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Der Ruf Der Trommel

Titel: Der Ruf Der Trommel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Wasserfässern hervordrifteten, benetzten sein Gesicht und umschwebten seine Füße. Hier unten war es dunkler als je zuvor, das staubiggoldene Zwielicht hatte das Schwarzbraun kalten, feuchten Holzes angenommen.
    Das Kind schlief; Roger sah nur die Rundung seiner Wangen, die immer noch mit roten Pusteln übersät war. Sie sahen aggressiv und entzündet aus. Morag sah seinen zweifelnden Blick, sagte aber nichts, sondern ergriff seine Hand und preßte sie gegen den Hals des Säuglings.
    Der winzige Pulsschlag machte klopf-klopf-klopf unter seinem Finger, und die weiche, faltige Haut war warm, aber feucht. Beruhigt lächelte er Morag an, und sie antwortete mit einem kurzen Aufleuchten.
    Ein Monat im Zwischendeck hatte sie abmagern lassen und sie mit
Schmutz überzogen; die letzten beiden Tage hatten ihr bleibende Falten der Furcht ins Gesicht geprägt. Das Haar hing ihr in langen Zotteln um das Gesicht; es stand vor Fett und wimmelte vor Läusen. Ihre Augen waren wund vor Müdigkeit, und sie roch nach Fäkalien und Urin, saurer Milch und abgestandenem Schweiß. Ihre Lippen waren verkrampft und bleich wie der Rest ihres Gesichtes. Roger ergriff ganz sanft ihre Schultern, bückte sich und küßte sie auf den Mund.
    Oben auf der Leiter sah er sich um. Sie stand immer noch da, das Kind in den Armen, und sah zu ihm hoch.
    Das Deck war völlig still bis auf das Gemurmel von Steuermann und Bootsmann, unsichtbar am Steuerrad. Roger ließ den Lukendeckel wieder an seinen Platz gleiten. Sein Herzschlag begann sich zu verlangsamen, ihre Berührung wärmte ihm immer noch die Hände. Zwei Tage. Möglicherweise drei. Vielleicht würden sie es schaffen; zumindest war Roger überzeugt, daß sie recht hatte; das Kind hatte keine Pocken.
    In der nächsten Zeit würde wohl niemand einen Grund haben, in den Frachtraum zu gehen - erst gestern war ein frisches Wasserfaß hochgebracht worden. Er konnte Wege finden, ihr Essen zu bringen - wenn sie nur lange genug wach bleiben konnte. Das scharfe Ting der Schiffsglocke durchbohrte den Nebel, eine Erinnerung an die Zeit, die nicht länger zu existieren schien, da kein Wechsel zwischen Licht und Dunkelheit ihr Verstreichen anzeigte.
    Roger hörte es, als er zum Heck hinüberging; ein plötzliches, lautes Wusch im Nebel unter der Reling, ganz dicht bei ihnen. Im nächsten Augenblick erzitterte das Schiff leicht unter ihm, als etwas Riesiges an seinen Planken vorbeistrich.
    »Wal!« kam ein Ausruf von oben. Er sah die schwachen Umrisse zweier Männer neben dem Hauptmast im Nebel stehen. Sie erstarrten bei dem Ausruf, und er stellte fest, daß er ebenfalls stocksteif dastand und lauschte.
    In der Nähe erklang ein weiteres Wusch und noch einmal weiter weg. Die Besatzung der Gloriana stand schweigend da, und jeder der Männer legte für sich im Geiste ein Verzeichnis der gewaltigen Atemzüge an, erstellte eine unsichtbare Landkarte, auf der das Schiff zwischen beweglichen Sandbänken dahintrieb, schweigenden, intelligenten Fleischbergen.
    Wie groß waren sie? fragte sich Roger. Groß genug, um das Schiff zu beschädigen? Er strengte seine Augen an und versuchte vergebens, im Nebel irgend etwas zu erkennen.
    Da war es wieder, ein Rumpeln, so stark, daß es an der Reling unter
seinen Händen zerrte, gefolgt von einem langen, mahlenden Schaben, das die Planken erzittern ließ. Von unten erklangen unterdrückte Angstschreie; die Menschen im Zwischendeck mußten es genau neben sich spüren, und nur die Planken der Bordwand trennten sie vom Schiffbruch - einem plötzlichen Stoß und dem schreckenerregenden Eindringen der See. Im Vergleich zu den gewaltigen Tieren, die neben ihnen umherschwammen und unsichtbar im Nebel atmeten, schienen die zehn Zentimeter dicken Eichenplanken etwa die Haltbarkeit von Toilettenpapier zu haben.
    »Entenmuscheln«, sagte eine leise, irische Stimme hinter ihm im Nebel. Roger fuhr verblüfft zusammen, dann erklang ein amüsiertes, leises Lachen und nahm Bonnets schattigen Umriß an. Der Kapitän hielt eine Cherootzigarre zwischen den Zähnen, und ein plötzlicher Lichtstrahl aus der Kombüse illuminierte die Falten und Flächen seines Gesichtes, die in dem roten Licht verschwommen wirkten. Das kratzende Zittern durchlief erneut die Planken.
    »Sie kratzen sich, um ihre Haut von den Parasiten zu befreien«, erklärte Bonnet beiläufig. »Wir sind für sie nur ein schwimmender Stein.« Er zog kräftig an seiner Zigarre, um sie anzufachen, blies den duftenden Rauch aus und warf

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