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Der Ruf der Steine

Der Ruf der Steine

Titel: Der Ruf der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Goshgarian
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Teufelswerk. Sogar die Tiere wurden getötet. Dass sie Lydia verschont haben, war allein der Frau des Priesters zu verdanken.«
    »War Brigid eine Hexe?«
    »Was soll das schon heißen? Lydia sagt, dass Brigid das Geheimnis der alten Steine kannte und den Zauber besaß, um mit den Toten zu sprechen. Wenn das Hexerei ist, dann ist Jesus genauso schuldig.«
    »Sind Sie eine Nachfahrin von Brigid?«
    Die alte Frau nickte. »Ja. Sie hat über dieses Land gewacht wie ich.«
    »Und wie?«
    »Sie hat die Flamme gehütet und die alten Geister am Leben erhalten.« Mit verkniffenen Augen starrte die Frau in die Dämmerung hinaus, wo sich die graue Silhouette des kleinen Bootes auf dem Wasser abzeichnete. »Manche Dinge sterben nicht. Diese Steine bewahren das Feuer noch immer. Sie wissen, wovon ich spreche. Sie haben es ja selbst gespürt.«
    Sein Herz bebte. O ja, ich habe das Feuer deutlich gespürt. So deutlich wie am vierten Juli.
    »Dort oben herrscht eine große Kraft, Mister. Sie ist in Sie eingedrungen und spricht zu Ihnen. Und sie lässt Sie Dinge sehen. Sie wissen, was ich meine. Wie Rauch durchdringt diese Kraft alles und jeden.«
    Rauch. Er nickte. Wie damals in der Nacht mit Connie. Auch bei der Halluzination in der Küche und dann bei dem Zwischenfall mit dem Bagger – immer wieder hatte er Rauch gerochen. Aber stets hatte nur er diesen Geruch wahrgenommen. Ja, er wusste, wovon die alte Frau sprach. Aber trotzdem irrte sie.
    »Die Steine wurden umgestoßen, aber das Feuer konnten sie nicht löschen. Es ist sogar noch stärker geworden«, sagte sie. »Sie haben es heute Nacht gespürt und gehört.«
    Er starrte auf die Radierung. Sie befand sich etwas außerhalb des Lichtkreises, so dass er die Gestalt der Priesterin mit dem erhobenen Messer und das bedrohte Kind gerade noch ausmachen konnte. »Ich habe im Sumpf eine Stimme gehört«, sagte er.
    »Heute Nacht ist die Kraft der Steine besonders stark.«
    »Meine Frau.«
    Verständnislos starrte sie ihn an.
    »Es war meine Frau.«
    »Ihre Frau?«
    »Ja. Linda. Sie starb vor zweieinhalb Jahren, aber heute Nacht habe ich ihre Stimme zuerst im Wald und dann im Sumpf gehört. Sie hat mich geführt … hierher, nehme ich an.«
    »Das war Brigid«, erwiderte die Frau spöttisch.
    »Nein, es war Lindas Stimme«, beharrte Peter. »Ich habe sie klar und deutlich gehört.«
    »Es war Brigid, glauben Sie mir. Sie hat sich an Sie gewandt, weil sie eine Maschine haben und etwas tun können. Mich würden sie fangen und der Polizei übergeben. Es war Brigid – das schwöre ich. Sie sollen die Steine retten.«
    Er nickte. Die Steine retten. »Aber natürlich. Ich werde tun, was in meiner Macht steht.« Es machte wenig Sinn, weiter mit ihr zu streiten.
    »Sie werden sie ausgraben und berühmt werden.«
    Er sagte nichts darauf. Er stand zehn Schritte von ihr entfernt und sah zu, wie sie die Radierung einwickelte und verstaute. Als sie sich nach der Laterne bückte, bemerkte Peter die Kette, die sie um den Hals trug. Kleine Perlen auf einer Schnur und dazwischen je eine runde Metallscheibe zu beiden Seiten eines zentralen Halbmondes.
    Peter streckte die Hand aus. »Die Kette.«
    Die alte Frau hob das Schmuckstück ins Licht. Die drei bronzenen Scheiben waren mit spiralförmigen Reliefs bedeckt, und auf der mittleren schwebte ein silberner Halbmond.
    »Eine keltische Lunula«, sagte Peter und studierte das Schmuckstück eingehend. Er schloss eine Reproduktion aus, denn man sah dem Silber an, dass es alt und häufig getragen worden war.
    »Ich habe keine Ahnung, wie Sie so etwas nennen. Die Kette gehörte meiner Mutter.« Mehr wollte sie offenbar nicht sagen, aber Peter war auch so mehr als beflügelt. Wer weiß, welche Entdeckungen noch seiner harrten.
    Die Frau öffnete die Tür. Graues Morgenlicht erhellte den Himmel im Osten. Peter trat aus der Hütte und reichte der Frau die Decke. Er brauchte sie nicht länger, denn die Erregung hatte seinen Pulsschlag beschleunigt. Die Seeluft roch frisch und klar. Irgendwo schrie eine Möwe. Und dann sah er, wie der erste Schimmer der aufgehenden Sonne die See vergoldete.
    »Ich weiß nicht einmal, wie Sie heißen.«
    »Hannah«, antwortete sie. »Hannah Mac Ness.« Sie berührte seinen Arm. »Geben Sie Acht auf sich, Mister. Das Feuer ist äußerst zornig. Sie haben einen Sohn. Geben Sie gut auf ihn Acht.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Die Toten beneiden die Lebenden«, sagte sie und sah ihn eindringlich an. »Sie wird versuchen,

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