Der Ruf der Wellen: Roman (German Edition)
wiederholte sie. »Ich bin zurzeit in der Karibik an Bord der New Adventure . HTR-56390. Er kann mich über die Vermittlung in Nevis erreichen. Haben Sie das?«
Die Stimme wiederholte ihre Nachricht und die Ziffern. »Sagen Sie Dr. Deel, dass ich dringend seine Hilfe benötige. Richten Sie ihm aus, dass ich etwas sehr Wichtiges gefunden habe und mich mit Silas VanDyke in Verbindung setzen muss. Wenn ich nicht innerhalb einer Woche, nein, in drei Tagen von Dr. Deel höre, werde ich zur Nomad stoßen.«
»Ich werde dafür sorgen, dass er Ihre Nachricht so bald wie möglich erhält. Leider kann ich Ihnen nicht sagen, wann er sich wieder bei uns meldet.«
»Danke.« Tate kam auf die Idee, ihm außer der Nachricht auch noch einen Brief zu schicken. Gott allein wusste, wie lange es dauern würde, bis der auf der Nomad eintreffen würde, aber es war einen Versuch wert.
Sie drehte sich um und erstarrte.
Matthew stand in der Tür.
»Ich dachte, wir hätten eine Abmachung, Rotschopf.«
Fünftes Kapitel
D utzende von Ausreden und Entschuldigungen gingen ihr durch den Kopf. Plausible Gründe, vernünftige Erklärungen.
Allerdings war sie sich sicher, dass der Mann, der ihr da gegenüberstand, sie wie lästige Mücken beiseite scheuchen würde. Dennoch gab sie die Hoffnung nicht auf.
»Ich will ein paar Daten mit Hayden abgleichen.«
»Tatsächlich? Und wie oft hast du schon das Bedürfnis verspürt, Daten mit Hayden abzugleichen, seit wir die Isabella gefunden haben?«
»Dies ist das erste –« Sie schrie leise auf und taumelte instinktiv rückwärts. Er war näher gekommen. Sie fürchtete sich nicht vor seiner langsamen, kontrollierten Bewegung, sondern vor der brutalen Wut, die sich in seinen Augen spiegelte. Obwohl sie ihn seit Jahren kannte, hatte sie diese Wut noch nie so ungezügelt gesehen.
»Verdammt, Tate, lüg mich nicht an!«
»Das tue ich doch gar nicht.« Sie drückte sich an die Wand und spürte nackte, körperliche Angst. Etwas in seinen Augen warnte sie, dass er dazu fähig war, ihr wehzutun. »Bitte nicht, Matthew.«
»Bitte nicht was? Soll ich dir nicht sagen, wie verlogen und hinterhältig du bist? Wann hat er dich gekauft?«
»Ich habe keine Ahnung, wovon du redest.« Sie schluckte mühsam. »Ich wollte Hayden nur fragen …« Ihre Ausrede erstarb zu einem Wimmern, weil er eine Hand an ihren Kiefer legte und zudrückte.
»Lüg mich nicht an«, sagte er bemüht langsam. »Ich habe
dich gehört. Hätte ich es nicht mit eigenen Ohren gehört, ich hätte niemals für möglich gehalten, dass du dazu fähig bist. Warum, Tate? Geld, Prestige, eine Beförderung? Ein verdammtes Museum mit deinem Namen über der Tür?«
»Nein, Matthew, bitte …« Sie schloss die Augen und machte sich schon auf den Schlag gefasst, als sich sein Griff plötzlich lockerte.
»Was wolltest du VanDyke so dringend mitteilen? Wo ist er, Tate? Wartet er in seinem Versteck, bis wir die Isabella ausgehoben haben? Und dann kommt er mit deiner Hilfe her und nimmt sich alles, wofür wir so hart gearbeitet haben?«
Ihre Augen füllten sich mit Tränen der Hilflosigkeit. »Ich weiß nicht, wo er sich aufhält. Ich schwöre es dir! Ich helfe ihm nicht, Matthew, ich liefere ihm die Isabella nicht aus.«
»Was dann? Was zum Teufel lieferst du ihm dann?«
Erschrocken wich sie vor der unverhüllten Brutalität in seinem Gesichtsausdruck zurück. »Bitte tu mir nicht weh.« Beschämt ließ sie ihren Tränen freien Lauf, bemühte sich jedoch, ein Schluchzen zu unterdrücken.
»Einem Hai kannst du ins Gesicht sehen, aber nicht dir selbst.« Matthew ließ seine Hand sinken und trat einen Schritt zurück. »Vielleicht glaubst du, dass du noch etwas bei mir gut hast. Da magst du Recht haben. Aber ich hätte nie gedacht, dass du die gesamte Expedition verraten würdest, nur um es mir heimzuzahlen.«
»Das habe ich nicht getan, wirklich nicht.«
»Was wolltest du ihm mitteilen?« Tate öffnete den Mund und schüttelte den Kopf. »Nun, du kannst ihm Folgendes von mir ausrichten, Süße. Wenn er sich meinem Boot oder meinem Wrack jemals bis auf dreißig Meter nähert, ist er ein toter Mann. Verstanden?«
»Matthew, bitte hör mir zu!«
»Nein, du hörst mir zu. Ich respektiere Ray und Marla. Ich weiß, dass sie große Stücke auf dich halten. Um ihretwillen
bleibt die Sache unter uns. Durch mich sollen sie nicht erfahren, wie du wirklich bist. Du solltest dir also einen plausiblen Grund dafür überlegen, warum du diese Expedition
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