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Der Ruf der Pferde

Der Ruf der Pferde

Titel: Der Ruf der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Beyrichen
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sein.
    Aus diesem Grund machte sich Ethan an diesem Morgen in aller Herrgottsfrühe auf den Weg zum Hof. Er hatte keine Ahnung, wann der Tierarzt eintreffen würde, aber Patricia saß garantiert schon seit dem Morgengrauen bei Dallis und er wollte in diesen schweren Stunden bei ihr sein.
    Selbst das Wetter schien sich den Umständen anzupassen, es war kühl und windig und der Nebel hing wieder einmal bis tief ins Tal hinunter. Die Landschaft wirkte dadurch trostlos und Ethan schauderte unwillkürlich.
    Er rechnete nicht damit, dass um diese Zeit auf dem Hof schon Betrieb sein würde, und war überrascht, als ihm Damian bereits am Tor entgegenkam.
    Damians Gesicht zeigte eine Mischung aus Sorge und Ratlosigkeit und er rieb sich geistesabwesend das Kinn, als er zu Ethan hochblickte, der noch auf Sonny saß.
    »Sag mal, hast du zufällig eine Ahnung, wo Dallis ist?« Einen Gruß schenkte er sich.
    Ethan dachte im ersten Moment, Damian scherze.
    »Haha, guter Witz!« Er saß ab und nahm Sonny beim Zügel. Typisch Damian, der hielt so was wohl für lustig!
    Doch Damian schüttelte den Kopf. »Das ist kein Witz. Ich wünschte, es wäre einer.«
    Ethan wurde aufmerksam. Es klang so, als meine er das tatsächlich ernst.
    »Moment mal«, sagte Ethan und zog die Brauen zusammen. »Heißt das, du weißt nicht, wo Dallis ist? Du hast sie doch neulich selbst in den Stall gestellt, wenn ich mich recht erinnere.«
    »Richtig.« Damian blickte in die Ferne. »Und gestern Abend war sie da auch noch. Bloß jetzt eben nicht mehr.«
    In Ethans Kopf wirbelten die Gedanken. Er verstand immer noch nicht, was Damian damit sagen wollte.
    »Vielleicht hat Silas sie auf eine der Koppeln gestellt. Hast du ihn schon gefragt? Er fand bestimmt, Dallis sollte wenigstens noch einmal raus ins Freie, bevor . . .«
    »Silas weiß auch nicht, wo sie ist«, unterbrach ihn Damian. »Und er hätte so was auch nicht gemacht, er weiß schließlich genau wie ich, dass es dann nur noch schwerer würde...«Er stockte und Ethan erkannte, wie nahe das Ganze Damian ging. Er fing sich jedoch schnell wieder und sah Ethan durchdringend an.
    »Niemand hier weiß, wo das Pony ist. Deshalb dachte ich mir, ich frag dich.«
    »Mich? Wieso?« Ethan war verblüfft. »Woher soll ich denn...« Er brach ab, als er endlich verstand. »Ach so«, sagte er in verändertem Ton. »Du denkst, Patricia hat was damit zu tun.«
    Damian zuckte die Achseln. »Das ist die einzige Idee, die mir noch einfällt.«
    »Und warum fragst du sie nicht selbst?« In Ethan stieg Ärger auf.
    »Würde ich ja gern machen«, erwiderte Damian trocken. »Leider ist sie ebenfalls nicht da.«
    Ethan blickte leicht gereizt auf die Uhr. »Dann wird sie sicher gleich kommen. Oder ist was dagegen zu sagen, wenn sie ausnahmsweise mal nicht schon im Morgengrauen hier ist? Sie ist nämlich total fertig durch den ganzen Stress, wahrscheinlich hat sie einfach verschlafen.« Was für sie sowieso das Allerbeste wäre, fügte Ethan noch in Gedanken hinzu.
    »Möglich.« Damian schien nicht überzeugt. »Dann warten wir eben, bis sie auftaucht. Falls sie auftaucht«, ergänzte er, während er sich bereits abwandte.
    Ethan wollte ihn schon wütend zurechtweisen, doch dann bemerkte er gerade noch Damians Miene. Er erkannte, dass Damian ebenfalls mit den Nerven ziemlich herunter war und kaum beabsichtigte, Patricia irgendetwas anzuhängen, was ihm selbst möglicherweise durchaus gelegen kam. Wahrscheinlich hoffte er wie Ethan selbst, Patricia käme an diesem schrecklichen Tag überhaupt nicht auf den Hof.
    Andererseits war es schon merkwürdig, das musste Ethan zugeben. Er hätte niemals gedacht, dass Patricia Dallis in dieser Situation nicht beistand, egal, wie schwer es ihr selbst fiel. Sie hätte wirklich längst hier sein müssen. Ethan dachte darüber nach, während er Sonny den Sattel abnahm und den Braunen auf die kleine Koppel hinter dem Haupthaus ließ.
    Und was war jetzt mit Dallis? Das gab es doch nicht, dass keiner wusste, wo das Pony steckte. So klein waren die Highland Ponies ja nun auch wieder nicht, dass man eines davon einfach nicht mehr fand, dachte Ethan mit gerunzelter Stirn. Das Naheliegendste war natürlich, dass der Tierarzt bereits da gewesen war und die Sache erledigt hatte, bevor hier irgendwer sonst eintraf. Aber das hätte Damian sicher gewusst. Und Silas sowieso, denn wie immer die Umstände auch aussehen mochten, musste der Eigentümer des Pferdes ja wohl zumindest informiert werden.
    Wirklich

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