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Der Ruf Der Trommel

Titel: Der Ruf Der Trommel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Schultern hob und senkte sich.
    »›Zu spät wozu?‹, fragten die Männer. ›Und warum sollen wir ohne Grund einen Krieg beginnen? Wir brauchen nichts in diesem Jahr; wir haben keinen Vertrag‹ - dies war vor der Zeit der Franzosen, versteht Ihr? ›Es ist eure letzte Chance‹, sagte er zu ihnen. ›Vielleicht ist es schon zu spät. Sie verführen uns mit ihrem Metall, locken uns mit der Hoffnung auf Messer und Gewehre in ihre Nähe und zerstören uns im Tausch für ein paar Kochtöpfe. Kehrt um, Brüder! Ihr habt Bräuche aufgegeben, die so alt sind, daß man die Jahre nicht zählen kann. Kehrt um, sage ich - oder es wird euer Ende sein. Eure Geschichten werden in Vergessenheit geraten. Tötet sie jetzt, oder sie werden euch fressen.‹
    Und mein Bruder - er war damals Sachem , und mein anderer Bruder war der Häuptling - sagte, das sei dummes Zeug. Uns mit Werkzeugen zerstören? Uns fressen? Die Weißen verspeisen nicht einmal in der Schlacht die Herzen ihrer Feinde.
    Die jungen Männer hörten ihm zu; sie hören auf jeden, der eine laute Stimme hat. Aber die Alten sahen den Fremden skeptisch an und sagten nichts.

    Er wußte es«, sagte sie, und die Alte nickte zustimmend. Sie sprach beinahe schneller, als ihre Enkeltochter übersetzen konnte. »Er wußte, was geschehen würde - daß die Briten und die Franzosen einander bekriegen würden und uns um unsere Hilfe ersuchen würden, jeder gegen den anderen. Er sagte, das würde der Zeitpunkt sein; wenn sie einander bekämpften, dann müßten wir uns gegen sie beide erheben und sie auslöschen.
    Tawineonawira - Otterzahn - das war sein Name - sagte zu mir: ›Ihr lebt für den Augenblick. Ihr kennt die Vergangenheit, doch ihr seht nicht in die Zukunft. Eure Männer sagen, wir brauchen nichts in diesem Jahr, also rühren sie sich nicht. Eure Frauen finden es leichter, in einem Eisenkessel zu kochen als Tontöpfe herzustellen. Ihr seht nicht, was wegen eurer Faulheit, eurer Gier geschehen wird.‹
    ›Das ist nicht wahr‹, sagte ich zu ihm. ›Wir sind nicht faul. Wir gerben Felle, wir trocknen Fleisch und Mais, wir pressen das Öl aus den Sonnenblumen und füllen es in Gefäße; wir sorgen für das kommende Jahr - immer. Wenn wir es nicht täten, würden wir sterben. Und was haben Töpfe und Kessel damit zu tun?‹
    Da lachte er, aber sein Blick war traurig. Wenn er mit mir zusammen war, war er nicht immer wild, versteht Ihr.« Bei diesen Worten glitt der Blick der jungen Frau zu ihrer Großmutter hinüber, dann wandte sie ihn ab und hielt ihn wieder auf ihren Schoß gerichtet.
    »›Frauensorgen‹, sagte er und schüttelte den Kopf. ›Ihr denkt darüber nach, was ihr essen, was ihr anziehen sollt. Das spielt alles keine Rolle. Männer können darüber nicht nachdenken.‹
    ›Du kannst ein Hodeenosaunee sein und so denken?‹ sagte ich. ›Woher kommst du, daß es dir egal ist, was die Frauen denken?‹
    Er schüttelte wieder den Kopf und sagte: ›Euer Blick reicht nicht weit genug.‹ Ich fragte ihn, wie weit er denn sehen konnte, aber er wollte nicht antworten.«
    Ich kannte die Antwort darauf, und trotz des Feuers überzog sich meine Haut ebenfalls mit einer Gänsehaut. Ich wußte viel zu gut, wie weit er gesehen hatte - und wie gefährlich der Blick von dieser Klippe war.
    »Aber nichts von dem, was ich sagte, hat etwas genutzt«, fuhr die Alte fort, »und die Worte meiner Brüder ebenfalls nicht. Otterzahn wurde noch wütender. Eines Tages kam er heraus und tanzte den Kriegstanz. Er war bemalt - seine Arme und Beine waren rot gestreift -, und er sang und brüllte durch das Dorf. Alle kamen heraus, um ihm zuzusehen, zu sehen, wer sich ihm anschließen würde, und als er seinen Tomahawk in den Kriegsbaum gerammt und gerufen
hatte, er würde bei den Shawnee Pferde stehlen und plündern gehen, folgte ihm eine Anzahl der jungen Männer.
    Sie blieben die Dauer eines Mondlaufes fort und kamen mit Pferden und mit Skalps zurück. Weißen Skalps, und meine Brüder wurden wütend. Es würde Soldaten aus dem Fort zu uns führen, sagten sie - oder Rachefeldzüge von den Siedlungen an der Vertragsgrenze, wo sie die Skalps erbeutet hatten.
    Otterzahn antwortete geradeheraus, er hoffte, daß dies geschähe; dann würden wir zum Kampf gezwungen werden. Und er sagte offen, daß er solche Raubzüge wiederholen würde - wieder und wieder, bis das ganze Land in Aufruhr war und wir endlich einsähen, daß es so war, wie er sagte; daß wir die O’seronni töten oder selber

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