte Sonny in diese Richtung, sicher hatte jetzt auch das Pferd nichts gegen ein paar Maulvoll Gras und eine Viertelstunde Ruhe und Laird fand ohnehin alles in Ordnung, was Ethan tat.
    Wie friedlich es hier oben war – soweit das Auge reichte, nur Berge und Täler, Häuser konnte man nirgendwo erkennen. Das monotone Rufen eines Goldregenpfeifers mischte sich mit dem Gezwitscher von Feldlerchen und Ethan war sicher, dass sich hier auch irgendwo die scheuen Moorschneehühner finden ließen, wenn er nur aufmerksam genug war. Drüben am gegenüberliegenden Hang spielten einige Kaninchen, ohne vor dem Reiter mit dem Hund zu flüchten. Ethan warf unwillkürlich einen Blick zum Himmel. Nein, der Adler war nicht zu sehen, Glück für die Kaninchen.
    Doch plötzlich zog Ethan mit einem Ruck die Zügel an und Sonny blieb stehen. Auch Laird stellte die Ohren auf und bellte kurz.
    Sein Lieblingsplatz in der sonnigen Mulde

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