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Der Ruf Der Walkueren

Der Ruf Der Walkueren

Titel: Der Ruf Der Walkueren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Kunz
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aufrecht zu erhalten, bis die Tür geschlossen wurde. Dann brach sie zusammen und weinte, wie sie seit ihrer Kindheit nicht mehr geweint hatte.
    So fand sie Radegunde.
    »Brünhild!« In ihrem Schreck vergaß sie die königliche Anrede, zog sie hoch und umfing sie mit ihren Armen.
    Brünhild konnte nicht sprechen. Nicht weniger groß als der Schmerz war die Scham, sich leichtfertig Sigfrid hingegeben zu haben. Er hat dein Vertrauen missbraucht! Die Weinkrämpfe wurden stärker.
    »Nicht doch, Kind!« Radegunde drückte ihre Königin an die Brust und konnte die eigenen Tränen kaum zurückhalten.
    Brünhild schluchzte. Sigfrid hatte ihr das Schrecklichste angetan, was ein Mensch einem anderen antun konnte. Er hatte ihre Liebe verraten. Nein, nein, das war unmöglich! Seine Augen konnten doch nicht so grausam lügen! Was, wenn   … wenn er sie gar nicht verraten hatte? Wenn er irgendeinen für sie undurchschaubaren Plan verfolgte? Es passte überhaupt nicht zu ihm, etwas so Unehrenhaftes zu tun, wie sie ihm unterstellte. Ein Plan, das musste es sein! Aber was konnte es ihrer Liebe nutzen, sie mit einem anderen zu verheiraten? Wieder fiel Brünhild in sich zusammen, und eine neue Welle von Tränen strömte aus ihren Augen. Sie machte sich etwas vor. Er hat dich verraten! Das war die einzige Wahrheit.
3
    Wie ein gefangener Wolf lief Hagen hin und her, und seine Miene wurde immer finsterer. Er machte sich Sorgen. Zwölf Nächte hatte ihre Reise in Anspruch genommen, und jetzt saß er hier fest, zur Untätigkeit verdammt, bis die Königin eine Entscheidung traf. Und in der Zwischenzeit konnte daheim wer weiß was geschehen! Da gab es noch immer den Neiding, der Aldrian getötet hatte, unzweifelhaft einer ihrer eigenen Männer, denn von seinem damaligen Ausritt ohne Begleitung hatten nur die Gefolgsleute in Tolbiacum gewusst. Und wenn der Unbekannte sich damit nicht zufrieden gab? Wenn er seine Blutrache fortsetzen und die ganze Sippe auslöschen wollte, für die mit seinem Leben einzustehen Hagen sich geschworen hatte? Doch wie sollte er die Niflungen schützen, wenn sie getrennt waren?
    Auch Gunter war sich seiner Ohnmacht bewusst, und sein Umgang damit war nicht minder typisch: Er saß reglos auf einem Stein, blickte an der Irminsul entlang in den Himmel, fühlte sich immer miserabler und malte sich Brünhilds Antwort in den dunkelsten Farben aus. Warum sollte sie sich ausgerechnet für ihn entscheiden? Es gab genügend andere reiche Könige, deren Länder näher lagen, und sie konnte jeden haben. Sie würde ablehnen, natürlich! Unglücklich legte Gunter die Stirn in seine Hände. Sie musste ja sagen! Sie musste!
    Sein Leben lang hatte er getan, was von ihm erwartet wurde. Er war zwanzig gewesen, als sein Vater starb. Er hatte niemals König werden wollen. Wie gern hätte er damals, gegen den Widerstand aller, zugunsten einer seiner Brüder verzichtet. Aber niemand mochte einem Krüppel dienen, und Gislher war erst sechs. Letztlich blieb ihm als Erstgeborenen nichts anderes übrig, als sich damit abzufinden, wollte er nicht seine Sippe im Stich lassen. Also fügte er sich in das Unvermeidliche. Er besaß kein politisches Talent wie sein Vater. Er musste Kriege führen und weitreichende Entscheidungen treffen, und dabei saß er viel lieber mit gebildeten Männern beisammen und dachte über das Leben nach. Es war nicht leicht, Aldrians Königsheil in sich zu tragen, es lastete auf seinen Schultern wie eine Bürde. Aber er hatte sich nicht beklagt, nicht ein einziges Mal. Er hatte getan, was von ihm erwartet wurde, weil es nichts gab, wofür es sich zu kämpfen lohnte.
    Das war nun anders. Zum ersten Mal erhielt er eine Ahnung davon, dass das Leben eine Freude sein konnte. Dass es Dinge gab, für die er jeden Schmerz und jede Prüfung auf sich nehmen würde. Zum ersten Mal wollte er etwas für sich selbst. Aber was hatte er Brünhild schon zu bieten? Das Reich hatte sein Vater geschaffen, die Ratschläge, die es hielten, stammten von Hagen, und Krieger wie Volker verteidigten es und sahen auch noch besser aus. Er konnte ihr nichts geben als seine Liebe und den Wunsch, sie glücklich zu machen. Aber das war nicht genug. Nicht für eine Königin wie sie!
    Als der kahlköpfige Mann sie endlich zu seiner Herrin bat, war Gunter fest davon überzeugt, dass sie ihn ablehnen würde. Er schleppte sich in die Große Halle, als ginge es zu seiner Hinrichtung.
    Teilnahmslos empfing Brünhild die Gäste, um sie eine Antwort wissen zu

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