Der Ruf der Wellen: Roman (German Edition)
hat dir schon immer gut gestanden.«
»Noch eine Regel«, fuhr sie unbeeindruckt fort. »Du lässt die Finger von mir.«
»Kein Problem. Auf Frostbeulen kann ich verzichten. In den letzten Jahren bist du ganz schön abgekühlt, Rotschopf.«
»Ich habe einfach einen anspruchsvolleren Geschmack entwickelt.«
»Studenten.« Er lächelte höhnisch. »War mir schon immer klar, dass du Akademikertypen bevorzugst.« Er warf einen Blick auf ihre Hände und sah ihr dann wieder in die Augen. »Kein Ring. Wie kommt’s?«
»Unser Privatleben bleibt privat.«
»Das dürfte nicht einfach werden, immerhin werden wir einige Zeit auf engstem Raum zusammenarbeiten.«
»Das wird schon gehen. Und was die Arbeit betrifft – wenn wir tauchen, geht ein Mitglied eures Teams mit einem Mitglied unseres Teams hinunter. Ich traue dir nicht.«
»Das hast du dir wirklich nicht anmerken lassen«, murmelte er. »Geht in Ordnung«, fuhr er fort. »Das passt mir gut. Ich tauche gern mit dir, Tate. Du bringst mir Glück.« Er lehnte sich auf die Ellenbogen zurück und betrachtete die Sterne. »Es ist eine Weile her, seit ich in warmem Wasser getaucht bin. Der Nordatlantik ist übel, man lernt ihn richtiggehend hassen.«
»Warum hast du dann dort gearbeitet?«
Er warf ihr einen Blick zu. »Fällt das nicht unter die Überschrift privat?«
Sie blickte zur Seite und verwünschte ihre Neugier. »Stimmt, obwohl ich eigentlich mehr aus professionellem Interesse gefragt habe.«
Bereitwillig antwortete er ihr. »Mit der Bergung von Metallwracks kann man Geld verdienen. Falls du es noch nicht wusstest, der Zweite Weltkrieg ist einigen Schiffen nicht gut bekommen.«
»Und ich dachte, das einzige Metall, für das du dich interessierst, ist Gold!«
»Mich interessiert, was Geld einbringt, Baby. Und ich habe so ein Gefühl, dass diese Reise sich reichlich bezahlt machen wird.« Obwohl es ihm ebenso viel Freude bereitete, wie es ihn schmerzte, studierte er weiter ihr Profil. »Du hingegen bist wohl nicht überzeugt.«
»Nein, bin ich nicht. Aber ich bin davon überzeugt, dass diese Expedition etwas ist, das mein Vater in Angriff nehmen muss. Die Isabella und die Santa Marguerite faszinieren ihn schon seit Jahren.«
»Und der Fluch der Angelique.«
»Ja, seit dem Moment, als er zum ersten Mal davon hörte.«
»Aber du glaubst nicht mehr an Flüche. Oder an Magie. Ich vermute, das hast du beim Studium verlernt.«
Sie konnte sich nicht erklären, warum es sie so traf, ihn etwas sagen zu hören, was im Grunde nur der Wahrheit entsprach. »Ich glaube, dass das Amulett existiert, und wie ich meinen Vater kenne, war es wirklich an Bord der Isabella . Es zu finden, ist allerdings eine ganz andere Sache. Und der Wert des Schmuckstücks basiert auf seinem Alter, den Edelsteinen sowie seinem Gewicht in Gold, nicht auf irgendeinem Aberglauben.«
»Du hast nicht mehr viel von einer Meerjungfrau, Tate.« Matthew sagte es leise und bremste sich, bevor er seine Hand heben und ihr Haar berühren konnte. »Du hast mich immer an ein Phantasiewesen mit geheimnisvollen Augen erinnert, das sich im Meer wie an der Luft gleichermaßen zu Hause fühlt. Die Welt schien dir offen zu stehen.«
Tates Haut zitterte nicht wegen der leichten Brise, sondern vor Hitze. Um sich vor ihm zu schützen, sprach sie ausdruckslos und kühl. »Ich bezweifle stark, dass du in Bezug auf mich irgendwelchen romantischen Höhenflügen erlegen warst. Wir beide wissen, was ich für dich war.«
»Für mich warst du wunderschön. Und noch unerreichbarer als jetzt in diesem Moment.«
Sie verfluchte die Tatsache, dass eine so beiläufig dahingeworfene
Lüge ihren Puls beschleunigen konnte, und stand vorsichtshalber auf. »Gib dir keine Mühe, Lassiter. Ich fahre nicht mit, um dir die Langeweile zu vertreiben. Wir sind Geschäftspartner. Fifty-fifty, weil mein Vater es so will.«
»Ist das nicht interessant?«, murmelte er. Er stellte die Flasche ab und stand langsam auf, bis sie einander dicht gegenüberstanden. Bis er ihr Haar riechen konnte. Bis seine Finger bei der Erinnerung daran, wie sich ihre Haut damals angefühlt hatte, vibrierten. »Ich bin dir immer noch nicht gleichgültig.«
»Und dein Hirn befindet sich immer noch an derselben Stelle.« Sie zwang sich, Verachtung in ihren Gesichtsausdruck zu legen. »Unterhalb des Knopfes deiner Jeans. Ich sage dir was, Lassiter, wenn es mir allzu langweilig wird und ich wirklich verzweifelt bin, werde ich es dich wissen lassen. Aber bis zu
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