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Der Ruf der Wellen: Roman (German Edition)

Der Ruf der Wellen: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf der Wellen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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schwamm auf die Leiter zu, warf Tate jedoch einen misstrauischen Blick zu. »Waffenstillstand?«
    »Waffenstillstand«, stimmte sie zu und streckte eine Hand aus. Als ihre Hände zusammentrafen, kniff sie die Augen zu Schlitzen zusammen. »Denk gar nicht erst drüber nach, Lassiter.«
    Sie hatte seine Gedanken gelesen. Die Vorstellung, sie Hals über Kopf ins Wasser zu ziehen, war ihm ausgesprochen verlockend erschienen, da sie jedoch seine Absicht durchschaut hatte, dünkte ihn sein Plan weitaus weniger amüsant. Er würde sich seine Rache für später aufheben. Matthew sank erschöpft auf die Planken und strich sich eine Haarsträhne aus den Augen.
    »Jedenfalls haben wir uns abgekühlt.«
    »Ich hätte nie erwartet, dass du es wagen würdest, Mom nass zu machen.«
    Er grinste und ließ sich auf einem Kissen nieder. »Manchmal müssen auch Unschuldige leiden. Sie ist wunderbar, weißt du. Du hast großes Glück.«
    »Ja.« Tate ließ sich neben ihm nieder und streckte ihre langen Beine aus. Selten hatte sie sich so zufrieden gefühlt. »Du hast noch nie über deine Mutter gesprochen.«
    »Ich kann mich kaum an sie erinnern. Sie ließ uns sitzen, als ich noch klein war.«
    »Ließ euch sitzen?«
    »Hatte wohl das Interesse an uns verloren«, bestätigte er schulterzuckend. »Damals lebten wir in Florida, und mein Vater und Buck bauten und reparierten nebenbei Boote. Die Zeiten waren mager. Ich weiß noch, dass meine
Eltern sich oft stritten. Eines Tages schickte sie mich zu den Nachbarn, behauptete, dass sie Besorgungen zu erledigen hätte und mich nicht mitnehmen könne. Sie kehrte nie zurück.«
    »Das muss schrecklich für dich gewesen sein.«
    »Wir haben es auch allein geschafft.« Nach so vielen Jahren war der Schmerz verheilt, nur gelegentlich spürte Matthew einen plötzlichen, unerwarteten Stich. »Nachdem mein Vater gestorben war, fand ich die Scheidungspapiere und einen Brief von ihrem Anwalt, datiert ein paar Jahre nach ihrem Verschwinden. Sie hatte weder das Sorge- noch ein Besuchsrecht beantragt. Sie wollte nur ihre Freiheit, und die bekam sie.«
    »Du hast sie nie wieder gesehen?« Es war Tate unverständlich, dass eine Mutter ihr Kind, das sie ausgetragen, in ihren Armen gehalten und heranwachsen gesehen hatte, so einfach verlassen konnte. »Nicht ein einziges Mal?«
    »Nein. Sie lebte ihr Leben, wir unseres. Wir zogen viel herum. Die Küste hinauf, nach Kalifornien, auf die Inseln. Es ging uns gut. Hin und wieder sogar besser als gut. In Maine fanden wir Arbeit bei einem richtigen Bergungsunternehmen, und mein Vater lernte VanDyke kennen.«
    »Wer ist das?«
    »Silas VanDyke. Der Mann, der ihn umgebracht hat.«
    »Aber –« Tate setzte sich auf, ihr Gesicht war blass und angespannt. »Wenn du weißt, wer …«
    »Ich weiß es«, stieß Matthew leise hervor. »Etwa ein Jahr lang waren sie Partner. Nun, vielleicht weniger Partner, als dass mein Vater für ihn arbeitete. Für VanDyke war das Tauchen ein Hobby, dann begann er irgendwann, sich für gesunkene Schiffe zu interessieren. Er ist einer jener Geschäftsleute, die sich einbilden, sie könnten sich alles kaufen, was sie wollen. Für ihn war die Suche nach Schiffswracks genau das – etwas, das er sich kaufen konnte. Er suchte eine Halskette. Ein Amulett. Dachte, er würde es auf einem Schiff finden,
das am Great Barrier Reef gesunken war. Er war zwar kein guter Taucher, aber er war reich, stinkreich.«
    »Und deshalb hat er deinen Vater angeheuert?«, bohrte Tate.
    »Damals hatten die Lassiters noch einen guten Ruf. Dad war der Beste, und VanDyke wollte den Besten. Mein Vater bildete ihn aus, brachte ihm alles bei und kam plötzlich von der Legende nicht mehr los. Dem Fluch der Angelique.«
    »Was bedeutet das?«, wollte sie wissen. »Buck hat neulich auch davon gesprochen.«
    »So wird das Amulett genannt.« Matthew stand auf, ging zur Eisbox und nahm zwei Dosen Pepsi heraus. »Angeblich gehörte es einer Hexe, die im fünfzehnten Jahrhundert in Frankreich hingerichtet wurde. Gold, Rubine, Diamanten. Unbezahlbar. Aber VanDyke war nur an der Macht interessiert, die von dieser Halskette ausgehen soll. Er behauptete sogar, dass seine Familie entfernt mit der Hexe verwandt sei.«
    Matthew setzte sich wieder hin und reichte Tate eine Dose. »Das ist natürlich Schwachsinn, aber Menschen haben schon für weniger gemordet.«
    »Was für eine Macht?«
    »Magie«, sagte er verächtlich. »Angeblich liegt ein Fluch darauf. Wer immer das Amulett

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