Der Ruf Der Walkueren
verführte ihn. Sie setzte den Rhythmus ihres Unterleibs gezielt ein, um ihn zu entflammen. Und sie lernte schnell. Indem sie seine Begierde lenkte, brachte sie ihn dazu, die Kontrolle über sich zu verlieren.
Ihre provozierende Art erfüllte ihn mit schmerzhaftem Verlangen. Es fiel ihm immer schwerer, sich zurückzuhalten, und schließlich warf er sich mit ihr herum, packte ihre Mähne, küsste sie gierig und verdoppelte das Tempo seiner Stöße. Grimhild wand sich in einer Mischung aus Schmerz und Lust. Das beißende Ziehen in ihrem Zentrum verhinderte, dass sie sich dem Fieber der Leidenschaft hingeben konnte, aber allein die Gewissheit, dass sie die Macht besaß, ihren Mann zu solcher Raserei zu treiben, war ein erregendes Gefühl. Mit Armen und Beinen umklammerte sie ihn, grub ihre Fingernägel in seinen Rücken und verbiss sich in seiner Schulter, um nicht aufzuschreien. Sigfrid spürte es kaum, er war im Rausch der Ekstase. Unbeherrscht zuckte er in ihrem Schoß und wusste, jetzt gab es kein Zurück mehr. Plötzlich spürte sie etwas heiß in ihr Inneres strömen und ächzte. Ein Schrei entstieg seiner Kehle, als er sich in sie gab und sich vom Feuer der Leidenschaft verbrennen ließ. Und doch …
Auf dem Höhepunkt der Begierde empfand er plötzlich nichts als Trauer. Ihm war, als hätte er etwas unwiederbringlich verloren. Das Gefühl verstörte ihn, Qual mischte sich in seine Wollust, und er vergrub das Gesicht in Grimhilds Halsbeuge, um seine Tränen zu verbergen.
5
Hagen verließ das Fest, als die Paare sich unter dem Gejohle der Gäste in ihre Privatgemächer zurückzogen. Sein Auge brannte. Die Grenzen seiner Beherrschung waren erreicht. Er hatte es durchgestanden, hatte Sigfrid und Grimhild gegenüber sogar einen Glückwunsch über die Lippen gebracht, und, bei Wodan, er würde jetzt aufrecht davongehen, ohne sich von seinen Gefühlen in die Knie zwingen zu lassen! Steif stelzte er aus der Großen Halle und zwang sich zu einem gemessenen Schritt. Wer ihm ins Gesicht gesehen hätte, dem wäre aufgefallen, dass seine Kiefer unablässig mahlten, als wollten sie seine Zähne zu Pulver zerreiben. Unfreie, die ihm entgegen kamen, wichen vor ihm in die Ecken zurück. Hagen sah niemanden. Der unausgesprochene Satz des Mittsommerfestes nagte in seinem Inneren. Er hatte den Fehler begangen, ihn seinem Herzen entschlüpfen zu lassen, jetzt steckte er wie Blei in seiner Kehle, verschloss ihm den Hals und ließ sich nicht wieder zurückdrängen.
Vor dem Kornspeicher begegnete ihm Ansgar und grinste ihn mit geröteten Wangen an. »Die Vögel sind zu Bett gegangen«, lallte er. »Trösten wir uns mit einem stechal Bier.«
»Nicht jetzt!«
An seine Barschheit gewöhnt, maß Ansgar seinen Worten keine Bedeutung bei und hielt den Waffenmeister auf. »Nur einen kleinen Schluck.«
Hagen packte ihn und brachte sein Gesicht so dicht vor das eigene, dass ihre Nasen sich berührten. Ansgar sah in das Auge, und was er darin las, ernüchterte ihn. »Nicht. Jetzt«, sagte der Waffenmeister gepresst und stieß den Betrunkenen beiseite.
Als er seine spartanisch eingerichtete Kammer erreichte, hatte er sich äußerlich wieder in der Gewalt. Seine Miene veränderte sich auch nicht, als er die Tür hinter sich schloss. Ein zufälliger Beobachter hätte nichts Ungewöhnliches festgestellt: Hagen trug den Gesichtsausdruck, den alle von ihm kannten, eine undurchdringliche Maske, die jede Gefühlsregung fernhielt. Lange stand er vor dem Fenster, als könne er sich nicht entsinnen, wozu es da war. Nach einer Weile drehte er sich um und legte seine Waffen ab. Mechanisch entkleidete er sich bis auf die bloße Haut. Er bündelte seine Kleidung zu einem ordentlichen Haufen und verharrte in der Bewegung, weil er vergessen hatte, was er wollte.
Grimhilds warme Stimme, eine typische Geste, ihr herausfordernder Blick – all das stand plötzlich wieder vor seinem Auge und marterte ihn. Seine Finger bewegten sich unwillkürlich wie zu einem Streicheln. Er bot seine ganze Kraft auf, um den Gedanken an Grimhild und Sigfrid und was sie jetzt miteinander trieben niederzuzwingen, und natürlich gelang es ihm nicht. Sie würde dem Sachsen erlauben, ihren Leib mit seinen Händen zu erkunden. Und vor allem würde sie ihm dieses rückhaltlose Lächeln schenken, das Hagen während der Sonnenwendfeier mit angesehen hatte und das ihn seither quälte wie nichts sonst.
Seine Hand griff nach einem Krug Bier und stieß gegen eine gläserne Schale,
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