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Der Ruf der Wellen: Roman (German Edition)

Der Ruf der Wellen: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf der Wellen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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und beobachteten, wie die Möwen auf das Wasser hinunterschnellten und dann laut kreischend hinter der New Adventure herflogen.
    »Wie fühlst du dich, Skipper?« Ray stellte sich hinter sie und legte einen Arm um ihre Schultern.
    »Bestens.« Tate hob ihr Gesicht in den Wind, der durch das halb geöffnete Fenster auf die Brücke wehte. »Ich bin wohl zu lange als Passagier gereist.«
    »Manchmal gehen deine Mutter und ich einfach an Bord und segeln ein paar Tage lang irgendwohin. Diese Ausflüge genieße ich sehr.« Er betrachtete den Horizont und seufzte zufrieden. »Aber es tut gut, wieder ein Ziel zu haben. Auf diesen Moment habe ich lange gewartet.«
    »Ich hatte mir eingebildet, du hättest die Isabella und alles, was damit zu tun hat, längst abgehakt. Mir war nicht klar, wie wichtig sie dir ist.«
    »Mir auch nicht.« Aus alter Gewohnheit überprüfte er den Kurs. Seine Tochter und das Boot lagen genau richtig.
»Nachdem wir die Marguerite verloren hatten und du wieder auf dem College warst, ließ ich mich eine Weile treiben. Ich fühlte mich so hilflos wegen Buck. Er und Matthew waren in Chicago, und Buck ließ mich einfach nicht mehr an sich heran.«
    »Ich weiß, wie schwer es für dich war«, murmelte sie. »In jenem Sommer habt ihr euch so gut verstanden.«
    »Er hatte ein Bein verloren, ich einen Freund. Wir alle verloren ein Vermögen. Weder Buck noch ich haben das verkraftet.«
    »Du hast dein Bestes getan«, tröstete Tate ihn. Ich selbst habe mein Herz verloren, dachte sie, und auch ich habe mein Bestes getan.
    »Ich wusste nicht, was ich sagen oder in Angriff nehmen sollte. Manchmal legte ich eins der Videos ein, die deine Mutter während jener Monate gedreht hatte, sah es mir an und schwelgte in Erinnerungen. Es war einfacher, Buck hin und wieder einen Brief zu schreiben. Matthew hat uns verheimlicht, wie schlecht es wirklich um ihn stand. Vielleicht hätten wir es nie erfahren, wenn wir nicht nach Florida gefahren wären und ihn in seinem Wohnwagen besucht hätten.«
    Ray schüttelte den Kopf bei der Erinnerung daran, wie sein Freund, umgeben von Müll und in einem jämmerlichen Zustand, sturztrunken durch den heruntergekommenen Wohnwagen getorkelt war.
    »Der Junge hätte uns von seinen Problemen erzählen sollen.«
    »Matthew?« Überrascht sah Tate ihn an. »Ich dachte, Buck war der mit den Problemen! Matthew hätte dableiben und sich um ihn kümmern müssen.«
    »Wenn er geblieben wäre, hätte er sich kaum vernünftig um Buck kümmern können. Er musste arbeiten, Tate. Schließlich wird Geld nicht einfach mit der Flut an Land geschwemmt. Es muss ihn Jahre gekostet haben, bis er die
Arztrechnungen abgezahlt hatte. Ich vermute, er hat es immer noch nicht ganz geschafft.«
    »Es gibt Hilfsprogramme für Menschen in Bucks Situation. Zuschüsse, Beihilfen.«
    »Aber nicht für Menschen wie Matthew. Ein Darlehen würde er annehmen, aber kein Almosen.«
    Verwundert runzelte sie die Stirn. »Das ist dummer Stolz.«
    »Stolz ist es auf jeden Fall«, stimmte Ray ihr zu. »Nachdem ich Buck wiedergesehen hatte, musste ich plötzlich an die Isabella denken. Die vielen ›Wenn‹ ließen mir keine Ruhe, also fing ich noch einmal von vorn an und recherchierte wieder.«
    Er hielt den Blick in die Ferne gerichtet, auf etwas, das sie nicht sehen konnte. Oder von dem sie längst vergessen hatte, wie man es erkennt. »Vermutlich dachte ich, wenn ich einen neuen Anhaltspunkt fände, könnte ich Buck für das entschädigen, was er als mein Partner verloren hat.«
    »Dad, niemand hatte Schuld.«
    »Es geht nicht um Schuld, Liebling. Es geht darum, was richtig ist. Aber nun hat sich der Kreis geschlossen, Tate. Etwas sagt mir, dass es vom Schicksal so bestimmt ist.« Er schüttelte seine nachdenkliche Stimmung ab und lächelte sie an. »Ich weiß, das klingt nicht gerade logisch.«
    »Darüber solltest du dir keine Gedanken machen.« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn. »Für die Logik bin ich zuständig.«
    »Und deine Mutter macht klar Schiff.« Die Erinnerungen weckten seine alte Begeisterung. »Wir geben ein gutes Team ab, Tate.«
    »Das war schon immer so.«
    »Mermaid backbord achteraus«, murmelte er.
    Tatsächlich. Tate musste zugeben, dass der Katamaran eine gute Figur machte. Sein doppelter Rumpf schnitt durch das Wasser wie ein Diamant durch Glas. Obwohl die Fenster
des Steuerhauses das Sonnenlicht reflektierten, konnte Tate Matthew am Steuer erkennen.
    Die Mermaid zog neben sie, bis

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