Der Ruf der Wellen: Roman (German Edition)
Roboter eingesetzt.« Bei diesem Fachgespräch fühlte sie sich wohl und stützte ihr Kinn auf einer Faust ab. »Wir haben unglaubliches Filmmaterial über die Tier- und Pflanzenwelt gedreht.«
»Klingt so, als ob euch das Ganze viel Vergnügen bereitet hat.«
»Es war eine wissenschaftliche Expedition«, korrigierte sie ihn kühl. »Mit Spaß hatte das nichts zu tun. Die Ausrüstung, die für die Suche und Bergung der Justine entwickelt wurde, hat Unglaubliches geleistet. Unser Team bestand aus den besten Wissenschaftlern und Technikern. Und«, fügte sie als Seitenhieb hinzu, »abgesehen von wissenschaftlichen Erkenntnissen fanden wir eine Menge Gold. Das dürfte
selbst dich interessieren. Ein Vermögen in Goldmünzen und -barren.«
»Und VanDyke wird noch reicher.«
Als Tate klar wurde, dass er es wusste, verfinsterte sich ihr Gesichtsausdruck. »Das ist irrelevant. Die wissenschaftlichen und historischen Erkenntnisse wiegen –«
»Blödsinn. Alles, was VanDyke tut, ist relevant.« Er konnte kaum glauben, dass sie sich so sehr verändert haben sollte. »Ist dir denn völlig egal, wer deinen Gehaltsscheck unterschreibt?«
»SeaSearch –«
»VanDyke ist Inhaber von Trident, Trident ist Inhaber von Poseidon, Poseidon ist Inhaber von SeaSearch.« Höhnisch grinsend, hob er seinen Rotwein und prostete ihr zu. »Ich wette, VanDyke war mit deiner Arbeit zufrieden.«
Einen Augenblick lang konnte Tate ihn nur anstarren. Sie fühlte sich, als ob ihr eine eiskalte Faust in den Magen geschlagen hätte. Dass er so geringschätzig von ihr denken konnte, schmerzte sie mehr, als sie sich eingestehen wollte. Tate dachte daran, wie sie tropfnass und empört vor VanDyke auf dessen Yacht gestanden hatte. Und sie erinnerte sich an ihre Wut und das schreckliche Gefühl des Verlustes.
Schweigend stand sie vom Tisch auf und trat in den Regen hinaus. Matthew schob seinen Teller beiseite und folgte ihr leise fluchend.
»So gehst du also damit um, wenn dir jemand den Spiegel vorhält, Rotschopf? Du suchst das Weite?«
Sie klammerte sich an der Reling fest, während der Regen in dicken Tropfen auf sie herunterklatschte. Im Norden zuckte ein Blitz über den Himmel.
»Ich hatte keine Ahnung.«
»Verstehe.«
»Ich wusste nichts davon«, wiederholte sie. »Nicht, als ich den Vertrag unterschrieb. Wenn ich es gewusst hätte, hätte ich niemals … Ich hätte mich niemals auf eine Expedition
eingelassen, die von VanDyke finanziert wird. Ich wollte wieder mit Hayden arbeiten, an einem großen, wichtigen Auftrag. Deshalb habe ich diese Chance nie hinterfragt.« Dafür schämte sie sich jetzt – was ihr in ihrer ersten Wut und Entrüstung gar nicht aufgefallen war. »Heute wünschte ich, ich hätte es getan.«
»Warum? Dir wurde eine Chance angeboten, du hast sie genutzt. So läuft das nun einmal.« Matthew steckte seine Hände in die Tasche, um Tate nur ja nicht zu berühren. »Du hast deine Wahl getroffen, na und? Außerdem ist VanDyke nicht dein Problem.«
»Von wegen.« Wütend fuhr sie herum. Regen strömte durch ihr Haar und über ihr Gesicht. In der Ferne grollte ein Donner. »VanDyke ist nicht dein ganz persönlicher Dämon, Matthew, auch wenn du das vielleicht glauben möchtest. Er hat uns alle bestohlen.«
»Also hast du dir etwas von ihm zurückgeholt. Auf der Nomad konntest du dir ein wenig Ruhm und Geld verdienen. Wie schon gesagt, es ist dir egal, wer dafür bezahlt.«
»Verdammt noch mal, Lassiter, ich habe dir schon erklärt, dass ich davon nichts wusste! In der Minute, als ich es herausfand, als mir klar wurde, dass er bei meiner Einstellung die Finger im Spiel hatte, habe ich gepackt und bin gegangen.«
»Du hast gepackt, weil du Angst hattest, ich könnte deine Eltern ausnutzen. Mir brauchst du nichts vorzumachen, Tate. Ich weiß, dass Ray dich angerufen und von seinem Plan erzählt hat, und anschließend warst du in Rekordzeit in Hatteras.«
»Stimmt, und einer der Gründe, warum ich so schnell dort sein konnte, war der, dass ich bereits meine Kündigung eingereicht und eine Transportmöglichkeit organisiert hatte. Zum Teufel mit dir«, seufzte sie erschöpft. »Ich brauche dir gar nichts zu beweisen. Vor dir brauche ich mich nicht zu rechtfertigen.«
Allerdings wurde ihr immer deutlicher bewusst, dass sie sich vor sich selbst rechtfertigen musste. Ungeduldig strich sie sich das nasse Haar aus dem Gesicht. »Ich war davon ausgegangen, dass ich den Auftrag auf Haydens Empfehlung bekommen hatte.«
Ein
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