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Der Ruf der Pferde

Der Ruf der Pferde

Titel: Der Ruf der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Beyrichen
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später Stunde ein paar betrunkene Jugendliche eingedrungen waren, um dort ihre Fete fortzusetzen.
    Hoffentlich waren sie auf dem McNair-Hof weniger vorsichtig!
    Patricia hätte vor Erleichterung beinahe aufgestöhnt, als sie die Klinke drückte und die Tür sich bewegte. Ganz behutsam nun, nur ein kleines Stück öffnen, mahnte sie sich selbst, sie wusste schließlich, wie die alten Angeln knarrten.
    Leise schob sie sich durch den schmalen Spalt und blieb stehen, um zu lauschen. Draußen war alles still, nur die Bäume rauschten im Wind. Im Stall herrschte ebenfalls Ruhe, Dallis schlief sicherlich. Zumindest hoffte Patricia das. Als sie den Hof spät am Abend verlassen hatte, befand sich Dallis auf jeden Fall noch hier in der Box und der Tierarzt, oder wer immer sie töten sollte, würde ja wohl nicht mitten in der Nacht hier auftauchen.
    Das Licht wagte Patricia nicht einzuschalten. Sie tastete sich vorsichtig durch den Stallgang zu Dallis’ Box.
    Das Pony ruhte mit angewinkelten Beinen gemütlich im Stroh und döste vor sich hin.
    »Dallis?« Patricia flüsterte es nur, denn es hieß, nachts trügen Geräusche sehr viel weiter als tagsüber. Dallis hörte ihre Stimme trotzdem. Patricia vernahm das Rascheln, als die Stute den Kopf wandte.
    Hoffentlich wieherte Dallis nicht, dachte Patricia und beeilte sich, die Boxentür zu entriegeln.
    »Hallo meine Süße«, wisperte sie und betrat die Box. »Ich bin’s!«
    Dallis erkannte sie und freute sich ganz offensichtlich über den unerwarteten Besuch. Mit einem Ruck kam sie auf die Beine und drehte sich zu Patricia um.
    Patricia musste schlucken, als sie die weichen Nüstern der Stute an ihrem Gesicht fühlte. Und sie war sich sicherer denn je, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.
    »Wir müssen ganz leise sein, hörst du? Niemand darf merken, dass ich hier bin.« Sie streichelte Dallis und hoffte, dass die Graue, wenn sie schon die Worte nicht verstehen konnte, so zumindest spürte, worum es ging.
    Und tatsächlich gab Dallis keinen Laut von sich, als Patricia sie kurz allein ließ, um sich zur Stallecke vorzutasten, wo die Sättel und Trensen hingen. Zum Glück wusste sie ungefähr, wo sich Dallis’ Zaum befand. Wenigstens zahlte sich jetzt aus, dass Emily das Versorgen der Stute nach dem Reiten immer ihr überlassen hatte, dachte Patricia. Den Sattel ließ Patricia hängen, sie wollte sich nicht mit dem schweren Stück belasten, immerhin war sie früher auch gelegentlich ohne Sattel geritten.
    Mit schnellen, sicheren Griffen legte sie Dallis die Trense an, obwohl sie sich innerlich bei Weitem nicht so ruhig fühlte. Dallis spürte ihre Nervosität und begann, im Stroh hin und her zu treten.
    »Bitte halt still!«, flehte Patricia mit unterdrückter Stimme und streichelte den Hals der Stute. Dallis senkte den Kopf und rieb ihre Nase an Patricias Hosenbein. Aber wenigstens stand sie nun ruhig und ließ sich fertig aufzäumen.
    »So, und nun müssen wir beide mucksmäuschenstill sein«, flüsterte Patricia dem Pony ins Ohr. »Wenn sie uns jetzt erwischen, ist alles aus.« Sie schwang sich ihren Rucksack wieder auf den Rücken und nahm Dallis beim Zügel.
    Als sie Dallis aus der Box hinausführte, klackten die Hufe der Stute vernehmlich auf den Boden des Stallganges und Patricia zuckte erschrocken zusammen. Himmel, war das laut! Wie würde das erst draußen im Hof schallen!
    Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Sie waren so kurz davor davonzukommen, jetzt durfte nichts mehr schiefgehen!
    Im letzten Moment erinnerte sich Patricia noch an die knarrende Stalltür und fing sie auf, bevor sie ungebremst aufschwang. Trotzdem verursachte das Öffnen immer noch genug Lärm, da Patricia zusammen mit Dallis nicht durch einen so schmalen Spalt schlüpfen konnte wie zuvor.
    Sie dachte auch noch daran, die Tür wieder zu schließen – es musste ja nicht sein, dass ihr Verschwinden früher als unbedingt nötig auffiel.
    Draußen hielt Patricia erst einmal inne und blickte sich um. Niemand zu sehen oder zu hören und außer der trüben Außenlampe brannte immer noch nirgendwo Licht. Gut so!
    Behutsam führte sie Dallis über den Hof. Sie beabsichtigte, erst hinter den Gebäuden aufzusitzen, dort vermochte Silas, falls er doch noch aufwachte, sie von seinem Fenster aus nicht mehr zu sehen.
    Sie zählte die Schritte und betete, dass die Hufschläge, die Dallis auf dem Pflaster verursachte, nur in ihrer Einbildung so laut schallten. Dem Himmel sei Dank dafür, dass Silas

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