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Der Ruf Der Trommel

Titel: Der Ruf Der Trommel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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mein Leben verschont wird, oder meine Seele. Jetzt weiß ich, daß keins von beiden möglich ist.«
    Roger setzte zum Reden an, doch der Priester zuckte mit der Hand und hielt ihn auf.
    »Es gibt nur eines, worum ich bitten kann. Betet für mich, Bruder - daß ich gut sterbe. Betet, daß ich stumm sterbe.« Jetzt sah er Roger zum ersten Mal an, und seine Augen glitzerten feucht. »Ich will ihr keine Schande machen, indem ich schreie.«

    Die Dunkelheit war schon seit einiger Zeit hereingebrochen, als das Trommeln begann. Roger hatte während seines ganzen Aufenthaltes im Dorf noch keine Trommeln gehört. Unmöglich zu sagen, wie viele es waren; das Geräusch schien von überall zu kommen. Er spürte es in seinen Knochen und den Sohlen seiner Füße.
    Die Mohawk kehrten zurück. Als sie hereinkamen, stand der Priester augenblicklich auf. Er zog sich aus und ging hinaus, nackt, ohne einen Blick zurückzuwerfen.
    Roger saß da und starrte den mit Leder verhängten Eingang an. Er betete - und lauschte. Er wußte, was eine Trommel bewirken konnte; hatte es selbst schon bewirkt - Ehrfurcht und Wut geweckt, indem er auf ein gespanntes Lederstück schlug und damit an die dunklen und verborgenen Instinkte des Zuhörers appellierte. Doch sich darüber im klaren zu sein, was vor sich ging, machte es nicht weniger furchterregend.
     
    Er hätte nicht sagen können, wie lange er dasaß und den Trommeln lauschte. Er hörte auch andere Geräusche - Stimmen, Schritte, den Lärm einer großen Menschenansammlung -, und versuchte bewußt, nicht auf Alexandres Stimme zu horchen.
    Plötzlich verstummten die Trommeln. Sie begannen erneut, nicht mehr als ein paar zögerliche Schläge, dann endeten sie vollständig. Es erklangen Rufe und dann eine Kakophonie von Schreien. Roger schreckte hoch und humpelte zur Tür. Doch der Wächter war immer noch da; er steckte seinen Kopf durch den Vorhang und gestikulierte drohend, eine Hand an seiner Keule.
    Roger blieb stehen, konnte aber nicht zum Feuer zurückkehren. Er stand im Halbdunkel da. Schweiß lief ihm über die Rippen, und er lauschte auf die Geräusche im Freien.
    Es hörte sich an, als wären alle Teufel der Hölle losgelassen worden. Was in Gottes Namen ging da draußen vor sich? Ein heftiger Kampf offensichtlich. Aber wer und warum?
    Nach der ersten Salve von Schreien hatte das Stimmengewirr nachgelassen, doch es erklangen immer noch einzelne, schrille Heuler und Wehlaute von allen Seiten der zentralen Lichtung. Und er hörte Schläge; Stöhnen und andere Geräusche, die auf einen brutalen Kampf hindeuteten. Etwas knallte gegen die Wand des Langhauses; die Wand erzitterte, und ein Rindenpaneel brach in der Mitte durch.
    Roger blickte zur Türklappe; nein, der Wächter beobachtete ihn nicht. Er schoß zu dem Paneel hinüber und riß mit den Fingern daran. Es nützte nichts, die Holzfasern zerbröckelten unter seinen Nägeln,
und er fand keinen Halt. Verzweifelt preßte er sein Auge an das Loch, das er gemacht hatte, und versuchte zu sehen, was draußen vor sich ging.
    Von der zentralen Lichtung war nur ein schmaler Streifen zu sehen. Er konnte das Langhaus gegenüber erblicken, dazwischen einen Streifen aufgewühlter Erde und über allem den flackernden Schein eines enormen Feuers. Rote und gelbe Schatten kämpften mit schwarzen und bevölkerten die Luft mit feurigen Dämonen.
    Einige der Dämonen war echt; zwei dunkle Gestalten torkelten vorbei und wieder aus dem Blickfeld, in brutaler Umarmung verkeilt. Weitere Gestalten bewegten sich durch sein Blickfeld und rannten zum Feuer.
    Dann erstarrte er und preßte sein Gesicht gegen das Holz. Er hätte schwören können, unter den unverständlichen Mohawkschreien jemanden auf Gälisch brüllen gehört zu haben.
    Es stimmte.
    » Caisteal Dhuni! « rief jemand ganz in der Nähe, und es folgte ein haarsträubender Schrei. Schotten - Weiße! Er mußte zu ihnen! Roger bearbeitete das zersplitterte Holz verzweifelt mit den Fäusten und versuchte, sich mit roher Gewalt durch das Paneel zu arbeiten. Die gälische Stimme dröhnte erneut los.
    » Caisteal Dhuni! « Nein, halt - Gott, es war eine andere Stimme! Und die erste antwortete. » Do mi! Do mi! « Zu mir! Zu mir! Und dann erhob sich eine erneute Flut von Mohawkschreien und ertränkte die Stimmen - Frauen, es waren Frauen, die jetzt kreischten, und ihre Stimmen waren noch lauter als die der Männer.
    Roger warf sich mit der Schulter voran gegen das Paneel; es riß und zersplitterte weiter, gab

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