Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Ruf Der Trommel

Titel: Der Ruf Der Trommel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
nehme an, es besteht eine gewisse Dringlichkeit, Mr. Wakefield zu finden?«
    Sie lachte unglücklich.
    »Ich kann warten. Könnt Ihr mir etwas sagen, Lord John? Habt Ihr schon einmal von Handfasting gehört?«
    Seine hellen Augenbrauen zogen sich kurz zusammen.
    »Ja«, sagte er langsam. »Eine schottische Sitte der vorläufigen Eheschließung, nicht wahr?«
    »Ja. Was ich wissen will ist, hat es hier gesetzliche Gültigkeit?«
    Er rieb sich das Kinn und dachte nach. Entweder hatte er sich noch vor kurzem rasiert oder einen spärlichen Bartwuchs; obwohl es schon spät war, sah man keine Spur von Bartstoppeln.
    »Ich weiß es nicht«, sagte er schließlich. »Ich habe noch nie erlebt, daß diese Frage vom Gesetz aufgegriffen wurde. Allerdings sieht man einen Mann und eine Frau, die zusammen wohnen, im allgemeinen sowieso als verheiratet an. Ich möchte meinen, daß Handfasting in diese Kategorie fällt, oder?«
    »Könnte sein, abgesehen davon, daß wir ganz offensichtlich nicht zusammen wohnen«, sagte Brianna. Sie seufzte. » Ich betrachte mich als verheiratet - aber meine Tante nicht. Sie beharrt weiter darauf, daß Roger nicht zurückkehrt, oder falls doch, daß ich dann trotzdem nicht gesetzmäßig an ihn gebunden bin. Selbst nach der schottischen Sitte bin ich nicht länger als ein Jahr und einen Tag an ihn gebunden.
Sie will einen Ehemann für mich aussuchen - und bei Gott, sie gibt sich alle Mühe! Ich dachte bei Eurem Auftauchen, Ihr wärt der neueste Kandidat.«
    Lord John sah aus, als amüsierte ihn diese Idee.
    »Oh. Das würde natürlich die merkwürdige Versammlung beim Abendessen erklären. Mir ist aufgefallen, daß dieser ausgesprochen rüstige Herr Alderdyce - Ein Richter? - Euch seine Aufmerksamkeit weit über die normalen Grenzen der Höflichkeit hinweg zu widmen schien.«
    »Das wird ihm auch viel nützen.« Brianna schnaubte kurz. »Ihr hättet die Blicke sehen sollen, die Mrs. Alderdyce mir während des ganzen Abendessens zugeworfen hat. Sie wird nicht zulassen, daß ihr erstgeborenes Lamm - Gott, er muß vierzig sein, wenn nicht älter - die örtliche Hure von Babylon heiratet. Ich wäre überrascht, wenn sie ihn jemals wieder über diese Schwelle treten läßt.« Sie klopfte auf ihren leicht gewölbten Bauch. »Ich glaube, dafür habe ich gesorgt.«
    Eine Augenbraue hob sich, und Grey lächelte sie ironisch an. Er stellte seine Teetasse hin und griff nach der Sherrykaraffe und einem Glas.
    »Ach ja? Nun, ich bewundere zwar die Kühnheit Eurer Strategie, Miss Fraser - darf ich Euch ›meine Liebe‹ nennen? -, aber ich bedauere, Euch davon in Kenntnis setzen zu müssen, daß Eure Taktik für das Terrain, auf dem Ihr sie einzusetzen versucht, nicht geeignet ist.«
    »Was meint Ihr damit?«
    Er lehnte sich auf seinem Sitz zurück, das Glas in der Hand, und betrachtete sie mitfühlend.
    »Mrs. Alderdyce. Da ich nicht blind bin - wenn auch nicht annähernd so scharfsinnig wie Eure Tante -, ist mir in der Tat aufgefallen, wie sie Euch beobachtete. Doch ich fürchte, Ihr verkennt die Natur ihrer Beobachtungen.« Er schüttelte den Kopf und sah sie über den Rand seines Glases hinweg an, während er daran nippte.
    »Auf keinen Fall der Blick empörter Respektabilität. Es ist Omilust.«
    »Es ist was ?«
    »Omilust«, wiederholte er. Er setzte sich ebenfalls gerade hin und goß sein Glas vorsichtig mit der goldenen Flüssigkeit voll. »Ihr wißt schon; das dringende Bedürfnis einer älteren Frau, Enkelkinder auf ihrem Knie zu schaukeln, sie mit Süßigkeiten zu verwöhnen und sie ganz allgemein zu verderben.« Er hob das Glas an seine Nase und atmete ehrfurchtsvoll die Dämpfe ein. »Oh, Ambrosia. Ich habe
schon mindestens zwei Jahre keinen anständigen Sherry mehr getrunken.«
    »Was - Ihr meint, Mrs. Alderdyce glaubt, daß ich - ich meine, weil ich bewiesen habe, daß ich - daß ich Kinder bekommen kann, daß sie sicher sein kann, später Enkelkinder von mir zu bekommen? Das ist doch lächerlich! Der Richter könnte sich doch jedes beliebige gesunde Mädchen aussuchen - von gutem Charakter«, fügte sie bitter hinzu, »und sich einigermaßen sicher sein, daß er von ihr Kinder bekommt.«
    Er nahm einen Schluck, ließ ihn über seine Zunge gleiten, schluckte und genoß den letzten Hauch des Geschmackes, bevor er antwortete. »Tja. Nein. Ich glaube vielmehr, daß ihr klar ist, daß er das nicht könnte. Oder nicht möchte; es läuft auf dasselbe hinaus.« Er sah sie unbeweglich an.
    »Ihr habt es

Weitere Kostenlose Bücher