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Der Ruf der Wellen: Roman (German Edition)

Der Ruf der Wellen: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf der Wellen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Tagebuch?«
    Ihre Hand blieb auf dem Türgriff liegen. »Angelique Maunoir? Der Fluch der Angelique?«
    »VanDyke hat das Original. Vor fast zwanzig Jahren stieß er darauf und ließ es übersetzen.« Matthew nahm ein Metallkästchen aus der Schublade und richtete sich auf. »Ich habe damals belauscht, wie er meinem Vater sagte, er hätte die Nachkommen von Angeliques Zofe ausfindig gemacht. Die meisten von ihnen lebten in der Bretagne. Dort nimmt die Legende ihren Anfang. VanDykes Vater hatte Silas davon erzählt. Er war im Import-Export- und Transportgeschäft tätig, wo ständig die unterschiedlichsten Geschichten und Legenden kursieren. Und die Familie VanDyke hat ein persönliches Interesse an der Sache, weil sie angeblich entfernt mit Angeliques Schwiegervater verwandt ist. Deshalb ist VanDyke auch davon überzeugt, dass ihm das Amulett gehört.«
    Als Matthew bemerkte, wie Tate ihn anstarrte, setzte er sich und legte die Kiste auf seinen Schoß. »VanDyke gefiel die Vorstellung, von einem Grafen abzustammen, obwohl oder vielleicht gerade weil dieser einen fragwürdigen Ruf hatte. Laut VanDyke bekam der Graf das Amulett zurück. Er musste die Zofe töten, um es in seinen Besitz zu bringen, aber sie war ja nur eine Zofe. Als er ein Jahr später vermutlich ziemlich qualvoll an Syphilis starb, hatte er es immer noch.«
    Tate befeuchtete ihre Lippen und kämpfte gegen ihre Faszination an. »Wenn du das alles wusstest, warum hast du uns dann nicht schon längst davon erzählt?«
    »Einiges wusste ich, anderes nicht. Mein Vater hatte die Geschichte Buck anvertraut, und Buck behielt das meiste davon für sich. Er behielt auch den Großteil der Papiere meines Vaters. Ich fand sie erst vor ein paar Jahren, als Buck in der Klinik war und ich den Trailer ausmistete. Die ganze Sache machte ihm Angst.«
    Matthew beobachtete Tate und trommelte dabei mit den Fingern auf die Schachtel. »Das Problem war, dass VanDyke
meinem Vater zu viel erzählt hatte. Seine Arroganz ließ ihn unvorsichtig werden. Wahrscheinlich dachte er, er sei nahe daran, das Amulett zu finden, und wollte mit seinen Erkenntnissen prahlen. Er verriet meinem Vater, wie er die Geschichte des Amuletts durch die Familie des Grafen zurückverfolgt hatte. Verschiedene Nachkommen starben in jungen Jahren eines gewaltsamen Todes, ihre Kinder lebten in Armut. Schließlich wurde das Amulett verkauft, wanderte durch verschiedene Hände und erwarb sich seinen legendären Ruf.«
    »Wie hat es dein Vater geschafft, die Seiten des Tagebuchs zu kopieren?«
    »Seinen Aufzeichnungen zufolge machte er sich Sorgen hinsichtlich VanDykes. Er vermutete einen Trick oder Schlimmeres und beschloss, eigene Recherchen anzustellen. Seine Chance kam, als der Winter anbrach und das Tauchen eine Zeit lang unmöglich machte. Vater nutzte die Gelegenheit und forschte selbst nach. Damals muss er auf die Isabella gestoßen sein. Alle weiteren Eintragungen sind verschlüsselt. Vielleicht befürchtete er, dass VanDyke sie finden könnte.«
    Die alte Frustration nagte wieder an Matthew. »Zum größten Teil sind es nur Spekulationen, Tate. Damals war ich noch ein Kind, vieles hat er mir gar nicht erzählt. Im Grunde hat er mir überhaupt nichts erzählt. Diese einzelnen Bruchstücke aneinander zu reihen, war für mich so, als ob ich die Persönlichkeit meines Vaters wie die Teile eines Puzzles zusammensetzen würde. Inzwischen bin ich mir nicht einmal mehr sicher, ob ich ihn überhaupt kannte.«
    »Matthew.« Ihre Stimme klang sanft. Sie setzte sich neben ihn und legte eine Hand auf seinen Arm. »Damals warst du ein kleiner Junge. Du solltest dir keine Vorwürfe dafür machen, dass deine Erinnerungen undeutlich sind.«
    Er starrte auf ihre schmalen, weißen Hände, gegen die seine vernarbt und rau wirkten. Und genau das, so dachte er, ist der Unterschied zwischen uns.
    »Ich wusste nicht, was er vorhatte. Damals spürte ich zwar, dass etwas im Gange war, denn am fraglichen Tag wollte ich nicht, dass er mit VanDyke taucht. Am Vorabend hatte ich einen Streit der beiden belauscht. Ich bat ihn, nicht zu tauchen, oder mich wenigstens mitzunehmen. Er lachte mich aus.«
    Matthew löste sich von seinen Erinnerungen. »Aber das beantwortet deine Frage nicht. Ich kann mir nur vorstellen, dass mein Vater in VanDykes Kabine einbrach und sie durchsuchte. Er fand das Tagebuch und kopierte die wichtigsten Seiten. Das muss kurz vor seinem Tod gewesen sein, denn um diesen Punkt drehte sich ihr Streit – um das

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