Der Ruf der Wellen: Roman (German Edition)
schenkte. Dann hältst du es in deiner Hand, und es strahlt noch genauso wie an dem Tag, als es geschmiedet wurde. Danach willst du immer mehr.«
Neugierig legte Tate den Kopf auf die Seite. »Gehst du deshalb nach unten? Wenn du den Schatz der Isabella oder der Santa Marguerite finden würdest – wenn du ihn entdecken würdest und reich wärst, würdest du dann trotzdem noch weitermachen?«
»Ich werde mein Leben lang tauchen. Das ist alles, was ich kann. Alles, was ich brauche. Dein Vater war genauso«, sagte Buck zu Matthew. »Ob er Gold fand oder nur mit einer Kanonenkugel auftauchte, er musste immer wieder runter. Sein Tod hat dem ein Ende gesetzt, nichts anderes hätte ihn aufhalten können.« Seine Stimme wurde rauer, und er starrte wieder auf sein Bier. »Er wollte die Isabella . In den letzten Monaten seines Lebens war er nur damit beschäftigt, herauszufinden, wie, wo und wann er sie finden konnte. Jetzt werden wir sie für ihn entdecken. Und den Fluch der Angelique.«
»Was?« Ray zog die Brauen zusammen. »Den Fluch der Angelique?«
»Er hat meinen Bruder getötet. Der Fluch einer verdammten Hexe.«
Matthew erkannte die Anzeichen und nahm seinem Onkel die fast leere Bierdose aus der Hand. »Ein Mensch hat ihn umgebracht, Buck. Ein Mensch aus Fleisch und Blut, kein Fluch und keine Zauberformel.« Er stand auf und zog Buck auf die Füße. »Wenn er zu viel trinkt, weiß er nicht mehr, was er redet«, erklärte er. »Als Nächstes erzählt er uns noch die Geschichte von Blackbeards Geist.«
»Ich habe ihn gesehen«, murmelte Buck mit einem idiotischen Grinsen. Seine Brille rutschte ihm auf die Nasenspitze, sodass seine kurzsichtigen Augen über den Rand blinzelten. »Zumindest glaubte ich das. Vor der Küste von Okracoke. Erinnerst du dich, Matthew?«
»Natürlich erinnere ich mich. Hör zu, wir haben einen langen Tag vor uns. Lass uns zum Boot zurückkehren.«
»Braucht ihr Hilfe?« Ray erhob sich und stellte zu seiner Überraschung fest, dass er selbst nicht mehr ganz sicher auf den Füßen stand.
»Ich komme schon zurecht. Ich werfe ihn einfach ins Schlauchboot und rudere ihn zurück. Danke für das Essen, Marla. Noch nie im Leben habe ich ein köstlicheres Brathuhn
gegessen. Halt dich bei Sonnenaufgang bereit«, sagte Matthew zu Tate. »Und stell dich auf eine harte Schicht ein.«
»Keine Sorge.« Obwohl er sie nicht um Hilfe gebeten hatte, ging sie um Buck herum und legte sich seinen linken Arm über die Schulter. »Komm, Buck, Zeit zum Schlafengehen.«
»Du bist ein gutes Mädchen.« Unbeholfen drückte er sie. »Hab ich Recht, Matthew?«
»Ein echtes Goldstück. Ich gehe zuerst die Leiter runter, Buck. Wenn du reinfällst, lasse ich dich vielleicht absaufen.«
»Das glaubst du doch selbst nicht.« Buck kicherte und verlagerte sein Gewicht auf Tate, während Matthew sich über die Reling schwang. »Der Junge würde mich gegen einen Schwarm Haie verteidigen! Wir Lassiters halten zusammen.«
»Ich weiß.« Vorsichtig gelang es Tate, die unter seinem Gewicht hin und her schwankte, Buck über die Reling zu manövrieren. »Halt dich fest!« Als er auf der Leiter wankte, und Matthew von unten fluchte, musste sie lachen. »Halt dich fest, Buck.«
»Keine Sorge. Der Kahn, mit dem ich nicht zurechtkomme, muss erst noch gebaut werden.«
»Verdammt, so bringst du uns noch zum Kentern! Buck, du bist ein Idiot.« Als das Schlauchboot gefährlich zu schlingern begann, drückte Matthew Buck hinunter. Wasser spritzte hoch und durchnässte sie beide.
»Überlass das nur mir, Matthew.« Vergnügt kichernd, schöpfte Buck mit beiden Händen Wasser aus dem Boot.
»Bleib einfach still sitzen.« Matthew legte sich in die Ruder, sah sich noch einmal um und bemerkte, dass die Beaumonts sie grinsend beobachteten. »Ich hätte ihn schwimmen lassen sollen!«
»Gute Nacht, Ray!« Buck winkte vergnügt, während sie sich von der Adventure entfernten. »Morgen gibt es Golddublonen. Gold und Silber und glitzernde, funkelnde Juwelen.
Ein neues Wrack, Matthew«, murmelte er, und sein Kinn sank ihm bereits auf die Brust. »Ich habe es von Anfang an gewusst. Die Beaumonts bringen uns Glück.«
»Stimmt.« Nachdem er Ruder und Leine gesichert hatte, betrachtete Matthew seinen Onkel zweifelnd. »Kommst du die Leiter allein hoch, Buck?«
»Natürlich komme ich die Leiter hoch. Bin schließlich mit Seemannsbeinen geboren worden.« Die Seemannsbeine und das kleine Boot schwankten bedenklich, als er nach der
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