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Der Ruf Der Walkueren

Der Ruf Der Walkueren

Titel: Der Ruf Der Walkueren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Kunz
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gegenüberzustehen und auf ihrem Gesicht den Schmerz zu erkennen, den sie ausgelöst hatte.
    »Wir heißen Euch in Niflungenland willkommen«, sagte Oda freundlich.
    »År ok friðr« , entgegnete die Svawenkönigin, doch ihre Augen blieben auf Grimhild haften.
    Trotzig reckte die Niflunge das Kinn und trat vor. »Auch ich heiße Euch willkommen und wünsche Euch Glück an der Seite meines Bruders.«
    Die beiden Frauen maßen sich stumm mit Blicken, ein kurzer, aber leidenschaftlich geführter Kampf, den Brünhild schließlich für sich entschied, als ihre Rivalin die Lider senkte. Statt einer Antwort nickte sie nur kühl.
    Grimhild hatte sich die Svawenkönigin anders vorgestellt. Dass sie schön war, entsprach ihren Erwartungen. Aber die ruhige Würde, die die Sächsin ausstrahlte, war aus irgendeinem Grunde schwerer zu ertragen. Neben ihr kam sich Grimhild wie ein dummes Mädchen vor. Sie mochte sie nicht. Brünhild war eine kalte, arrogante Frau. Sigfrid wäre mit ihr sowieso nicht glücklich geworden.
    Oda begegnete der Braut ihres Sohnes mit Wärme, um ihr das Gefühl zu geben, dass sie hier willkommen war. Die alte Königin erinnerte sich noch lebhaft daran, wie es war, aus der vertrauten Umgebung fortgerissen und in ein fremdes Land geführt zu werden, wo sie von einem Tag auf den anderen leben sollte. Sie war damals fast gestorben aus Angst, ihrer neuen Rolle nicht gerecht zu werden. »Kommt«, sagte sie, »ich zeige Euch erst einmal Euer Gemach. Und dann lasse ich Euch ein heißes Bad bereiten, das wird Euch gut tun nach der langen Reise.«
    Brünhild nickte dankbar. In mancher Hinsicht ähnelte die alte Frau Radegunde. Ein jäher Stich erinnerte die Svawenkönigin daran, dass sie ihre Sippe, ihre Heimat und alles, was ihr lieb und teuer war, hinter sich gelassen hatte. Mit Macht drängten die Tränen jetzt hervor, doch gelang es ihr auch diesmal, Siegerin zu bleiben und Oda aufrecht zu folgen.
    Gunter sah seiner schönen Braut hinterher. Die ganze Reise über hatte sie sich abgekapselt. Kein Scherz, keine Geste vermochte sie aus ihrem selbst gewählten Kokon zu locken. Ihr stumm getragenes Leid verunsicherte ihn. Waren nur Heimweh und die Angst vor dem, was sie hier erwartete, der Grund? Fürchtete sie sich vor ihm? Konnte sie nicht sehen, dass er alles, aber auch alles tun würde, um sie glücklich zu machen?
2
    Der Vollmond stand hell und klar am Himmel, ein gutes Omen. Die Verbindung zwischen Gunter und der Svawenkönigin würde fruchtbar sein. Die geladenen Gäste drängten sich in der Großen Halle, und selbst draußen war eine gewaltige Menge zusammengekommen, um dem Brautlauffest ihres Königs beizuwohnen. Jubelrufe wurden laut, als die beiden Paare aus dem Heiligen Hain kamen, wo sie Frija geopfert hatten, um Segen für ihre Ehen zu erbitten.
    Gunter strahlte. Das trefflichste Weib, so weit Schiffe fuhren und Raben flogen, war sein. Mit Verlangen sah er Brünhild an und wünschte, das Fest wäre bereits vorüber. Er konnte es kaum erwarten, sie in seinen Armen zu halten.
    Die Svawenkönigin bewegte sich wie eine Marionette. Es ging alles so schnell, dass sie kaum zum Nachdenken kam. Vor zwei Wochen wähnte sie sich noch als Sigfrids Braut und erwartete sehnsuchtsvoll seine Rückkehr. Dann hatte sie zugleich ihre Liebe, ihre Heimat und ihr Vertrauen verloren, und plötzlich fand sie sich in einem fremden Land an der Seite eines Mannes wieder, der ihr nichts bedeutete. Bei Frija, was tat sie hier? Sie musste endlich aufhören, sich herumstoßen und Handlungen aufzwingen zu lassen! Alles, was sie brauchte, war ein bisschen Zeit. Zeit zum Nachdenken. Zeit, um wieder Klarheit zu gewinnen.
    Es sah Sigfrid nicht ähnlich, sich berechnend zu verhalten. Ihr hugi sagte ihr, dass er ihr Vertrauen verdiente. Andererseits war er ein Knabe gewesen, als er sie verließ, und wer konnte sagen, auf welche Weise er sich seitdem verändert hatte? Vielleicht war er gegen seinen Willen gezwungen worden, Grimhild zu heiraten. Auch Männer waren nicht frei in der Wahl ihrer Gemahlin. Sie klammerte sich an diese Hoffnung und suchte in seinem Gesicht nach einem Zeichen, einem Wink, irgendetwas. Doch was sie fand, waren die verliebten Blicke, die Sigfrid und Grimhild einander zuwarfen. Brünhild sah rasch beiseite. Natürlich, in der Öffentlichkeit war er genötigt, die Form zu wahren! Sie musste Vertrauen haben! Wenn sie recht behielt, würde er sie heimlich aufsuchen, um ihr alles zu erklären. Bald. Sehr bald.
    Die

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