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Der Ruf Der Trommel

Titel: Der Ruf Der Trommel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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besonders scharf auf einen Korb.«
    Jocasta wandte mir aufgeschreckt den Kopf zu - ich glaube, sie hatte vergessen, daß ich da war -, doch Farquard Campbell lachte.
    »Stimmt haargenau, Mrs. Fraser«, versicherte er augenzwinkernd. »Wir armen Männer sind zerbrechliche Wesen; mit unseren Gefühlen spielt ihr Frauen auf eigene Gefahr.«
    Jocasta schnaubte wenig damenhaft.
    »Gefühle, mein lieber Schwan!« sagte sie. »Der Mann hat keine Gefühle für irgend etwas, wenn es nicht in Flaschen zu haben ist.«
    Jamie betrachtete Mr. Campbell mit einem gewissen Interesse.
    »Wo du gerade von Gefühlen sprichst, Tanta Jocasta«, sagte er mit einem scharfen Unterton, »darf ich fragen, wie die Dinge mit deinem Freund hier stehen?«
    Mr. Campbell starrte zurück.
    »Ich bin verheiratet, Sir«, sagte er trocken, »und ich habe acht Kinder, das älteste vielleicht ein paar Jahre älter als Ihr. Aber ich habe Hector Cameron über dreißig Jahre lang gekannt, und ich tue mein Bestes für seine Frau, um seiner Freundschaft willen - und der ihren.«
    Jocasta legte ihm die Hand auf den Arm und wandte ihm den Kopf
zu. Auch wenn ihre Augen ihr nichts mehr nützten, wußte sie doch um die Wirkung niedergeschlagener Lider.
    »Farquard ist mir eine große Hilfe gewesen, Jamie«, sagte sie mit einem tadelnden Unterton. »Ohne seine Hilfe hätte ich es nach dem Tod des armen Hector nicht geschafft.«
    »Oh, aye«, sagte Jamie mit einem leisen Hauch von Skepsis. »Und sicher schulde ich Euch genauso Dank wie meine Tante. Aber ich frage mich immer noch, welche Rolle ich in dieser Geschichte spielen soll.«
    Campbell hustete diskret und erzählte weiter.
    Jocasta hatte den Leutnant vertröstet, Erschöpfung durch die Trauer vorgetäuscht und sich in ihr Schlafzimmer tragen lassen, das sie so lange nicht wieder verlassen hatte, bis er seine Geschäfte in Cross Creek abgeschlossen hatte und nach Wilmington aufgebrochen war.
    »Damals hat Byrnes sich um die Verträge gekümmert und ein heilloses Durcheinander angerichtet«, ergänzte Jocasta.
    »Ah, Mr. Byrnes, der unsichtbare Aufseher. Und wo war er heute morgen?«
    Ein Dienstmädchen war mit einer Schüssel warmen, parfümierten Wassers und einem Handtuch erschienen. Ohne zu fragen, kniete sie sich vor Jamies Sessel, ergriff eine seiner Hände und begann, sanft den Ruß abzuwaschen. Diese Zuwendung schien Jamie etwas zu verstören, doch er war zu sehr ins Gespräch vertieft, um sie wegzuschicken.
    Ein leises, ironisches Lächeln wanderte über Campbells Gesicht.
    »Ich fürchte, Mr. Byrnes, der sonst ein fähiger Aufseher ist, hat mit dem Leutnant eine kleine Schwäche gemeinsam. Ich habe sofort jemanden zu ihm in die Sägemühle geschickt, doch der Sklave ist zurückgekommen und hat mir gesagt, Byrnes läge besinnungslos in seinem Quartier, stinke nach Alkohol und sei nicht wachzukriegen.«
    Jocasta machte wieder ein undamenhaftes Geräusch, und Campbell sah sie voller Zuneigung an, bevor er sich wieder Jamie zuwandte.
    »Eure Tante ist mehr als fähig, die Geschäfte zu führen, wenn Ulysses ihr bei der Buchführung hilft. Wie Ihr aber selbst gesehen habt« - er wies auf die Wasserschüssel, die jetzt eher einer Schüssel voll Tinte ähnelte -, »erfordert der Plantagenbetrieb auch körperlichen Einsatz.«
    »Das war Leutnant Wolffs Argument«, sagte Jocasta, und ihre Lippen wurden schmal bei der Erinnerung. »Daß ich als Frau, und als Blinde obendrein, nicht damit rechnen könne, mein Eigentum allein zu verwalten. Ich könnte mich, sagte er, nicht auf Byrnes verlassen, da ich nicht in den Wald und zur Mühle gehen und nachsehen kann, was der Mann tut. Oder eben nicht tut.« Bei dem Gedanken preßte sie die Lippen zusammen.

    »Was nur zu wahr ist«, warf Campbell reumütig ein. »Bei uns gibt es ein Sprichwort: ›Glück ist ein Sohn, der alt genug ist, um Gutsverwalter zu sein‹. Denn wenn es um Geld oder Sklaven geht, kann man sich nur auf seine Verwandten verlassen.«
    Ich holte tief Luft und sah Jamie an. Er nickte. Endlich kamen wir zur Sache.
    »Und hier«, sagte ich, »kommt Jamie ins Spiel. Habe ich recht?«
    Jocasta hatte Farquard Campbell schon gebeten, sich beim nächsten Besuch um Leutnant Wolff zu kümmern und zu verhindern, daß Byrnes beim Vertragsabschluß Dummheiten machte. Doch unser zeitlich überaus günstiges Auftauchen hatte Jocasta auf einen anderen Plan gebracht.
    »Ich habe Farquard ausrichten lassen, er solle den Leutnant davon in Kenntnis setzen, daß mein

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