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Der Ruf Der Trommel

Titel: Der Ruf Der Trommel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Ian.
    Ihre Köpfe fuhren hoch und knallten mit einem Geräusch wie zerplatzende Melonen zusammen. Jamie ließ die Fackel fallen, die in das Loch fiel und prompt erlosch. Ein dünnes Rauchwölkchen stieg wie Weihrauch vom Rand des Loches auf.
    Jamie stolperte aus dem Abort, die Hände gegen seine Stirn gepreßt und die Augen vor Schmerz geschlossen. Ian lehnte sich an die Innenwand, hielt sich den Scheitel und machte abgehackte, atemlose Bemerkungen auf Gälisch.
    »Lebt sie noch?« fragte ich mit einem besorgten Blick zum Abort.
    Jamie öffnete ein Auge und betrachtete mich zwischen seinen Fingern hindurch.
    »Oh, meinem Kopf geht’s gut, danke«, sagte er. »Ich nehme an, meine Ohren hören nächste Woche irgendwann wieder auf zu summen.«
    »Aber, aber«, sagte ich beschwichtigend. »Man würde einen Vorschlaghammer brauchen, um dir den Schädel zu verbeulen. Aber laß
mich mal sehen.« Ich schob seine Finger zur Seite, zog seinen Kopf zu mir herab und tastete mich sanft durch sein dichtes Haar. Ich fand eine kleine Beule genau über seinem Haaransatz, aber kein Blut.
    Ich küßte die Stelle routinemäßig und tätschelte ihm den Kopf.
    »Du stirbst schon nicht«, sagte ich. »Jedenfalls nicht daran.«
    »Oh, gut«, sagte er trocken. »Ich sterbe sowieso viel lieber an einem Schlangenbiß, wenn ich das nächste Mal mein Geschäft mache.«
    »Es ist eine Giftschlange, oder?« fragte Ian, der jetzt die Hände von seinem Kopf nahm und aus dem Abort kam. Er holte tief Luft und füllte seine schmale Brust mit frischer Luft.
    »Ziemlich giftig«, sagte ich mit leichtem Schaudern. »Was hast du mit ihr vor?« fragte ich, an Jamie gewandt.
    Er zog eine Augenbraue hoch.
    »Ich? Warum sollte ich etwas mit ihr vorhaben?« fragte er.
    »Du kannst sie doch nicht einfach hierlassen!«
    »Warum nicht?« sagte er und zog die andere Braue hoch.
    Ian kratzte sich geistesabwesend am Kopf, zuckte zusammen, als er die Beule berührte, die von seiner Kollision mit Jamie stammte, und hielt inne.
    »Also, ich weiß nicht, Onkel Jamie«, sagte er skeptisch. »Wenn du deine Eier über einer Grube mit einer tödlichen Viper baumeln lassen willst, dann ist das ja deine Sache, aber ich kriege eine Gänsehaut bei dem Gedanken. Wie dick ist das Vieh?«
    »Ganz anständig, das muß ich zugeben.« Jamie winkelte sein Handgelenk an und zeigte ihm zum Vergleich seinen Unterarm.
    »Iih!« sagte Ian.
    »Du weißt nicht mit Bestimmtheit , ob sie nicht doch springen können«, warf ich hilfreicherweise ein.
    »Aye, das stimmt.« Jamie beäugte mich zynisch. »Aber ich muß zugeben, daß der Gedanke ausreicht, um bei mir Verstopfung hervorzurufen. Und wie sollen wir sie deiner Meinung nach herausholen?«
    »Ich könnte sie mit deiner Pistole erschießen«, bot Ian an, und sein Gesicht erhellte sich bei der Vorstellung, Jamies wie einen Schatz gehütete Pistolen in die Finger zu bekommen. »Wir brauchen sie nicht herauszuholen, wenn wir sie umbringen können.«
    »Kann man sie… äh… sehen?« fragte ich vorsichtig.
    Jamie rieb sich skeptisch das Kinn. Er hatte sich noch nicht rasiert, und sein Daumen kratzte über die dunkelroten Stoppeln.
    »Nicht sehr gut. Es sind nur ein paar Zentimeter Jauche in der Grube, aber ich glaube nicht, daß man sie so gut sehen kann, daß es zum Zielen reicht, und ich würde ungern den Schuß verschwenden.«

    »Wir könnten die gesammelten Hansens zum Abendessen einladen, sie mit Bier abfüllen und die Schlange ertränken«, schlug ich im Scherz vor - die Hansens waren eine vielköpfige Quäkerfamilie, die in der Nähe lebte.
    Ian explodierte vor Lachen. Jamie warf mir einen gestrengen Blick zu und wandte sich zum Wald.
    »Ich lasse mir schon etwas einfallen«, sagte er. »Wenn ich gefrühstückt habe.«
     
    Das Frühstück war zum Glück kein großes Problem, da die Hennen mich freundlicherweise mit neun Eiern ausgestattet hatten und das Brot zu meiner Zufriedenheit aufgegangen war. Die Butter war immer noch an der Rückseite der Vorratskammer eingekerkert, wo sie von der Sau, die gerade geferkelt hatte, übelgelaunt bewacht wurde. Doch es war Ian gelungen, sich hineinzulehnen und sich ein Töpfchen Marmelade zu schnappen, während ich mit einem Besen danebenstand, den ich der Sau jedesmal zwischen die knirschenden Kiefer stieß, wenn sie einen ihrer kurzen, pfeilschnellen Angriffe auf Ians Beine startete.
    »Ich muß einen neuen Besen haben«, merkte ich mit einem Blick auf die zerfetzten Überreste an, während ich

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