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Der Ruf Der Trommel

Titel: Der Ruf Der Trommel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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habe es mir nicht überlegt? Daß ich die Risiken nicht kenne? Jamie, ich könnte sie umbringen!« Ich zog mir den Stoff von meinem verletzten Daumen; der Schnitt blutete immer noch.
    »Sieh mal - es dürfte nicht so bluten, es ist ein tiefer Schnitt, aber kein schlimmer. Doch es blutet! Ich habe eine Vene getroffen. Mir könnte dasselbe mit Brianna passieren, ohne daß ich es merke - und wenn… Jamie, ich könnte es nicht stillen! Sie würde mir unter den Händen verbluten, und ich könnte nichts dagegen tun, nicht das geringste!«
    Er sah mich an, die Augen dunkel vor Schrecken.
    »Wie kannst du dann so etwas überhaupt erwägen, wenn du das weißt?« Seine Stimme klang leise und ungläubig.
    Ich holte tief und zitternd Luft und spürte, wie mich die Verzweiflung überrollte. Ich konnte es ihm nicht verständlich machen, es ging nicht.
    »Weil ich auch noch andere Dinge weiß«, sagte ich schließlich ganz leise, ohne ihn anzusehen. »Ich weiß, wie es ist, ein Kind zu gebären. Ich weiß, wie es ist, wenn einem Körper und Verstand und Seele genommen werden, wenn sie verändert werden, ohne daß man es will. Ich weiß, wie es ist, wenn man von dem Platz gerissen wird, an den
man zu gehören glaubte, wenn einem keine Wahl gelassen wird. Ich weiß, wie es ist , hörst du mich? Und es ist keine Sache, die man gegen seinen Willen unternehmen sollte.« Ich sah zu ihm hoch, und meine Faust ballte sich um meinen verletzten Daumen.
    »Und du - Himmel noch mal - du weißt, was ich nicht weiß; wie es ist, mit dem Bewußtsein der Vergewaltigung zu leben. Willst du mir sagen, wenn ich dir das nach Wentworth hätte wegschneiden können, daß du es nicht gewollt hättest, egal, wie riskant es gewesen wäre? Jamie, es könnte das Kind eines Vergewaltigers sein!«
    »Aye, ich weiß«, begann er und mußte innehalten, zu überwältigt, um den Satz zu beenden. »Ich weiß «, begann er erneut, und seine Kinnmuskeln traten vor, als er die Worte bezwang. »Aber ich weiß auch noch etwas anderes - ich kenne zwar seinen Vater nicht, aber ich kenne seinen Großvater um so besser. Claire, das ist ein Kind von meinem Blut!«
    » Dein Blut?« äffte ich ihn nach. Ich starrte ihn an, während mir die Wahrheit dämmerte. »Du sehnst dich so sehr nach einem Enkelkind, daß du dafür deine Tochter opfern würdest?«
    »Opfern? Ich bin doch nicht derjenige, der einen kaltblütigen Mord begehen will!«
    »Über die Engelmacherinnen im Hôpital des Anges hast du dich nie so aufgeregt; du hattest Mitleid mit den Frauen, denen sie geholfen haben, das hast du selbst gesagt.«
    »Diese Frauen hatten keine andere Wahl!« Zu aufgeregt zum Stillsitzen stand er auf und lief unruhig vor mir hin und her. »Sie hatten niemanden, der sie beschützt hätte, keine Möglichkeit, ein Kind zu ernähren - was hätten sie sonst machen sollen, die armen Dinger? Aber bei Brianna ist es etwas anderes! Ich werde nicht zulassen, daß sie hungert oder friert, daß ihr oder dem Kind etwas zustößt, niemals!«
    »Es ist aber nicht nur das!«
    Er starrte mich an, die Augenbrauen in sturem Unverständnis zusammengezogen.
    »Wenn sie hier ein Kind bekommt, dann wird sie nicht gehen«, sagte ich schwankend. »Das kann sie nicht - nicht ohne sich selbst zu zerreißen.«
    »Also willst du sie zerreißen?« Ich zuckte zusammen, als hätte er mich geschlagen.
    »Du willst, daß sie hierbleibt«, sagte ich in blanker Gegenwehr. »Es kümmert dich nicht, daß ihr Platz anderswo ist, daß sie zurückgehen will . Wenn sie hierbleibt - und noch besser, wenn sie dir ein Enkelchen
beschert -, dann ist es dir verdammt noch mal egal, was dabei aus ihr wird, oder?«
    Jetzt war es an ihm, zusammenzuzucken, doch er wandte sich mir ganz zu.
    »Aye, natürlich kümmert es mich! Das heißt aber nicht, daß ich es richtig finde, wenn du sie zwingst…«
    »Was soll das heißen, wenn ich sie zwinge?« Das Blut brannte heiß in meinen Wangen. »Um Himmels willen, meinst du, ich tue das gern? Nein! Aber bei Gott, wenn sie es will, dann soll sie die Wahl haben.«
    Ich mußte meine Hände aneinanderpressen, damit sie nicht zitterten. Die Schürze war zu Boden gefallen, blutbefleckt, eine viel zu lebhafte Erinnerung an Operationssäle und Schlachtfelder - und an die furchtbare Begrenztheit meiner eigenen Fähigkeiten.
    Ich konnte seinen Blick auf mir spüren, finster und brennend. Ich wußte, daß er genauso von seinen Gefühlen hin- und hergerissen war wie ich. Brianna bedeutete ihm wirklich alles

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