Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Ruf Der Trommel

Titel: Der Ruf Der Trommel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
sich noch fester in sich selbst, und ich ließ meine Hand sinken.
    »Willst du es mir erzählen?« Ich wollte es nicht hören; auch ich hätte gern so getan, als wäre es nicht geschehen.
    Sie sah mich an, die Lippen zu einer geraden, weißen Linie zusammengepreßt.
    »Nein«, sagte sie. »Nein, das will ich nicht. Aber ich denke, ich tue es besser.«
     
    Sie war am hellichten Tag an Bord der Gloriana gekommen, vorsichtig, aber ohne sich bedroht zu fühlen, weil so viele Leute da waren; Hafenarbeiter, Matrosen, Kaufleute, Bedienstete - die Docks wimmelten vor Leben. An Deck hatte sie einem Seemann gesagt, was sie wollte; er war in den Tiefen des Schiffes verschwunden, und einen Augenblick später war Stephen Bonnet erschienen.
    Er trug dieselben Kleider wie in der vorigen Nacht; bei Tageslicht konnte sie sehen, daß sie von guter Qualität waren, aber fleckig und furchtbar zerknittert. Ihm war fettiges Kerzenwachs auf die Seidenmanschette seines Rockes getropft, und in seinem Spitzenkragen hingen Krümel.
    Bonnet selbst sah weniger heruntergekommen aus als seine Kleider;
er war frisch rasiert, und seine grünen Augen waren hell und wachsam. Sie überflogen sie rasch und leuchteten interessiert auf.
    »Ich fand dich ja bei Kerzenlicht schon ganz hübsch«, sagte er, indem er ihre Hand ergriff und sie an seine Lippen hob. »Aber wenn der Alkohol fließt, kommt es einem oft so vor. Es ist sehr viel seltener, daß man eine Frau in der Sonne hübscher findet als sie im Mondschein war.«
    Brianna versuchte, ihre Hand aus seinem Griff zu ziehen, und lächelte ihn höflich an.
    »Danke. Habt Ihr den Ring noch?« Das Herz schlug ihr schnell im Hals. Selbst wenn er ihn beim Glücksspiel verloren hatte, konnte er ihr immer noch von dem Ring erzählen - von ihrer Mutter. Aber sie hätte ihn furchtbar gern in ihren Händen gehalten. Sie unterdrückte die Furcht, die sie die ganze Nacht über heimgesucht hatte; daß der Ring alles sein könnte, was von ihrer Mutter geblieben war. Es konnte nicht sein, nicht, wenn der Zeitungsausschnitt stimmte, aber…
    »Oh, in der Tat. Danu, die Glücksbringerin, hat mir in jener Nacht zur Seite gestanden - und wie es aussieht, tut sie das immer noch.« Er lächelte sie charmant an und hielt nach wie vor ihre Hand fest.
    »Ich - äh, ich frage mich, ob Ihr ihn mir verkaufen würdet.« Sie hatte fast ihr ganzes Geld dabei, doch sie hatte keine Ahnung, was so ein Goldring kosten konnte.
    »Warum?« Die direkte Frage überrumpelte sie, und sie suchte angestrengt nach einer Antwort.
    »Er - er sieht aus wie ein Ring, den meine Mutter hatte«, antwortete sie, denn sie war nicht in der Lage, eine bessere Antwort als die Wahrheit zu erfinden. »Woher habt Ihr ihn?«
    Irgend etwas regte sich in seinen Augen, obwohl er sie immer noch anlächelte. Er wies auf die dunkle Kajütentreppe und steckte ihre Hand in seine Ellenbeuge. Er war größer als sie, ein kräftiger Mann. Sie zog vorsichtig, doch er hielt ihre Hand fest.
    »Du willst also den Ring? Komm in meine Kajüte, Schätzchen, und dann sehen wir, ob wir uns einig werden können.«
    Unten goß er ihr Brandy ein; sie nahm nur ein winziges Schlückchen, doch er trank in vollen Zügen, leerte das erste Glas und goß sich ein neues ein.
    »Woher?« sagte er sorglos als Antwort auf ihr hartnäckiges Fragen. »Ah, nun, ein Herr sollte keine Geschichten über seine Eroberungen erzählen, oder?« Er blinzelte ihr zu. »Ein Liebespfand«, flüsterte er.
    Das Lächeln in ihrem eigenen Gesicht fühlte sich steif an, und der Brandy, den sie getrunken hatte, brannte ihr im Magen.

    »Die Frau, die - ihn Euch gegeben hat«, sagte sie. »Ist sie bei guter Gesundheit?«
    Er gaffte sie mit leicht geöffnetem Mund an.
    »Glück«, sagte sie hastig. »Es bringt Unglück, wenn man Schmuck trägt, der jemandem gehört, der - der tot ist.«
    »Ist das so?« Das Lächeln kehrte zurück. »Ich kann nicht behaupten, daß mir diese Wirkung schon aufgefallen wäre.« Er stellte das Glas hin und rülpste entspannt.
    »Trotzdem kann ich Euch versichern, daß die Dame, von der ich diesen Ring habe, lebendig und gesund war, als ich sie verlassen habe.«
    Das Brandgefühl in ihrem Magen ließ etwas nach.
    »Oh. Ich bin froh, das zu hören. Verkauft Ihr ihn mir also?«
    Er schaukelte mit seinem Stuhl rückwärts und betrachtete sie, ein leises Lächeln auf den Lippen.
    »Verkaufen. Und was bietest du mir dafür, Schätzchen?«
    »Fünfzehn Pfund Sterling.« Ihr Herz begann wieder

Weitere Kostenlose Bücher