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Der Ruf Der Trommel

Titel: Der Ruf Der Trommel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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ab.
    »Dann…«
    »Es ist nur ein harmloser Ausschlag! Den kriegen alle Kinder, das sagt meine Mutter auch!« Unter den wütenden Leugnungen hörte er die Angst in ihrer Stimme.
    »Seid Ihr sicher?« sagte er, so sanft er konnte. Er streckte zögernd die Hand nach dem dunklen Flecken aus, den sie im Arm hielt.
    Sie hieb nach ihm, ungeschickt, da sie nur eine Hand benutzen konnte, und er zischte vor Schmerz auf und zuckte zurück.

    »Himmel! Ihr habt auf mich eingestochen!«
    »Bleibt mir vom Leib! Ich hab’ den Dolch von meinem Mann«, sagte sie warnend. »Ich lasse nicht zu, daß Ihr ihn nehmt, vorher bring’ ich Euch um, das schwör’ ich!«
    Er glaubte ihr. Er nahm die Hand in den Mund und konnte sein Blut schmecken, süß und salzig auf der Zunge. Es war nur ein Kratzer, doch er glaubte ihr. Sie würde ihn umbringen - oder selbst sterben, was sehr viel wahrscheinlicher war, wenn ein Mitglied der Besatzung sie fand.
    Aber nein, dachte er. Sie war bares Geld wert. Bonnet würde sie nicht umbringen - würde sie nur an Deck zerren lassen und sie zwingen zuzusehen, während man ihr das Kind aus den Armen riß und es ins Meer warf. Er erinnerte sich an die dunklen Schatten, die das Schiff umlagerten, und erschauerte vor Kälte, die nicht von seiner feuchtkalten Umgebung herrührte.
    »Ich nehme ihn nicht. Aber wenn es die Pocken sind…« »Sie sind es nicht! Ich schwöre zu St. Bride, sie sind es nicht!« Eine kleine Hand schoß aus dem Schatten hervor und packte ihn am Ärmel. »Es ist so, wie ich es Euch sage, es ist nur von der Milch, ich habe so etwas schon öfter gesehen, Mann - schon hundert Mal! Ich bin das älteste von neun Kindern, ich weiß genau, wann ein Kind krank ist und wann es nur zahnt!«
    Er zögerte und faßte dann abrupt seinen Entschluß. Wenn sie sich irrte und das Kind die Blattern hatte, dann hatte sie sich wahrscheinlich schon angesteckt; sie zum Zwischendeck zurückzubringen, würde nur bedeuten, die Krankheit weiterzuverbreiten. Und wenn sie recht hatte - dann wußte er genausogut wie sie, daß es keine Rolle spielte; jede Art von Ausschlag würde das Kind auf den ersten Blick zum Tod verurteilen.
    Er konnte spüren, wie sie zitterte, am Rande der Hysterie. Er hätte sie gern zur Beruhigung berührt, überlegte es sich aber anders. Sie würde ihm nicht vertrauen, und das war ja auch kein Wunder.
    »Ich verrate Euch nicht«, flüsterte er.
    Die Antwort war argwöhnisches Schweigen.
    »Ihr braucht etwas zu essen, nicht wahr? Und frisches Wasser. Ohne das habt Ihr bald keine Milch mehr, und was ist dann mit dem Kind?«
    Er hörte ihren Atem, abgehackt und zugeschleimt. Sie war krank, doch es waren nicht die Pocken; alle Passagiere im Zwischendeck husteten und keuchten - die Feuchtigkeit war ihnen von Anfang an auf die Lungen geschlagen.

    »Zeigt ihn mir.«
    »Nein!« Ihre Augen blitzten im Dunkeln auf wie die Augen einer in die Enge getriebenen Ratte, und der Rand ihrer Lippen hob sich von den kleinen, weißen Zähnen.
    »Ich schwöre, ich nehme ihn Euch nicht weg. Aber ich muß ihn sehen.«
    »Worauf schwört Ihr?«
    Er suchte in seinem Gedächtnis nach einem passenden keltischen Eid, doch dann gab er auf und sagte einfach, was ihm auf der Zunge lag.
    »Auf das Leben meiner eigenen Frau«, sagte er, »und auf meine ungeborenen Söhne.«
    Er spürte ihre Zweifel, und dann ließ ihre Anspannung ein wenig nach; das runde Knie, das gegen sein Bein gepreßt war, machte eine kleine Bewegung, als sie sich entspannte. Neben ihnen raschelte es leise zwischen den Ketten. Diesmal waren es echte Ratten.
    »Ich kann ihn hier nicht allein lassen, um Essen stehlen zu gehen.« Er sah, wie sie den Kopf schwach dem Geräusch zuneigte. »Sie fressen ihn bei lebendigem Leib; sie haben mich schon im Schlaf gebissen, die dreckigen Biester.«
    Er streckte die Hände aus, denn er war sich ständig der Geräusche auf dem Deck bewußt. Es war nicht sehr wahrscheinlich, daß jemand hier herunterkommen würde, doch wie lange würde es dauern, bis man ihn oben vermißte?
    Sie zögerte immer noch, griff aber schließlich mit einem Finger nach ihrer Brust und löste den Mund des Kindes mit einem leisen Plop! Es machte ein leises Protestgeräusch und strampelte ein bißchen, als er es nahm.
    Er hatte noch nicht viele Babys gehalten; das schmutzige, kleine Bündel fühlte sich überraschend an - träge und trotzdem lebendig, weich und dennoch robust.
    »Vorsicht mit seinem Kopf!«
    »Ich hab’ ihn.« Er umschloß den

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