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Der Ruf der Steine

Der Ruf der Steine

Titel: Der Ruf der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Goshgarian
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nichts sonst. Zum Glück wurde niemand verletzt.«
    Jackie nickte und trank einen Schluck Bier. Aber sein Gesichtsausdruck machte deutlich, dass er und Peter es besser wussten.
    »Aber vorsichtshalber könnten wir es doch trotzdem melden«, gab Connie zu bedenken.
    »Wem melden?«
    »Der Polizei.«
    Peter war bedrückt. »Das ist kein Fall für die Polizei.«
    »Aber Jackie ist der Meinung, dass es ein Sprengstoffanschlag war, Peter. Sollen wir vielleicht auf einen weiteren Unfall warten?«
    »Ich halte es für eine gute Idee, die Sache vorsichtshalber zu melden, um uns ein wenig abzusichern«, sagte Jackie. »Es kann doch nicht schaden, oder?«
    »Und wie es das kann«, entgegnete Peter. »Wenn wir uns an die Polizei wenden, geht unsere Lizenz zum Teufel.«
    »Wie das?«
    »Hatcher ist der Don Corleone des Bostoner Immobilienmarktes und fürchtet nichts mehr als eine schlechte Presse. Er wird uns in hohem Bogen an die Luft setzen.«
    »Du riskierst also lieber weitere Sabotageakte, nur um die Grabung nicht zu gefährden?«
    »Es war keine Sabotage.« Aus dem Augenwinkel bemerkte Peter, wie Sparky den Kopf schüttelte, um Jackie zu beschwichtigen. Sie waren alle gegen ihn, dachte er.
    Connies Schnute ließ deutlich erkennen, dass sie an seiner Zurechnungsfähigkeit zweifelte und sich fragte, weshalb er offensichtliche Tatsachen einfach ignorierte. »Peter, ich kann ja verstehen, dass du die Grabung nicht gefährden willst. Wir müssen ja keine offizielle Anzeige erstatten, aber Hatcher sollten wir zumindest informieren.«
    »Und was sollen wir ihm sagen? Dass sich fast ein fataler Unfall mit dem Bagger ereignet hat? Dass die vage Möglichkeit besteht, dass mit Plastiksprengstoff gearbeitet wurde? Was, glaubst du, wird er tun? Er wird sofort die Erlaubnis widerrufen, um uns keiner Gefahr auszusetzen. Zumindest wird er eine Untersuchung veranlassen, die Wochen dauern kann – und wir schauen auf jeden Fall in die Röhre.«
    »Und wie steht es mit Merritt?«, fragte Connie.
    »Merritt arbeitet für den Staat – das zieht automatisch eine Untersuchung und eine Unterbrechung der Arbeiten nach sich. Aber genau das können wir uns nicht leisten.«
    »Demnach können wir also nichts unternehmen?«, fragte Connie. »Wenn wir einen Bericht schreiben, riskieren wir die Grabung, und wenn wir keinen schreiben, riskieren wir unser Leben.«
    »Ist das nicht ein bisschen sehr dramatisch?«
    »Dramatisch? Muss ich dich wirklich daran erinnern, dass dein Sohn heute Nachmittag beinahe umgekommen ist?«
    Peter fühlte, wie er errötete.
    »Was, wenn doch etwas passiert?«
    »Dann werden wir auf der Stelle zu Hatcher gehen und die Polizei und die National Guard alarmieren. Okay?«
    »Ich bin einverstanden«, meinte Jackie. »Flanagan ist vielleicht brutal, aber dumm ist er nicht.«
    Connie sah Peter lange an und nickte schließlich. Dann nahm sie ihre Salatschüssel und ging hinter Jackie und Sparky auf die Veranda hinaus.
    Peter sah, wie die Schwingtür zuklappte. Ein Unfallbericht – ein vernünftiger Vorschlag, den er am Nachmittag selbst erwogen hatte. Aber er hatte ihn rasch verdrängt, weil er die Lizenz nicht riskieren wollte, bevor sie nicht wenigstens den Spaten angesetzt hatten. Selbst wenn die Felsen nicht allzu viel versprechend aussahen, wollte er sie erforschen. Connie konnte das nicht verstehen. Keiner von ihnen empfand so wie er. Dieser Hügel war äußerst interessant – das hatte er bereits bei der ersten Besichtigung gespürt.
    Peter zog den Topf vom Feuer und leerte den Inhalt in eine Saucenschüssel. Als er den Löffel eintauchte, stieg köstlicher Tomatenduft empor. Und noch etwas anderes.
    Rauch.
    Aber der Geruch kam nicht vom Herd und auch nicht durch das Fenster. Er war sich nicht einmal sicher, ob er überhaupt von draußen kam – irgendwie nahm er ihn nur in seinem Kopf wahr, im Geruchszentrum seines Gehirns. Sekunden später war der Spuk verflogen.
    Er wollte das Gas abstellen, doch die Düse fesselte seinen Blick. Eine vollkommene Flammenkrone. Er dachte daran, dass sich der heißeste Punkt im blauen Licht befand. Seltsam, denn eigentlich wirkten das orangefarbene Innere und die hellgelben Spitzen viel heißer. Ungefähr eine ganze Minute lang starrte er auf die blauen Punkte. »Feuer ohne Rauch, Rauch ohne Feuer«, flüsterte er und verdrängte die dunklen Gedanken. Da war es wieder – das Gefühl, unendlich weit von allem entfernt zu sein. Vor drei Wochen hatte er es auf der Klippe zum ersten Mal

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