Der Ruf der Wellen: Roman (German Edition)
stand auf der Brücke der Mermaid, und seine Finger umklammerten die Kette. Die grelle Sonne schien direkt auf den Rubin, ließ die Diamanten leuchten, das Gold glänzen. Matthews Finger legten sich um den wertvollsten Fund seines Lebens, Ruhm und Reichtum, geformt aus Metall und Stein.
Dabei bedeutete dieses Amulett nichts als Kummer.
Jeder, den er je geliebt hatte, hatte darunter gelitten. Unvermittelt sah er den leblosen Körper seines Vaters, zusammengesunken auf dem Bootsdeck. Das Gesicht, das seinem so ähnlich gewesen war, bleich und tot.
Er sah Buck im Maul des Hais, Blut wirbelte durch das Wasser.
Und er sah Tate mit Tränen in den Augen, wie sie ihm das Amulett gab und ihm damit die Wahl zwischen Rettung und Zerstörung überließ.
Dann verschwamm ihr Bild. Er hatte keine Ahnung, wohin sie gebracht wurde oder was mit ihr passiert war. Er wusste nur, dass er alles tun und geben würde, um sie zurückzubekommen.
Die verfluchte Halskette wog wie Blei in seiner Hand und verhöhnte ihn mit ihrer Schönheit.
Als Buck die Brücke betrat, drehte er sich wütend um.
»Immer noch kein Zeichen von LaRue.« Buck entdeckte das Amulett und wich unwillkürlich einen Schritt zurück.
Matthew fluchte und legte die Kette auf den Kartentisch. »Dann ziehen wir es eben ohne ihn durch. Uns bleibt keine Zeit.«
»Was ziehen wir durch? Was zur Hölle hast du vor? Ich bin der gleichen Meinung wie Ray und Marla, Matthew, wir sollten die Polizei einschalten.«
»Hat uns die Polizei beim letzten Mal weitergebracht?«
»Diesmal haben wir es nicht mit einem Fall von Piraterie zu tun, Junge, hier geht es um Entführung.«
»Oder in einem gewissen Mordfall?«, fuhr Matthew kühl fort. »Er hat sie in seiner Gewalt, Buck.«
Er lehnte sich an den Kartentisch und kämpfte gegen das vertraute Gefühl der Hilflosigkeit an. »Vor Dutzenden von Leuten hat er sie einfach entführt.«
»Gegen das da würde er sie eintauschen.« Buck fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und zwang sich, die Kette anzusehen. »Als Lösegeld.«
Wie lange soll ich denn noch am Funkgerät warten und beten, dass VanDyke endlich Kontakt mit mir aufnimmt? dachte Matthew. »Darauf können wir es nicht ankommen lassen, wir dürfen nicht länger warten.«
Er griff nach dem Fernglas und reichte es Buck. »Westliche Richtung.«
Buck trat näher, hob das Fernglas und suchte die See ab. Er entdeckte eine Yacht, in der Ferne kaum mehr als ein heller Umriss. »Eine Meile entfernt«, murmelte er. »Das könnte er sein.«
»Er ist es.«
»Er wartet auf dich, rechnet damit, dass du sie holen kommst.«
»Dann will ich ihn nicht enttäuschen.«
»Er bringt dich um.« Resigniert setzte Buck das Fernglas ab. »Du könntest ihm das unglückselige Ding in Geschenkverpackung überreichen, und er würde dich trotzdem töten. Genau wie er James getötet hat.«
»Er bekommt es nicht«, gab Matthew zurück, »und er wird auch niemanden töten.« Ungeduldig nahm er den Feldstecher
und suchte das Meer nach einem Zeichen von LaRue ab. Die Zeit war um.
»Ich brauche dich, Buck.« Er sah seinen Onkel an. »Und zwar unter Wasser.«
Angst und Schmerzen waren bedeutungslos geworden. Tate musste hilflos zusehen, wie LaRue sich genüsslich über VanDykes Tafel hermachte und so ganz nebenbei seine Partner verriet. Sie dachte längst nicht mehr an Flucht, als sie schließlich auf die Füße sprang und sich auf ihn stürzte.
Der Angriff traf ihr Opfer so unvorbereitet, dass LaRue mitsamt seinem Stuhl umfiel. Ihre Nägel verkrallten sich in seiner Wange, die sofort zu bluten begann, doch dann gelang es ihm, sich auf sie zu rollen und sie festzuhalten.
»Sie sind noch schlimmer als er«, fauchte sie und wand sich unter ihm wie ein Aal. »Er ist verrückt, aber Sie sind einfach nur abstoßend. Wenn VanDyke Sie nicht tötet, wird Matthew es tun, und ich werde ihm mit Vergnügen zusehen.«
Amüsiert und erregt zugleich angesichts des kleinen Zwischenfalls, nippte VanDyke an seinem Champagner. Schließlich gab er einem Steward seufzend ein Zeichen. Er konnte es nicht riskieren, dass LaRue ernsthaften Schaden nahm – noch nicht.
»Führen Sie Miss Beaumont zu ihrer Kabine«, befahl er. »Und sorgen Sie dafür, dass sie nicht gestört wird.« Er lächelte, als der Mann Tate auf die Füße zog. Sie trat um sich, fluchte und setzte sich zur Wehr, vermochte jedoch wenig gegen ihn auszurichten. »Sie sollten sich beruhigen, meine Liebe, und LaRue und mich unsere Geschäfte
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