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Der Ruf der Steine

Der Ruf der Steine

Titel: Der Ruf der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Goshgarian
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Alles war geschwollen und feucht. Ein Druckgefühl bestätigte, dass er sich kurz vor dem Orgasmus befand, aber der Schmerz in seinen Hoden überwog. Sein Schambein wirkte gefühllos. Er wollte sich aufrichten, doch in seinem Kopf drehte sich alles, so dass er wieder zurückfiel.
    »Du lieber Himmel, ich kann mich an nichts, aber auch an gar nichts erinnern! Demnach bin ich völlig ausgerastet. Mein Gott, ich verstehe es nicht. Ich schäme mich, und es tut mir entsetzlich Leid.«
    Beim besten Willen konnte er sich nicht mit solch einer Brutalität identifizieren. So wie er dalag, war er sich sicher, dass er einer Frau niemals wehtun könnte. Bisher hatten ihn weder sadistische Gelüste noch Sehnsüchte nach Leder und Fäusten überkommen. Selbst in den stürmischsten Momenten hatte er nie die Hand gegen Linda erhoben. Schon der Gedanke ekelte ihn. Er war kein brutaler Mann und würde niemals einer Frau Gewalt antun.
    Und doch tauchten vage Bilder in seiner Erinnerung empor – wilde Bilder in gleißendem Licht. Eine brennende Frau, ein schreiendes Kind – und auch der Wunsch, Connie zu verletzen.
    »O Gott, ich glaube, ich verliere den Verstand«, flüsterte er. Zuerst diese Vorahnung bei seinem ersten Besuch und dann vor drei Tagen die Halluzination in der Küche. Er wollte Connie alles erzählen – es endlich loswerden, aber er brachte es nicht über sich. »Connie, es tut mir ehrlich Leid.«
    »Mir auch«, gab sie zurück.
    Während er sich anzog, packte ihn plötzlich heiße Furcht. Er wollte nur noch weg – weg von diesem Sandhügel, weg von der Insel. Er konnte es nicht erklären, aber er wurde das Gefühl nicht los, dass dieser Ort eine schlechte Ausstrahlung hatte.
    Als er aufstand und einen Schritt auf den Rand der Klippe zuging, ließ ihn eine plötzliche Blutleere in seinem Kopf taumeln. Im Bruchteil einer Sekunde packte Connie seinen Arm und zerrte ihn auf sicheren Boden zurück. Aber er hatte Zeit genug gehabt, um zu realisieren, dass er beinahe in den Abgrund gestürzt wäre. Und ganz unwillkommen war ihm diese Vorstellung nicht.

 

    15
    »Soll das heißen, dass du nach Hause fahren wirst?«
    »Ich weiß nicht, was es heißen soll.«
    »Ich möchte nicht, dass du nach Hause fährst.«
    »Das ist mir offen gesagt scheißegal, Peter.«
    Sie gingen am Strand entlang zum Haus zurück. Connie beleuchtete den Weg mit ihrer Mini-Taschenlampe und schlug ein rasches Tempo an, um die Distanz zu Peter zu wahren.
    Peter fehlten die Worte, um auszudrücken, wie er sich fühlte. Er wollte sie gern um Verzeihung bitten – dabei war längst nicht alles seine Schuld. Er hatte das Gefühl, sich für einen epileptischen Anfall entschuldigen zu müssen. Sie gingen denselben Weg am Wasser entlang zurück, wo sie noch vor einer Stunde, lachend und Händchen haltend, überlegt hatten, ob sie wohl ein Liebespaar werden würden. Nun marschierte sie stumm vor ihm her und fragte sich, was für ein sexuelles Monster sie da an Land gezogen hatte.
    »Connie, bitte glaube mir – der Mensch dort oben auf der Klippe war nicht ich. Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll – ich hatte das Gefühl, besessen gewesen zu sein.«
    Im selben Moment wusste er, dass es genauso gewesen war. Besessen. Ja, genau. Als ob ein anderer – oder etwas anderes – seinen Körper besessen hätte.
    Unvermittelt blieb Connie stehen und wandte sich zu ihm um. »Ich habe keine Ahnung, was mit dir geschehen ist, aber im Moment ist es mir auch gleichgültig. Ich will nicht mehr darüber reden. Ende!«
    Sie wandte sich ab und ging wie bisher immer einige Schritte vor ihm her zum Haus zurück.
    Sie hält dich für einen Psychopathen, sagte er zu sich. Für einen leibhaftigen Freddie Krueger unter dem Deckmäntelchen der Normalität. Wer kann ihr das verdenken?
    Je weiter sie sich von der Klippe entfernten, desto sicherer wurde Peter. Er fühlte sich zwar immer noch schrecklich schuldig, aber er konnte sich nicht erinnern, getan zu haben, was sie behauptete. Trotz der Bilder in seinem Kopf und Connies schreckgeweiteten Augen, die in seiner Erinnerung aufblitzten, hatte er das Gefühl, dass dieses wilde Drängen von außen über ihn gekommen war. Es machte zwar keinen Sinn, aber irgendwie fühlte er sich benutzt.
    Er eilte ihr nach. »Connie, bitte gib mir noch eine Chance!«
    »Noch eine Chance? Wie stellst du dir das vor? Ich ziehe mich hier auf der Stelle aus, und wenn du nicht wieder durchdrehst, fangen wir noch einmal genau dort an, wo wir

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