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Der Ruf Der Walkueren

Der Ruf Der Walkueren

Titel: Der Ruf Der Walkueren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Kunz
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Verpflichtung!«
    »Du hast deinen Eid nicht nur für angenehme Zeiten geleistet.«
    »Ich kann es nicht tun! Ich kann es nicht!«
    »Hast du vergessen, was du mir schworst, als du für Attala um mich warbst?«, warf Grimhild unbarmherzig ein. »Du versprachst, mir treu zu dienen und jedes Leid, das mir zugefügt wird, zu rächen. Waren das nur leere Worte?«
    Geschlagen senkte Rodinger den Kopf. »Nun hat das Heil auch mich verlassen«, sagte er.
     
    Die Niflungen saßen beieinander und berieten, wie ihnen der Ausbruch aus dem Apfelgarten gelingen könnte.
    Gislher ließ keine Gelegenheit aus, Hagen zu attackieren. »Dies wäre alles nicht geschehen, wenn du deinen Jähzorn besser im Zaum hieltest. Unheil begleitet dich, wohin du auch gehst.«
    »Es hat keinen Zweck, das Geschehene zu beklagen«, sagte Gunter. »Hagen ist unser gesīp , und wir stehen nun gemeinsam gegen die Hunen. Wenn wir nicht zusammenhalten, können wir uns gleich selbst die Schwerter durch die Brust stoßen.«
    »Ist Grimhild etwa nicht von unserer Sippe? Wir reden hier nicht über einen ehrlichen Zweikampf, sondern über den Mord an einem Kind.«
    Zustimmendes Gemurmel erhob sich.
    »Es ist zu spät«, warf Gernholt ein. »Grimhild wird nicht einen von uns ziehen lassen, ehe ihre Blutrache nicht vollendet ist.«
    »Was seid ihr alle so bestürzt?«, fragte Hagen. »Glaubt ihr wirklich, wir wären unbehelligt wieder nach Hause gezogen, wenn ich den Knaben nicht getötet hätte? Sagte ich euch nicht von Anfang an, dass Grimhild ihr altes Leid nicht vergessen hat?«
    Gunter nickte. »Noch jedes Mal haben wir es teuer bezahlen müssen, wenn wir nicht auf deinen Rat hörten, mein Freund.«
    »Ich glaube, wir erhalten Verstärkung«, rief Gislher freudig. »Seht, da kommt Rodinger! Er wird dafür sorgen, dass dieser Streit geschlichtet wird.«
    »Viele Schwerter für eine Schlichtung«, meinte Gernholt trocken.
    Und er behielt recht. Rodinger wirkte bedrückt, als er den Garten betrat. Die Niflungenkrieger zu beiden Seiten des Tores ließen ihn durch.
    »Heil dir, Rodinger!«, grüßte Gunter. »Bringst du uns gute Nachricht?«
    »Ich wünschte, es wäre so. Aber Attala und Grimhild fordern die Verpflichtungen ein, die ich ihnen gegenüber habe, daher   … bin ich gezwungen, gegen Euch zu kämpfen.«
    »Und was ist mit Euren Verpflichtungen uns gegenüber? Tauschten wir nicht Geschenke miteinander? Gab ich Euch nicht Sigfrids Schwert?«
    »Löst mich aus meinen Pflichten«, bat Rodinger.
    »Bei Wodan, nein!«, rief Hagen. »Haben wir nicht schon genug Schmerz zu tragen, dass wir auch noch gegen unsere Freunde kämpfen müssen?«
    Gislher hatte bisher geschwiegen. »Wollt Ihr Eure Tochter zur witawa machen, ehe sie noch verheiratet ist?«, fragte er leise.
    »Ich kann nicht anders!«, rief Rodinger aus. »Ich muss gegen Euch kämpfen, ich habe es gelobt. Setzt Euch tapfer zur Wehr!« Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um. Schweigend machten die Niflungen ihm Platz.
    Mit schleppenden Schritten ging er zu seinen Männern zurück und sprach ein paar Worte zu ihnen. Dann stürmte er, ohne die Schmähungen, die üblicherweise einen Angriff begleiteten, mit seinen Kriegern vor. Nur die Hunen und Friesen, die sich von der Verstärkung mitreißen ließen, machten sich mit lautem Gebrüll Mut.
    Er mochte den Kampf nicht lieben, aber Rodinger war alles andere als ein schwächlicher Krieger. Zwei, drei Hiebe nach rechts und links, und er hatte eine Bresche in die Niflungen geschlagen, und wie bei einem Dammbruch strömten seine und Attalas Männer durch die entstandene Lücke in den Apfelgarten. Ohne sich abgesprochen zu haben, wichen die Königsbrüder und Hagen zur Seite; keiner wollte derjenige sein, der Rodinger erschlug. Stattdessen wandten sie sich den nachstürmenden Kriegern zu.
    Rodinger kümmerte es nicht, ob er sich in Gefahr begab. Sein Kampf war ehrlos, eine Neidingstat. Für ihn gab es keine Möglichkeit, ohne Schande aus der Schlacht zu kommen. In seinen eigenen Augen war er bereits tot. Mimung focht auch ohne seine Kampfeslust, es lechzte nach Blut. Er folgte einfach der durstigen Klinge und ließ sich von ihr unter die Feinde tragen.
    Plötzlich standen er und Gislher sich gegenüber. Einen Wimpernschlag lang verhielten sie, dann stürzte sich Rodinger auf den künftigen Mann seiner Tochter. Gislher geriet in Bedrängnis. Er brauchte seine ganze Geschicklichkeit, um sich gegen den alten Fuchs zu verteidigen, aber er war fest entschlossen,

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