Der Ruf Der Trommel
Er wartete ab. Und er träumte nachts von verlorenen Welten, um in der Dämmerung mit dem Geruch frischen Grases in der Nase zu erwachen, das Drängen seiner Sehnsucht warm über seinen Bauch ergossen.
Die Ränder des Baches waren immer noch zugefroren, als der Jesuit kam.
Roger konnte sich im Dorf frei bewegen; er war draußen, als die
Hunde zu bellen begannen und das Jaulen der Wachtposten die Ankunft von Besuchern signalisierte. Die Menschen begannen zusammenzulaufen, und er ging neugierig mit.
Die Neuankömmlinge waren eine große Gruppe von Mohawk, sowohl Männer als auch Frauen, alle zu Fuß, mit den üblichen Bündeln der Reiseausrüstung bepackt. Das kam ihm merkwürdig vor; alle Besucher, die bis jetzt ins Dorf gekommen waren, waren auf der Jagd gewesen. Noch merkwürdiger war, daß die Besucher einen Weißen dabei hatten - die blasse Wintersonne glänzte auf dem hellen Haar des Mannes.
Begierig, etwas zu sehen, kam Roger näher, aber er wurde von einigen der Dorfbewohner zurückgedrängt. Doch da hatte er schon gesehen, daß der Mann ein Priester war; unter seinem Bärenfellumhang waren die verschlissenen Überreste einer schwarzen Robe zu sehen, die er über ledernen Leggings und Mokassins trug.
Der Priester verhielt sich nicht wie ein Gefangener, und er war auch nicht gefesselt. Und doch hatte Roger den Eindruck, daß er unter Zwang mitreiste; Sorgenfalten durchzogen sein ansonsten junges Gesicht. Der Priester und mehrere seiner Begleiter verschwanden in dem Lagerhaus, in dem der Sachem hofhielt; Roger hatte es noch nie betreten, doch er hatte die Gespräche der Frauen mitgehört.
Eine der älteren Frauen sah ihn in der Menge verweilen und befahl ihm scharf, noch mehr Holz zu holen. Er ging und sah den Priester nicht wieder, obwohl sich die Gesichter der Neuankömmlinge im Dorf zeigten, die sich auf die Langhäuser verteilten, um an der Gastlichkeit ihrer Feuerstellen teilzuhaben.
Irgend etwas ging im Dorf vor sich; er konnte spüren, wie die Strömungen des Ereignisses ihn umwirbelten, doch er verstand sie nicht. Die Männer blieben abends länger am Feuer sitzen und redeten, und die Frauen unterhielten sich bei der Arbeit im Flüsterton, doch die Diskussion entzog sich Rogers rudimentärem Verständnis der Sprache. Er fragte eines der kleinen Mädchen nach den Neuankömmlingen; sie konnte ihm nur sagen, daß sie aus einem Dorf im Norden kamen - warum sie gekommen waren, wußte sie nicht, außer, daß es mit dem Schwarzrock zu tun hatte, dem Kahontsi’yatawi .
Über eine Woche später war es wieder soweit, daß Roger mit auf die Jagd ging. Das Wetter war kalt, aber klar, und sie wanderten weit, bis sie schließlich einen Elch fanden und erlegten. Roger war verblüfft, nicht nur über die Größe des Tiers, sondern auch über seine Dummheit. Er konnte die Einstellung der Jäger verstehen: Es war nichts Ehrenhaftes dabei, ein solches Tier zu erlegen; es war einfach nur Fleisch.
Es war eine Menge Fleisch. Er war beladen wie ein Packesel, und das zusätzliche Gewicht belastete seinen lahmen Fuß sehr; als sie zum Dorf zurückkehrten, humpelte er so stark, daß er nicht mehr mit den Jägern mithalten konnte, sondern weit hinterherhing und dabei verzweifelt versuchte, sie nicht aus dem Auge zu verlieren, um sich nicht im Wald zu verlaufen.
Zu seiner Überraschung warteten mehrere Männer auf ihn, als er schließlich in Sichtweite der Dorfpalisaden humpelte. Sie ergriffen ihn, nahmen ihm seine Fleischladung ab und schoben ihn ins Dorf. Sie brachten ihn nicht in sein eigenes Lagerhaus, sondern in eine kleine Hütte, die am anderen Ende der zentralen Lichtung stand.
Er sprach nicht genug Mohawk, um Fragen zu stellen, und er glaubte sowieso nicht, daß man sie beantworten würde. Sie schoben ihn in die Hütte und ließen ihn allein.
Es brannte ein kleines Feuer, doch der Innenraum war nach der Helligkeit des Tageslichtes so dunkel, daß er zunächst geblendet war.
»Wer seid Ihr?« sagte eine erschrockene Stimme auf Französisch.
Roger blinzelte mehrfach und machte eine schmächtige Gestalt aus, die sich von ihrem Sitzplatz am Feuer erhob. Der Priester.
»Roger MacKenzie«, sagte er. »Et vous?« Es erfüllte ihn mit plötzlicher und unerwarteter Freude, einfach nur seinen Namen auszusprechen. Den Indianern war es egal, wie er hieß; sie nannten ihn Hundegesicht, wenn sie etwas von ihm wollten.
»Alexandre.« Der Priester trat vor und sah gleichzeitig erfreut und ungläubig aus. »Père
Weitere Kostenlose Bücher