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Der Ruf der Wellen: Roman (German Edition)

Der Ruf der Wellen: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf der Wellen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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zerbrechen und Porzellan unversehrt bleiben? Nachdenklich machte sie sich wieder an die Arbeit.
    Später würde sie sich fragen, was sie dazu veranlasst hatte, ausgerechnet in diesem Augenblick hochzublicken und sich umzudrehen. Sie hatte keine Bewegung bemerkt, höchstens ein Kribbeln im Nacken oder das Gefühl, beobachtet zu werden.
    Als sie durch die Schlammwolke spähte, erschreckten sie die stählernen Augen und das breite Grinsen eines Barrakudas. Amüsiert über ihre Reaktion, machte sie sich wieder an die Arbeit. Doch bald sah sie wieder hoch zu der Stelle, an der der Fisch zu schweben schien und ihr ruhig und irgendwie vertraut zusah. Konnte ihr stiller Beobachter wirklich derselbe Barrakuda sein, der sie täglich bei der Arbeit an der Marguerite begleitet hatte?
    Tate wusste, dass der Gedanke albern war, trotzdem musste sie lächeln.
    Um Matthew auf ihn aufmerksam zu machen, griff sie nach ihrem Messer und wollte gerade an ihre Sauerstoffflasche klopfen, als plötzlich etwas aus dem Schlauch katapultiert wurde und direkt neben ihrer Hand landete.
    Dieses Etwas glitzerte, pulsierte und glänzte. Feuer und Eis und der unverkennbare Glanz von Gold. Das Wasser um sie herum schien sich zu erhitzen, in Bewegung zu geraten und dann glasklar zu werden.
    Der Rubin sah aus wie ein Blutstropfen, umgeben von eisigen Tränen aus Diamanten. Das Gold glänzte so hell wie an dem Tag, als es zu den schweren Kettengliedern und der verzierten Fassung geformt worden war.
    Es war so sauber, dass Tate die eingravierten Buchstaben deutlich erkennen konnte.
    Angelique. Etienne.
    Das Rauschen in ihrem Kopf musste ihr eigenes Blut sein, denn im Meer war es plötzlich ganz still geworden. Das Summen
des Saugers war verstummt, genau wie das Klappern der Steine und Muscheln, die gegen ihre Flaschen schlugen.
    Der Fluch der Angelique. Wir haben ihn endlich gefunden.
    Mit tauben Fingern griff sie nach dem Amulett. Natürlich war es nur Einbildung, aber sie hatte das Gefühl, dass Hitze durch ihren Körper pulsierte – war es eine Aufforderung oder eine Warnung? Und als Tate es in ihren Händen hielt, war es sicher auch nur Einbildung, dass die Kette wie ein lebendiges Wesen zu vibrieren und einen langen, gierigen Atemzug zu nehmen schien.
    Sie empfand plötzlich schreckliche Trauer, Angst und Furcht. Fast hätte sie das Schmuckstück angesichts dieser unerwarteten Flut der Gefühle wieder losgelassen, aber dann spürte sie Liebe, eine starke, verzweifelte Liebe, die ihr Herz berührte.
    Tate schloss die eine Hand um die Kette, die andere um den Rubin und stellte sich dem Aufruhr ihrer Gefühle.
    Sie sah die Zelle vor sich, den Lichtstrahl durch das einzige, vergitterte Fenster hoch oben in der Steinmauer. Sie roch den Schmutz und die Angst und hörte die Schreie und das Flehen der Verdammten.
    Die Frau in dem zerrissenen Kleid, ihr rotes Haar brutal in Kinnlänge abgeschnitten, saß an einem winzigen Tisch. Sie weinte und schrieb in ihr Tagebuch. Das Amulett hing wie ein blutendes Herz an ihrem schlanken Hals.
    Aus Liebe. Die Worte gingen Tate durch den Kopf. Jetzt und für immer aus Liebe.
    Flammen schlugen gierig hoch und verzehrten sie.
    Matthew. Ihr erster zusammenhängender Gedanke galt ihm. Tate hatte keine Ahnung, wie lange sie die Kette umklammert gehalten hatte, während Sand und Steine wie Regentropfen um sie herum niedergingen.
    Er arbeitete weiter und sah nicht in ihre Richtung. Hier ist es, dachte sie. Was du suchst, ist direkt hier. Wie konntest du es nur übersehen? Warum, dachte sie mit einem Schaudern, hast du es nicht gesehen?
    Sie wusste, dass sie ihm ein Zeichen geben sollte, ihm zeigen, was sie gefunden hatte. Das Amulett, das sie schon zweimal zusammengeführt hatte, lag in ihrer Hand.
    Und was wird es aus ihm machen, fragte sie sich, was wird es ihn kosten? Bevor sie ihre Motive ehrlich hinterfragen konnte, steckte sie die Kette in ihren Beutel und zog die Schnur zu.
    Tate bemühte sich, ihre Fassung wiederzugewinnen, und sah sich nach dem Barrakuda um. Aber der Fisch war nicht mehr zu sehen, als ob er nie dort gewesen wäre. Um sie herum waren nur Schlammwolken.
     
    Fünfhundert Meilen entfernt rollte sich VanDyke von seiner überraschten Gefährtin herunter und stand auf. Er ignorierte ihren Protest, zog einen seidenen Hausmantel an und verließ die große Kabine. Sein Mund war trocken, sein Herz pochte wie eine Wunde. Er ging an einem weiß gekleideten Steward vorbei und lief über die Kajüttreppe auf die

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