Der Ruf Der Trommel
glitt vom Rollbett herab und wrang ein Tuch in kühlem Wasser aus. Ian rührte sich leicht, als ich ihm über das Gesicht wischte, und seine Augen waren wieder geschlossen.
»Mrs. Abernathy hat mir gegen die Kopfschmerzen Amethyste zu trinken gegeben«, murmelte er schläfrig.
»Amethyste?« Ich erschrak, ließ meine Stimme aber leise und beruhigend klingen. »Du hast Amethyste getrunken?«
»In Essig zerstampft«, sagte er. »Und Perlen in süßem Wein, aber die waren fürs Bett, hat sie gesagt.« Sein Gesicht sah rot und geschwollen aus, und auf der Suche nach Erleichterung drehte er die Wange auf das kühle Kissen. »Sie hatte eine Menge Ahnung von Steinen, die Frau. Sie hat Smaragdpulver in der Flamme einer schwarzen Kerze verbrannt und mir den Schwanz mit einem Diamanten eingerieben - um ihn steif zu halten, hat sie gesagt.«
Aus dem Bett erklang ein leises Geräusch, und ich blickte auf und sah, daß sich Lord John auf seinen Ellbogen gestützt hatte, die Augen weit aufgerissen.
»Und haben die Amethyste gewirkt?« Ich wischte Ian sanft mit dem Tuch über das Gesicht.
»Der Diamant hat gewirkt.« Er machte den zaghaften Versuch, nach der Art von Heranwachsenden obszön zu lachen, doch es ging in einen heftigen, rasselnden Husten über.
»Keine Amethyste hier, fürchte ich«, sagte ich. »Aber es gibt Wein, wenn du welchen möchtest.« Er wollte, und ich half ihm beim Trinken - stark mit Wasser verdünnt -,dann ließ ich ihn auf das Kissen zurücksinken, rot und mit schweren Augen.
Lord John hatte sich ebenfalls hingelegt und beobachtete uns, das dichte, lose blonde Haar hinter sich auf dem Kissen ausgebreitet.
»Das war es, was sie von den Jungen wollte, weißt du?« sagte Ian. Seine Augen waren fest gegen das Licht geschlossen, doch er konnte eindeutig irgend etwas sehen, und wenn es nur in den Nebeln der Erinnerung war. Er leckte sich die Lippen; sie fingen an auszutrocknen und aufzuspringen, und seine Nase begann zu laufen.
»Sie hat gesagt, daß der Stein im Inneren eines Jungen wuchs - der, den sie wollte. Sie hat aber gesagt, daß es ein Junge sein mußte, der noch nie einem Mädchen beigewohnt hatte, das war wichtig. Wenn er das getan hatte, dann würde der Stein irgendwie nicht richtig sein. Wenn er einen h-huh-hatte.« Er hielt inne, um zu husten, und endete atemlos mit triefender Nase. Ich hielt ihm ein Taschentuch hin, damit er sie putzen konnte.
»Was wollte sie mit dem Stein?« Lord Johns Gesicht trug einen Ausdruck des Mitgefühls - er wußte nur zu gut, wie es Ian im Augenblick ging -,doch die Neugier gebot ihm die Frage. Ich protestierte nicht; ich wollte es ebenfalls wissen.
Ian fing an, den Kopf zu schütteln, und hielt dann stöhnend inne.
»Ah! Gott, mein Kopf platzt gleich! Ich weiß es nicht, Mann. Sie
hat es uns nicht gesagt. Nur, daß er wichtig war und sie ihn um jeden Preis haben mußte.« Er hatte das letzte Wort kaum hervorgebracht, als er sich in einem Hustenanfall verlor, der bis jetzt der schlimmste war; er klang wie ein bellender Hund.
»Hör besser auf zu red-«, begann ich, wurde aber durch ein leises Plumpsen an der Tür unterbrochen.
Ich erstarrte augenblicklich, das feuchte Tuch immer noch in meiner Hand. Lord John lehnte sich schnell aus dem Bett und zog eine Pistole aus einem seiner Reitstiefel, die auf dem Boden standen. Mit dem Finger auf den Lippen gebot er Stille und deutete kopfnickend auf Jamies Pistolen. Ich begab mich geräuschlos zur Anrichte und ergriff eine davon. Der glatte, solide Schaft in meiner Hand beruhigte mich.
»Wer ist da?« rief Lord John mit erstaunlich kräftiger Stimme.
Es kam keine Antwort außer einer Art Kratzen und einem schwachen Winseln. Ich legte die Pistole mit einem Seufzer hin und schwankte zwischen Verärgerung, Erleichterung und Belustigung.
»Es ist dein verflixter Hund, Ian.«
»Seid Ihr sicher?« Lord John sprach leise und zielte immer noch unbeweglich mit der Pistole auf die Tür. »Es könnte ein Trick der Indianer sein.«
Ian drehte sich angestrengt um, so daß er der Tür zugewandt war.
»Rollo!« rief er, und seine heisere Stimme überschlug sich dabei.
Heiser oder nicht, Rollo kannte die Stimme seines Herrn; draußen erklang ein tiefes, hocherfreutes »WARF!«, gefolgt von wildem Kratzen in etwa einem Meter Höhe.
»Böser Hund«, sagte ich und beeilte mich, die Tür zu öffnen. »Hör auf damit, oder ich mache einen Bettvorleger aus dir oder einen Mantel oder irgend so etwas.«
Indem er dieser Drohung
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