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Der Ruf Der Trommel

Titel: Der Ruf Der Trommel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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betrachtete sich Fiona als Expertin in Eheangelegenheiten und entwickelte ein schwesterliches Interesse an dem holperigen Verlauf von Rogers Liebesbeziehung.
    Sie schnitt ständig hilfreiche Tips aus Frauenmagazinen aus und schickte sie ihm. Der letzte Ausschnitt war ein Artikel aus Meine Woche gewesen, mit dem Titel »Wie umgarne ich einen Mann«. Wie du mir , hatte Fiona in aller Deutlichkeit an den Rand geschrieben.
    »Teilen Sie seine Interessen«, lautete ein Hinweis. »Wenn Sie Fußball
für Zeitverschwendung halten, er aber nicht davon abzubringen ist, setzen Sie sich neben ihn und fragen Sie, wie diese Woche die Chancen für Arsenal stehen. Fußball mag langweilig sein, er ist es nicht.«
    Roger lächelte etwas grimmig. Er hatte ihre Interessen geteilt, und wie, falls es als Zeitvertreib zählte, die Spur ihrer verdammten Eltern durch deren haarsträubende Geschichte zu verfolgen. Allerdings konnte er nur herzlich wenig davon mit ihr teilen.
    »Seien Sie reserviert«, lautete ein anderer Zeitungstip. »Nichts weckt das Interesse eines Mannes mehr als eine Aura der Zurückhaltung. Lassen Sie ihn nicht zu schnell zu nah an sich heran.«
    Roger fragte sich plötzlich, ob Brianna wohl ähnliche Ratschläge in amerikanischen Magazinen gelesen hatte, aber dann schob er den Gedanken von sich. Sie war sich zwar nicht zu schade, um Modemagazine zu lesen - er hatte es ein paar Mal gesehen -,doch Brianna war ebensowenig in der Lage, solche dummen Spiele zu spielen, wie er selbst.
    Nein, sie würde ihn nicht auf Abstand halten, um sein Interesse an ihr zu schüren; wozu auch? Sie wußte doch wohl, wieviel ihm an ihr lag.
    Wußte sie das wirklich? Mit plötzlicher Beklommenheit erinnerte er sich an einen anderen Rat, den Meine Woche für Verliebte bereithielt.
    »Gehen Sie nicht davon aus, daß er Ihre Gedanken lesen kann«, hieß es in dem Artikel. »Deuten Sie ihm Ihre Gefühle an.«
    Roger biß irgendwo in sein Sandwich und kaute, ohne zu bemerken, worauf. Doch, ja, er hatte sie angedeutet. Sich vorgewagt und ihr sein verdammtes Herz ausgeschüttet. Und sie war prompt in ein Flugzeug gesprungen und hatte sich nach Boston verdrückt.
    »Seien Sie nicht zu aggressiv«, murmelte er und zitierte schnaubend Tip Nummer vierzehn. Die Professorin neben ihm rückte ein Stück zur Seite.
    Roger seufzte und legte das angebissene Sandwich angewidert auf das Plastiktablett. Er hob die Tasse mit dem sogenannten Kaffee des Speisesaals hoch, trank aber nicht, sondern saß nur da, hielt sie zwischen den Händen und absorbierte ihre spärliche Wärme.
    Das Problem war, daß er zwar glaubte, Briannas Aufmerksamkeit von der Vergangenheit abgelenkt zu haben, er selbst aber nicht in der Lage gewesen war, sie zu ignorieren. Er war besessen von Claire und ihrem verdammten Highlander; so, wie sie ihn faszinierten, hätten sie gut zu seiner eigenen Familie gehören können.
    »Seien Sie immer aufrichtig.« Tip Nummer drei. Wenn er es gewesen
wäre, wenn er ihr geholfen hätte, alles herauszufinden, dann würde der Geist Jamie Frasers jetzt vielleicht in Frieden ruhen - und Roger auch.
    »Ach, leck mich am Arsch!« brummte er vor sich hin.
    Seine Tischnachbarin knallte ihre Kaffeetasse aufs Tablett und stand abrupt auf.
    »Leck dich selbst am Arsch!« sagte sie scharf und ging davon.
    Roger starrte ihr einen Augenblick hinterher.
    »Keine Angst«, sagte er. »Ich glaube, das habe ich schon.«

25
    Auftritt: Eine Schlange
    Oktober 1768
    Im Prinzip hatte ich nichts gegen Schlangen. Sie fraßen Ratten, was lobenswert von ihnen war, manchmal waren sie dekorativ, und meistens waren sie so klug, mir aus dem Weg zu gehen. Leben und leben lassen war meine Grundeinstellung.
    Andererseits war das nur theoretisch so. Praktisch hatte ich alle möglichen Einwände gegen die große Schlange, die zusammengerollt auf dem Sitz unseres Aborts lag. Abgesehen von der Tatsache, daß sie mir im Augenblick ziemlich im Weg war, machte sie sich auch nicht durch die Vertilgung von Ratten nützlich, und da sie in einem freudlosen, dunklen Grau gescheckt war, bereitete sie mir auch kein ästhetisches Vergnügen.
    Mein Haupteinwand war allerdings die Tatsache, daß es sich um eine Klapperschlange handelte. In gewisser Hinsicht war das wahrscheinlich ein Glück; einzig ihr Klappern, bei dem mir fast das Herz stehenblieb, hielt mich davon ab, mich im frühen Dämmerlicht auf sie zu setzen.
    Bei ihrem ersten Geräusch erstarrte ich auf der Stelle, sobald ich einen Schritt in

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