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Der Ruf Der Walkueren

Der Ruf Der Walkueren

Titel: Der Ruf Der Walkueren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Kunz
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Freude seines Herzens, vor seinen eigenen Augen getötet zu sehen, reduzierte jene Qual zur Bedeutungslosigkeit.
    Es schien ewig zu dauern, bis Aldrians Kopf den Boden berührte. Schweigen senkte sich wie ein eisiger Windhauch über die Menschen. Als das leblose Haupt mit einem dumpfen Laut auf die Erde klatschte, setzte Attalas Herzschlag wieder ein, und seine Lungen verwandelten den unaussprechlichen Schmerz in einen Schrei. »Die Niflungen haben meinen Sohn getötet! Zu den Waffen!«
    Der Schrei löste die Erstarrung. Auch Gunter schüttelte seine Betäubung ab und scharte seine Leute um sich. Rasch organisierte er die Krieger, ohne Unsicherheit zu zeigen. In seinem Herzen hatte er immer gewusst, dass Hagens Prophezeiungen sich bewahrheiten und die Niflungen hier ihr Ende finden würden. Nach all den Jahren des Zauderns und Grübelns war es beinahe eine Wohltat, aus seiner lebenslangen Gleichgültigkeit gerissen zu werden und einfach zu handeln.
    Die Hunen rannten aus dem Garten, um ihre Waffen zu holen. Draußen trafen sie auf einen schon zum Kampf gerüsteten Irung, der, sobald er die schlimme Kunde vernahm, augenblicklich den Befehl gab, das Tor zu umstellen und alle Niflungen außerhalb des Gartens zu töten. Innerhalb weniger Augenblicke war das blutige Werk getan. Die Hunen stürzten sich auf die ahnungslosen Gefolgsleute Gunters, die von den Vorfällen nichts mitbekommen hatten, darunter auch die Männer, die Hagen ausgeschickt hatte, um nach Gefahren Ausschau zu halten, und machten sie nieder.
    Als Grimhild hörte, dass der Waffenmeister ihren Sohn getötet hatte, stieß sie einen gellenden Schrei aus und wollte in den Garten stürzen. Es bedurfte der gemeinsamen Anstrengung mehrerer Männer, sie zurückzuhalten. Wild drehte sich die Niflunge um ihre eigene Achse und glaubte, verrückt zu werden. Ihr Kopf pochte wie rasend. Wie konnte das sein! Wie konnte es angehen, dass ihr ärgster Feind ihr immer und immer wieder neuen Schmerz zufügte! In einem Zustand ohnmächtiger Raserei schlug sie sich die Fäuste an der Mauer blutig. »Tötet ihn! Tötet ihn!«, schrie sie.
    Didrik unternahm einen letzten Versuch, das Unheil abzuwenden. »Mein König«, bat er Attala, »ich weiß, wie groß dein Schmerz ist. Aber lass dich nicht zu einer Blutrache hinreißen, die deine Männer ebenso sicher vernichten wird wie die Niflungen! Fordere Wergeld für deinen Sohn! König Gunter wird alles tun, um dir Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.«
    »Kann er mir Aldrian zurückgeben? Ich will meinen Sohn nicht im Geldbeutel tragen.«
    »Auf wessen Seite stehst du, Didrik?« Grimhild hatte Schaum vor dem Mund. »Hagen hat mein Kind getötet. Er soll tausendfach dafür bezahlen.«
    Didriks Blick blieb auf Attala gerichtet. »Lass das ordal zwischen dir und Hagen entscheiden, wenn es denn sein muss, aber verzichte auf einen Krieg!«
    Attala wischte die Einwände beiseite. »Ich fordere Blut für Blut! Rüste dich, Didrik! Kämpfe an meiner Seite!«
    »Ich kann nicht gegen die Niflungen kämpfen! Ich war Gast bei König Gunter, ich nahm Geschenke aus seinen Händen.«
    Attala sah ihn mit eingefallenem Gesicht an. »Ich habe dich bei mir aufgenommen, als du dein Land verlorst, und dir einen ehrenvollen Platz gegeben. Meine Söhne fielen im Kampf für dein Reich. Und jetzt, da mein letzter Sohn vor meinen Augen gemeuchelt wurde, willst du mir nicht beistehen?«
    Didrik erbleichte. Nein, er hatte nicht vergessen, dass Attala ihm Zuflucht gewährte, als er ein König ohne Reich gewesen war, aus Bern vertrieben von seinem eigenen Onkel. Er hatte nicht vergessen, dass der Hunenkönig ihm Krieger für die Rückeroberung seines Landes gab. Und er hatte auch nicht vergessen, dass Attalas Söhne bei der Schlacht an der Gänsefurt starben, während er selbst nicht einmal einen Streich empfing. Attala hatte ihn in seiner Halle aufgenommen und wie einen Pflegesohn behandelt, und er hatte es ihm gedankt, indem er ihm seine Kinder tot zurückbrachte. Es wohnte kein Heil in ihm.
    »Hilf mir, Rache zu nehmen, und es soll dich nicht gereuen«, schrie Grimhild. »Ich werde Hagen den Albenhort entreißen, und dann sollst du soviel Gold und Männer haben, wie du brauchst, um dein Land zurückzuerobern.«
    Was scherte ihn sein Land? Kein Augenblick in seinem Leben war so schrecklich gewesen wie der, als er Königin Ercha die bittere Nachricht vom Tod ihrer Söhne überbringen musste. All die Jahre war sie gut zu ihm gewesen, hatte ihm Trost gespendet

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