Der Ruf der Wellen: Roman (German Edition)
Hände. »Deine
Reaktion auf das, was du gehört und gesehen hast, ist verständlich.«
»Du hast gesagt, dass du mich liebst.«
»Schlechtes Timing, wie üblich. Ich will es nicht«, sagte sie, und in ihrer Stimme klang erschöpfte Wut mit, »aber anscheinend kann ich nichts dagegen tun.«
Er setzte sich neben sie, ohne sie zu berühren. »Vor acht Jahren habe ich getan, was in meinen Augen das Richtige war. Ich wollte dich nicht mit mir hinunterziehen. Wenn ich mir heute anschaue, was aus dir geworden ist, was du aus deinem Leben gemacht hast, weiß ich, dass es richtig war.«
»Es ist sinnlos –«
»Lass mich ausreden. Es gibt noch ein paar Dinge, die ich dir gestern Abend nicht gesagt habe. Vielleicht wollte ich sie dir gegenüber nicht zugeben. Auch als ich mit der Arbeit bei Fricke anfing, habe ich ständig an dich gedacht. Ich habe nur gearbeitet, Rechnungen bezahlt und an dich gedacht. Mitten in der Nacht wachte ich auf, und die Erinnerung an dich war so intensiv, dass es wehtat. Nach einer Weile wurde es so schlimm, dass ich noch nicht einmal mehr den Schmerz wahrnahm.«
Gedankenverloren betrachtete er seine Hände. »Irgendwann habe ich mir dann eingeredet, dass es im Grunde keine große Sache war – nur ein paar Monate meines Lebens mit einem hübschen Mädchen. Danach wurde es besser. Hin und wieder hat mich die Sehnsucht trotzdem gepackt, aber ich habe mich dagegen gewehrt, ich hatte gar keine andere Wahl. Um Buck stand es schlimm, und ich hasste meine Arbeit von Minute zu Minute mehr.«
»Matthew …«
Abwehrend schüttelte er den Kopf. »Lass mich ausreden. Es fällt mir nicht leicht, so offen über meine Gefühle zu sprechen. Als ich dich wiedersah, brach es mir fast das Herz. Ich wollte die verlorenen Jahre nachholen und wusste, dass es unmöglich war. Sogar wenn ich mit dir geschlafen habe,
spürte ich diese Leere in mir. Denn im Grunde wollte ich nur, dass du mich auch liebst. Ich wünsche mir, noch eine Chance mit dir zu haben, und ich möchte, dass du mir diese Chance gibst.« Endlich sah er sie an, legte eine Hand an ihre Wange. »Vielleicht gelingt es mir sogar, dich davon zu überzeugen, dass es richtig ist, dass du mich ebenfalls noch liebst.«
Tate brachte ein unsicheres Lächeln zustande. »Wahrscheinlich würde dir das gelingen. Ich tendiere jetzt schon ein wenig in diese Richtung.«
»Ich würde damit beginnen, indem ich dir erzähle, dass das, was ich vor acht Jahren für dich empfand, die wichtigste Erfahrung meines Lebens war. Dabei reicht es noch nicht einmal annähernd an das heran, was ich jetzt fühle.«
Sie war schon wieder den Tränen nahe und spürte ihre Liebe zu ihm stärker, als sie es je für möglich gehalten hätte. »Warum hast du mir das nicht viel früher gesagt?«
»Ich war mir sicher, dass du mich auslachen würdest. Verdammt, Tate, damals war ich nicht gut genug für dich, und heute bin ich keinen Deut besser.«
»Nicht gut genug«, wiederholte sie leise. »In welcher Hinsicht?«
»In jeder erdenklichen Hinsicht. Du bist intelligent, gebildet, hast eine Familie.« Entnervt von seinen Erklärungsversuchen, fuhr er sich durch das Haar. »Du hast … Klasse.«
Einen Augenblick lang blieb sie still und ließ seine Worte auf sich wirken. »Weißt du, Matthew, ich bin zu erschöpft, um wütend auf dich zu werden, auch wenn du unglaublich dummes Zeug redest. Ich hatte wirklich keine Ahnung, dass ausgerechnet du unter mangelndem Selbstbewusstsein leidest.«
»Mit Selbstbewusstsein hat das nichts zu tun.« Langsam kam er sich albern vor. »Es ist eine Tatsache. Ich schlage mich als Schatzjäger durchs Leben, bin meistens pleite. Außer meinem Boot besitze ich nichts, und das gehört zum Teil
LaRue. Mit dieser Jagd werde ich ein Vermögen verdienen und es wahrscheinlich innerhalb eines Jahres auf den Kopf hauen.«
Tate hätte ungeduldig geseufzt, wenn ihr nicht plötzlich ein Licht aufgegangen wäre. »Und ich bin eine Wissenschaftlerin mit erstklassigen Referenzen. Ich besitze kein Boot, aber eine Wohnung, die ich kaum nutze. Durch diesen Fund werde ich berühmt, und ich habe fest vor, sowohl diesen Umstand als auch meinen Anteil an der Beute dazu zu verwenden, mir einen Namen zu machen. Oberflächlich betrachtet, haben wir kaum etwas gemeinsam und keinen logischen Grund, eine langfristige Beziehung einzugehen. Willst du es trotzdem versuchen?«
»Ich sehe das so«, sagte er nach kurzem Zögern. »Du bist klug und erwachsen genug, um mit deinen Fehlern
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